Matthias Falke: Bran (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 20. Juli 2013 11:08
![](/images/cover/0/7/5/7505.jpg)
Matthias Falke
Bran
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2013, Paperback, 250 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-86402-062-9 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Der Planet Rangkor, besser gesagt, dessen Firmen und Politiker, beherrschen die Galaxis. Ihre wirtschaftliche Macht baut auf dem extensiven Handel und der technologischen Überlegenheit ihrer Implantate, mit denen sie ihre Bürger ausrüsten. Umso erstaunlicher ist, dass einer der führenden Köpfe ihrer Regierung, Senator Richards, spurlos und unbemerkt verschwindet. Man findet keine Leiche, ja es gibt nicht einmal Beweise dafür, dass Richards jemals gelebt hat. Sämtliche Computerdaten wurden manipuliert, die Existenz des einstigen politischen Widersachers Francis Burtons wurde schlicht ausgelöscht. Doch Burton erinnert sich an seinen Weggefährten und sucht nach Aufklärung.
Er entsendet Stranger, seinen Mann für derartige Recherchearbeit, dorthin, wo Richards vor 30 Jahren ein Handelsabkommen abschließen sollte. Den Wüstenplaneten Zhid zeichnet, neben der fast unerträglichen Hitze in seiner Metropole, eines vornehmlich aus: die Gebärfreudigkeit seiner Bewohner. In riesigien, technisch halbverfallenen Hochhäusern fristen Zehntausende in winzigen Betonbuden ihr Dasein, die Bevölkerungsexplosion treibt die Wüstenbewohner dazu, ihr Heil in der Ferne zu suchen und sich über die Kolonien auszubreiten.
Schon beim Anflug stößt Stranger beinahe mit der Thronerbin, von der böswillige Gerüchte behaupten, dass sie aus einer kurzlebigen Liaison einer Hure und eines dahergelaufenen Niemands stammt und vom Imperator lediglich adoptiert wurde, zusammen. Zwar zieht ihn die geheimnisvolle Schönheit an, doch sein Auftrag führt ihn zunächst in die Niederungen der Stadt. Hier, bei den Bettlern, den Dieben und Huren, den Aussätzigen und Sterbenden, sucht er nach Spuren Richards – und findet nichts. Erst als seine plumpe Schnüffelei auffällt und er in den Palast gerufen wird, kommt Bewegung in seine Ermittlungen. Tief im Raum findet er ein Bran – eine Schleuse, die ihn 30 Jahre in der Zeit zurückschickt; in eine Zeit, als die Thronerbin gezeugt wurde, zu der Richards auf Zhid zu Gast war, und auf die Stranger im Auftrag seines Mandanten einen Mord verüben soll…
Matthias Falke hat bislang mit seiner „Enthymesis“-Saga und einigen „Star Voyager“-Romanen auf sich aufmerksam gemacht. Nun legt er seine erste, serienunabhängige Veröffentlichung im Atlantis Verlag vor.
Zu Beginn hat mich der Autor mit seiner Kriminalgeschichte gepackt. In einem Umfeld, das wie eine gelungene Mischung aus „Blade Runner“ und „Dune“ anmutet, geht es darum, einem Ermittler bei seinen Nachforschungen über die Schulter zu schauen. Hier wartet nicht nur ein geheimnisvolles Verschwinden eines berühmten Menschen auf den Leser, mit dem Setting der hitzeflimmernden Mega-Stadt wartet eine ganz besondere Bühne auf den Rezipienten. Mit dieser hat mich Falke gepackt und in seine Handlung hineingezogen.
Dann beginnt er mit der Zeit zu spielen – Zeitreisen, die Möglichkeit durch nachträgliche Änderungen in der Vergangenheit die Gegenwart und Zukunft zu ändern. Plötzlich bricht der Lesefluss ab, gerät eine nicht ganz stimmige Aneinanderreihung von sexuellen Begegnungen immer mehr ins Zentrum des Plots. Das wirkt verwirrend, schwebt ein wenig unzusammenhängend über dem stimmigen Beginn des Romans und zerstört viel von der aufgebauten Atmosphäre.
Zwar gelingt es ihm im Finale, alle Handlungsstränge zu einem stimmigen und überraschenden Ende zusammenzuführen, doch auf dem Weg dorthin nimmt er für meinen Geschmack zu viele Kurven, verzettelt sich in komplizierten Zeitreisen und verliert die Auflösung des Verschwindens Richards fast aus dem Auge.