Wolverine/Deadpool 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 17. Juli 2013 18:16

Paul Cornell, Gerry Duggan, Brian Posehn
Wolverine/Deadpool 1
(Wolverine 1: Hunting Season, Part 1 + Deadpool 1: In Wade We Trust, , 2013)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz, Michael Strittmatter
Titelillustration von Alan Davis
Illustrationen von Alan Davis, Mark Farmer, Matt Hollingsworth, Tony Moore, Val Staples
Panini, 2013, Heft, 52 Seiten, 4,99 EUR
Von Irene Salzmann
Wolverine wird Opfer einer einem Desintegrator ähnlichen Waffe, die Menschen regelrecht pulverisiert. Es gelingt ihm, den Mann, der ganz plötzlich zum Mörder vieler Unschuldiger wurde, zu töten. Dieser lässt einen kleinen Sohn zurück, der sich unvermittelt die Waffe greift und den Amoklauf fortsetzt.
Deadpool wird von Shield für Arbeiten angeheuert, die ein renommierter Superheld niemals ausführen dürfte: Durch Magie wurden verstorbene US-Präsidenten aus ihren Gräbern geholt und attackieren nun als Zombies die Menschen.
Es steht zwar groß „Wolverine“ drauf, aber es ist als Zweitserie „Deadpool“ mit drin – so wie früher, als bei Marvel Deutschland/Panini in den 90ern zugkräftige Titel wie „X-Men“ und „Avengers“ lockten, aber mit weniger attraktiven Titeln wie „Captain America“ und „Iron Man“ kombiniert wurden, weil zum einen der Vorlauf nicht sehr groß und das Interesse der deutschen Leser an diesen eher auf den amerikanischen Geschmack zugeschnittenen Serien klein war, so dass sich Letztere kaum verkauft hätten.
Nach dem Neustart beliebter Serien unter „Marvel Now!“ trifft Ersteres auch wieder zu, aber das Zusammenlegen von „Wolverine“ und „Deadpool“ ist Taktik, denn wenn man den einen Titel liest, wird man mit großer Wahrscheinlichkeit auch den anderen mögen. Schließlich ist beiden Charakteren gemein, dass sie sich in einer (Dunkel-) Grauzone bewegen und zu drastischen Mitteln greifen, die denen ihrer Gegner nicht nachstehen. Es wird geschlitzt, gehackt, geköpft, gekillt … Dennoch stellt man die Methoden der beiden nicht infrage, da es sich um Notwendigkeiten handelt, zu denen sie gedrängt werden, um andere beschützen und noch mehr Opfer vermeiden zu können. Diese harte Gangart, die seit einigen Jahren nahezu alle Superhelden-Comics prägt (seit dem 11. September, um genau zu sein), geht auf den Wunsch des Durchschnitt-Amerikaners ein, der für sich ein Höchstmaß an Sicherheit und Schutz verlangt, am besten repräsentiert von einer Anführer- und Retter-Figur, die es dem bösen Feind mit gleicher Münze heimzahlt oder ihn – besser noch: durch einen Präventivschlag niederzwingt.
Verbündete und Partner sind nie ein Thema, wie der aktuelle, von US-Seite ignorierte Skandal um die Spionage, die gewiss nicht allein der Verbrechens- und Terrorbekämpfung dient, beweist. Hingegen wird die Jagd auf sogenannte Verräter, die die wenig demokratischen, wenig liberalen und juristisch fragwürdigen Seiten Amerikas anprangern – welche dem Ausland längst bekannt sind –, mit einer erstaunlichen Intensität betrieben. Es wäre jedoch müßig, an dieser Stelle näher darauf einzugehen.
Zwar zeigen die Protagonisten durchaus Skrupel, aber erst hinterher, wenn sie Zeit dafür haben. Sie müssen mit ihrem Gewissen leben und sich vor sich selbst verantworten. Beide haben diesbezüglich einen langen Weg zurückgelegt: Wolverine war ein berserkerhafter und Deadpool ein psychopathischer Killer. Während der eine viele Hefte benötigte für seine Weiterentwicklung, schaffte es der andere in kürzerer Zeit, was darin begründet liegt, dass knallharte Helden mit dunklen Flecken auf ihrer grauen Weste in den 70er und 80er Jahren noch einen schweren Stand gegenüber ihren unfehlbaren Superkollegen hatten (Wolverine hatte seinen ersten Auftritt 1974 in „Incredible Hulk“ 180), während die Schöpfungen ab den 90er Jahren bereits davon profitierten (Deadpool erschien erstmals 1991 in „New Mutants“ 98), dass die zwielichtigen und vielschichtigen Antihelden in den Fokus der Fans rückten.
Fakt ist: „Wolverine“ und „Deadpool“ versprechen harte Action, meist gepaart mit Splatter, dazu coole Sprüche: „Heiliger Bon, der du bist im Himmel, schick mir … ♪ High Voltage ♪“, Deadpool, S. 39. Man wird auf jeden Fall bestens unterhalten, allerdings sind manche dieser Episoden nur geeignet für ein Publikum, das wenigstens 16 oder 18 Jahre alt ist.
Die Zeichnungen beider Nr. 1-Bände sind sehr ansprechend, wie es immer der Fall ist, wenn eine neue Serie etabliert und Leser gewonnen werden sollen. Wünschenswert wäre es, wenn dies auch so bliebe und dann nicht – wie leider viel zu oft – die zweite, dritte … Zeichner-Garnitur Altmeister wie beispielsweise Alan Davis („Excalibur“, „Uncanny X-Men“ etc.) ersetzen würde.
Die unter dem Stichwort „Marvel Now!“ erscheinenden neuen Serien sind nicht frei vom Ballast der vergangenen Jahrzehnte, stellen jedoch für die beliebten Helden einen Neuanfang und damit für den Leser einen idealen Einstiegspunkt dar.