Lanternjack (Comic)

Martin Frei
Lanternjack
Panini, 2013, Hardcover, 60 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86201-489-7

Von Frank Drehmel

In Lanternjack spürt der deutsche Comic-Künstler Martin Frei dem alten irischen Halloween-Mythos nach, welcher zunächst mit irischen Auswanderern von Europa in die Neue Welt reiste und von dort als schaurig-fröhliches Party-Event zurück nach Europa. Dabei zitiert, adaptiert und interpretiert Frei eine der gängigeren Lesarten zum Ursprung einer der mit diesem Fest untrennbar verbundenen Figuren – Jack O'Lantern –, welche er um Elemente und Motive der irischen Mythologie bereichert.

Vor langer, langer Zeit lebte Jack O’Leary als Hufschmied im kleinen irischen Dörfchen Hoax. Im Grunde ist er ein gutmütiger junger Mann, der trotz harter, ehrlicher Arbeit kaum genug Geld für Essen und Whiskey hat, da seine Kunden seine Gutmütigkeit auszunutzen verstehen. Eines Tages, an All Hallow’s Eve, einem alten heidnischen Fest, taucht der Teufel in Jacks Stammwirtshaus auf, wo der Schmied gerade einen Disput mit dem Wirt ob seiner leeren Geldbörse austrägt und auch ansonsten nicht in Feierlaune ist, um Jack seinen Wunsch zu erfüllen und ihn in die Hölle zu seinen Ahnen zu geleiten. Der junge Mann denkt jedoch nicht daran, dem Herrscher der Unterwelt seine Seele ohne Gegenleistung auszuliefern und schafft es tatsächlich, den Teufel nicht nur zu überlisten, sondern ihm das Versprechen abzuringen, dass seine Seele bis in alle Ewigkeit vor dem Höllenfeuer sicher sei.

In den folgenden Jahren wird aus dem ehemals gutmütigen jungen Schmied ein harter, kalter und gieriger Mann, der von den Dorfbewohnern wegen seines Handels mit den Teufel gleichermaßen bewundert wie gefürchtet wird. Als eines Tages – Jack ist längst ein Greis – die Todesfee seinem Leben ein Ende setzt, findet seine Seele keine Ruhe; für den Himmel fehlt ihm ein notwendiges Siegel und in die Hölle kann er nicht, da der Teufel an sein Versprechen gebunden ist. Also kehrt er als verdammter Geist zurück auf die Erde.

Auch wenn die ausgehöhlte Kürbisse, deren feurig-leuchtende Augen die Nacht vor Allerheiligen erhellen, mittlerweile zu einem deutschen Kulturgut geworden sind, wissen viele der feiernden Partygänger und der um Süßigkeiten bettelnden Kinder nur wenig über den Ursprung dieser urhalloweenösen Figur. Mit seinem kleinen aber feinen Comic entzündet Martin Frei nun ein kleines Licht des Wissens. Die Geschichte selbst ist bewusst einfach gehalten – und damit auch für jüngere Leser verständlich –, mit charakterlich klar konturierten Figuren und Elementen der irischen Sagenwelt – wie einer Banshee, einer Fee oder dem Leprechaun –, die zwar ursprünglich nicht diesem speziellen Mythos zuzuordnen sind, die aber auf eine gefällige, unaufdringliche und in Teilen humorvolle Art und Weise die märchenhaft-phantastische Atmosphäre der Story untermalen.

Analog zur erzählerisch Klarheit und Leichtigkeit ist auch das Artwork klar und einfach gehalten: übersichtlich gestaltete Seiten und Panels, mit grafisch deutlich umrissenen Figuren, welche zum Teil leicht toon- und karikaturhafte Züge aufweisen, sowie eine schwungvolle Linienführen hinterlassen auch visuell einen gefälligen Eindruck.

Fazit: Eine sowohl erzählerisch als auch grafisch einfache Geschichte, die nichtsdestotrotz ob ihrer märchenhaften Atmosphäre und des leichten, gefälligen Ansatzes nette Unterhaltung für die ganze Familie bietet.