Horror Factory 1: Pakt mit dem Tod & 2: Crazy Wolf & 3: Der Blutflüsterer (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 30. Juni 2013 11:02
Horror Factory
1: Pakt mit dem Tod, Wolfgang Hohlbein
2: Crazy Wolf, Christian Endres
3: Der Blutflüsterer, Christian Montillon
Bastei Entertainment, 2013, eBook/Hörbuch-Download, jeweils 1,49 EUR
Von Olaf J. Menke
Der Markt für kurze Texte im eBook, welche vor allem als Serie herausgebracht werden, boomt derzeit. Wir hier in Deutschland kennen diese Textform vor allem als sogenannten Heftroman, in den USA nennt sich das ganze Novelle und entwickelt sich dort derzeit ebenfalls sehr erfolgreich – es scheint, als seien solche kurzen Texte ideales „Futter“ für die eBook-Reader und Tablet-Computer. Grund ist hierbei nicht nur die Kürze der Texte, sondern auch der Niedrigschwellen-Preis, welcher die Leser zum schnellen Konsum verleiten soll.
Häufig sind die ersten Ausgaben dieser Serien kostenlos um den Leser zum Download zu animieren. Hier in Deutschland baut vor allem Bastei Lübbe auf dieses Konzept und bringt neben eBook-Umsetzungen von Serien wie „John Sinclair“, „Jerry Cotton“, „Lassiter“, „Maddrax“ und „Der Hexer“ auch reine eBook-Serien wie „Apocalypsis“ (Vatikan-Verschwörung) und „Survivor“ (Science Fiction) auf die Technik-Gadgets.
Im Mai startete Lübbe nun erstmals eine entsprechende Reihe, welche unter dem Label „Horror Factory“ verschiedenste Horrorgeschichten zum kleinen Preis im Heftromanumfang bieten soll. Die Storys erscheinen zweiwöchentlich als eBook und als Audio-Download, jeweils gelesen von bekannten Sprechern. Beide Versionen können für 1,49 EUR erworben werden, allerdings wird die Audio-Fassung schon mal zu höheren Preisen angeboten (bei Amazon etwa für 3,99 EUR), weshalb es sich lohnt, hier zu vergleichen. Bisher sind drei Ausgaben erschienen, welche bereits jetzt ein breites Spektrum an Themen und Darstellung präsentieren.
Die erste Ausgabe etwa wurde von Star-Autor Wolfgang Hohlbein beigesteuert, der hier das Schicksal eines Jungen vorstellt, der unter Gleichaltrigen leidet und verprügelt wird, aber schließlich einen makabren Weg findet um sich zu rächen. Wolfgang Hohlbeins Text ist nicht explizit, der Horror funktioniert hier eher zahm, von ihm erwartet man allerdings auch eher dunkle Phantastik als eine knallharte Horrorstory. Die Story „Pakt mit dem Tod“ ist gleichzeitig deutlich an „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ angelehnt und soll Gerüchten zufolge der Prolog eines demnächst erscheinenden weiteren Romans des Bestseller-Autors sein.
Der Horror in der Reihe soll sich ja auch ein wenig steigern und dies gelingt dann ganz hervorragend mit dem zweiten Band, „Crazy Wolf“ von Christian Endres. Es geht, wie zu erwarten ist, um einen Werwolf. Endres erzählt seine Story dabei in einem ganz herrlich unkonventionellen Stil, ein wenig wie Stephen King, dabei aber mehr wie ein Comic, als einen Roman. Sollte man gelesen haben, die Story ist zwar auch nicht zu explizit, aber vom Stil her wirklich ungewöhnlich und lesenswert.
Die dritte Ausgabe schließlich stammt von Christian Montillon, seines Zeichens inzwischen Exposé-Autor bei „Perry Rhodan“. Er hat aber gerade im Horror-Genre einiges geleistet und passt damit in diese Reihe besser, als man zunächst annehmen möchte. Montillon ist vor allem als der jeweiligen Serie anpassungsfähiger Autor bekannt, hier durfte er mal einfach so „drauflos“ schreiben und tut dies auch hemmungslos. Die Story dreht sich um eine Familie, die einen zehnjährigen Sohn hat der an Alzheimer erkrankt und eines Tages bestialisch ermordet aufgefunden wird. Seltsamerweise hat er vorher schon von seinem Tod gesprochen... Es entfaltet sich ein gruseliges und blutiges Szenario, das den Leser nicht kaltlassen kann. Dieser Roman ist der bisher härteste; man darf gespannt sein, wie weit sich die Romane noch vorwagen werden.
Mit „klassischen Heftromanen“ hat das Ganze übrigens schon längst nichts mehr zu tun, die Autoren durften laut Herausgeber Uwe Voehl einfach wirklich mal drauf los schreiben, auch die endgültige Länge der Romane war freigestellt. Die ersten drei Bände der neuen Horror-Reihe „Horror Factory“ zeigen also vor allem eines: dass den Autoren keine Grenzen bei der Auswahl und Ausgestaltung ihrer Arbeit gesetzt werden und dementsprechend ganz unterschiedliche Texte herausgekommen sind. Die erste Staffel dieser Reihe soll 13 Ausgaben umfassen, als nächstes wird am 10. Juli ein Roman von Timothy Stahl erscheinen. Weitere Autoren werden unter anderem Manfred Weinland, Michael Marcus Thurner, Malte S. Sembten, Robert C. Marley und Uwe Voehl selbst sein. Diese Serie wird wohl ein ausschließliches Vergnügen für Besitzer technischer Gadgets bleiben, laut Herausgeber ist keine spätere Veröffentlichung als Buch geplant. Insgesamt ist die Reihe bisher eine Empfehlung wert und wer als Leser Phantastischer Literatur hier zugreift, macht sicherlich nichts falsch.