Fables 18: Stadt der Werwölfe (Comic)

Bill Willingham
Fables 18
Stadt der Werwölfe
(Fables: Werewolfes of the Heartland, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration von Daniel Dos Santos
Zeichnungen von Craig Hamilton, Jim Fern, Ray Snyder, Mark Farmer
Panini, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-491-0

Von Christel Scheja

Es sieht nicht gut aus für die Fables. Nach dem „Duell der Zauberer“ ist klar geworden, dass sie ihre Enklave in New York nicht zurückerobern können. Und als Mr. Dark auch noch die „Farm der Tiere“ bedroht, steht fest: sie müssen sich eine Heimat suchen. Am besten eine, wo sie sich komplett von den Menschen abschotten können.

Ausgerechnet Bigby Wolf hat es übernommen, sich umzusehen. Schon eine ganze Weile streift er durch die USA, um einen geeigneten Ort aufzuspüren, den die Fables ohne großes Aufsehen besiedeln können. Doch bisher war kein Dorf, keine Kleinstadt wirklich brauchbar – viel zu viele davon lagen zu nahe an menschlichen Ansiedlungen. Eines Tages – in der Nähe des Ortes Story, horcht er auf, denn etwas ist anders als sonst. Er spürt und riecht Wesen, die es eigentlich nicht geben dürfe, begegnet einem völlig verängstigten Menschen und stellt schließlich deren Jäger: Werwölfe. Dann wird er niedergeschossen und mittels eines Betäubungspfeils außer Gefecht gesetzt.

Bigby Wolf kommt erst wieder in einer Zelle zu sich. Schnell stellt sich heraus, dass er mit Schatten seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird. Denn ihm steht Sergeant Harp gegenüber, ein amerikanischer Geheimdienstmann, den er im Zweiten Weltkrieg im Kampf gegen die Nazis unterstützte. Doch das ist nicht das einzig Seltsame in der Stadt. Hier scheint man ihn gut zu kennen und sogar als „Vater“ zu verehren. Um mehr über alles zu erfahren macht Bigby erst einmal gute Miene zum bösen Spiel und hört sich an, was Harp und seine Ehefrau – die ehemalige Naziwissenschaftlerin Doktor Sieglinde von Arensberg und Traun – zu erzählen haben. Dabei merkt er, dass gerade in der jüngeren Generationen Entwicklungen zu erkennen sind, die ihm gar nicht behagen und allem widersprechen, was einen Wolf ausmacht. Nur wenige scheinen verstanden zu haben, welches Blut in ihnen fließ und welche Verantwortung das mit sich bringt, wie die junge Oda, die besonders fein ausgeprägte Sinne hat...

„Stadt der Werwölfe“ ist eine in sich geschlossene Geschichte, die auch für sich alleine stehen kann, obwohl sie natürlich auf den vorherigen Entwicklungen aufbaut und dem Helden einen Grund liefert, sich gerade an diesen Ort zu begeben. Zudem wird eine Brücke zur düsteren Vergangenheit von Bigby Wolf geschlossen, die schon einmal in einem der früheren Bände ein Thema war.

Gespannt kann der Leser mitverfolgen, wie er nach und nach mehr über die aus seinem Blut entstandene Gesellschaft erfährt und seine eigenen bitteren Schlüsse daraus zieht. Man merkt schon, aus welcher Gesellschaftsordnung die Werwölfe stammen – auch wenn sich ihre Eltern an den amerikanischen Lebensstil angepasst zu haben, schimmert doch gelegentlich immer noch die Ideologie des Dritten Reiches durch; gerade bei denen, die sich am Ende gegen Bigby stellen. Angenehmerweise verzichten Autor und Künstler darauf, allzu sehr zu werten und überlassen dem Leser, wie er so manche Enthüllungen werten soll. In einer Mischung aus Wut und Resignation schafft Bigby schließlich Ordnung, wie es seine Aufgabe als Rudelführer ist ... doch bis dahin fließt eine Menge Blut und kommen nicht wenige unangenehme Wahrheiten ans Licht. Trotz einer sehr geradlinigen Entwicklung, sind nicht alle Wendungen vorauszusehen, so dass die Geschichte auch in ihren ruhigen Momenten spannend bleibt, gerade wenn man mehr über die Vergangenheit erführt. Insgesamt überwiegt aber die Action und sorgt für kurzweiliges Lesevergnügen.

Alles in allem kann sich „Stadt der Werwölfe“ sehen lassen, liefert der achtzehnte Band der „Fables“ doch eine interessante Nebengeschichte, die gelungene Bande zu den Schatten aus der Vergangenheit der Hauptfigur knüpft.