Mike Mignola & Christopher Golden: Joe Golem und die versunkene Stadt (Buch)

Mike Mignola & Christopher Golden
Joe Golem und die versunkene Stadt
(Joe Golem and the Drowning City)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Dietmar Schmidt
Titelillustration von Mike Mignola und Dave Stewart
Bastei Lübbe, 2013, Hardcover, 300 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-7857-6088-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

1925 ging die Welt unter. Erdbeben, Springfluten und Feuersbrünste überzogen die Städte, das Meer und die Flüsse stiegen über ihre Ufer, die Bauten der Menschen versanken im Wasser. New York traf es dabei besonders hart, Manhattan versank in den Fluten. Die Menschen, stur und widerspenstig, weigerten sich, ihre angestammte Heimat zu verlassen. Während die Reichen und Schönen in der Uptown ihre Partys feiern, fristen sie in den Kanälen zwischen den überschwemmten Hochhäusern ihr oftmals karges Dasein.

Felix Orlov, mittlerweile 82 Jahre alt, gehört zu ihnen. Einst war er ein gefeierter Magier und Spiritist, nun reicht es gerade noch für das Notwendigste für ihn und seine vierzehnjährige Assistentin Molly. Seit einigen Wochen plagen ihn, der seit einem einschneidenden Erlebnis in seiner Kindheit mit den Geistern Verstorbener Verbindung aufnehmen kann, merkwürdige, beängstigende Träume. Dann machen sich merkwürdige Gestalten in Taucheranzügen auf die Jagd nach dem Spiritisten, entführen ihn und jagen seine Assistentin. Nur dem Eingreifen von Joe Golem verdankt sie, dass sie ihren Häschern zunächst entkommen kann.

Sie findet Aufnahme bei Mr. Church, einem Detektiv, dessen Körper zwischenzeitlich, um dem Grab zu entgehen, weitgehend aus Maschinenteilen besteht. Zusammen mit Joe Golem, der vor Jahrhunderten in Kroatien Jagd auf Hexen machte, stellen sie sich gegen den dunklen Okkultisten Cocteau ,der mit Hilfe des Pentajulum, eines magischen Hilfsmittels, die alten Götter aus einer anderen Dimension zurückholen will – auch wenn dabei die Erde und ihre Bewohner vernichtet werden...

Was ist das für ein Buch, das uns Bastei Lübbe hier vorlegt? Gespickt mit unzähligen Schwarzweiß-Illustrationen erwartet den Leser eine faszinierende Welt. New York in den 50er Jahren, doch was für ein Big Apple. Nicht etwa der Broadway oder die Bürotürme Manhattans beherrschen die Stadt, nein, die Fluten des Meeres dienen als phantastische Kulisse für eine abenteuerliche Handlung, wie man sie so noch nicht gelesen hat.

So phantastisch die Kulisse, so einfallsreich die Wesen die diese bevölkern daherkommen, bleiben die Figuren, allen voran die Handlungsträger Maggie, Dr. Church und Joe Golem leider doch etwas blass. Was hätte man insbesondere aus dem langlebigen Detektiv, der als tragische Figur, die geprägt von den Verlusten seiner Freunde verzweifelt ist, nicht alles machen können, wie hätte man Joe Golem als letztlich verletzte Kreatur beschreiben können, doch leider werden diese Aspekte nur angedeutet, ohne sie wirklich auszuarbeiten.

Vieles muss sich der temporeichen Handlung unterordnen, so manches Mal springt der Plot etwas unkoordiniert zwischen den verschiedenen Handlungssträngen hin und her und auch die Anleihen bei den Großen Alten waren eigentlich unnötig, ja stören das Bild eher, als dass sie es bereichern würden.

Hier wurde Potential verschenkt, wobei die Ideen der beiden Autoren eigentlich bestechend waren, der Handlungsort einen großen Reiz auf den Leser ausübt und der ein wenig zu einseitig gezeichnete Schurke als Antagonist einen willkommenen Widerpart für unsere Helden darstellt.