Mary Janice Davidson: Wer zweimal stirbt, ist länger tot (Buch)

Mary Janice Davidson
Wer zweimal stirbt, ist länger tot
Betsy Taylor 11
(Undead and unstable)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Barbara Först
Titelillustration von Carolin Lipiens
Lyx, 2013, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 310 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-8025-9082-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Unsere herz-allerliebste Vampir-Königin mit dem Faible für Designer-Pumps ist am Boden zerstört. Da ist sie, zusammen mit der Tochter des Teufels, doch durch die Zeit gereist, hat nicht nur die Hexenprozesse von Salem sondern auch die ferne Zukunft besucht und sich selbst als Herrscherin einer Welt erblickt, die im ewigen Eis erstarrt ist.

Kaum war sie von ihrem Ausflug zurück, wurde ihre tote Freundin aus der Hölle entführt und wieder zum Leben zu erweckt. Soweit war ja noch alles toll, dass ihr menschlicher Freund, der schwule Arzt Marc, sich dann mittels eines Opiat-Cocktails das Leben nimmt, weil ihm sein zukünftiges Ich irgen etwas natürlich unheimlich Geheimes geflüstert hat, war aber ein echter Tiefschlag für unsere Betsy.

Voll in Trauer, nicht einmal fähig sich eine neue Pediküre machen zu lassen oder schwarze Trauer-Stilettos zu kaufen – und das sagt mehr als alles andere über den Seelenzustand von Betsy aus –, stößt sie dann unerwartet unter dem Dach ihrer Villa auf eben jenen Marc, der eigentlich friedlich ins einem Sarg ruhen sollte. Ein Zombie unter ihrem Dach, ein wandelnder Toter, der nach Gehirn lechzt und langsam aber sich vor sich hin verwest – undenkbar! Doch irgendwie hat Marc weder Appetit auf frisches oder abgestandenes Gehirn, noch rottet er vor sich hin.

Damit nicht genug, steht ihr auch noch Trouble mit ihrer Familie ins Haus. Laura, Tochter der Teufelin, muss um ihren angestrebten Job bei Satan zu bekommen, ihre Halbschwester Betsy um die Ecke bringen – ein Plan, der Betsy auf die Palme bringt…

Was waren das anfänglich für tolle Romane, die Mary Janice Davidson vorlegte. Da wagte eine junge, unverbrauchte Autorin es, ganz bewusst seichte, lustige und ein wenig frivole Texte vorzulegen, die mit der Schuh- und Sexsucht ihrer Protagonistin kokettierten und einfach spritzig zu lesen waren. Die Erlebnisse der untoten Betsy zogen Scharen junger Leserinnen zum Medium Buch, ja sie entfachten bei uns erst den Hype um die Vampir-Romanzen der Lyx dann zu wirtschaftlichen Höhenflug verhalf.

Mittlerweile ist der erste Lack ein wenig ab, wiederholen sich die Gags und die einst so erfrischenden Dialoge verlieren zunehmend an Tempo und Faszination. Das hat sicherlich damit zu tun, dass die Autorin ihre Handlungsträgerin ein wenig aus dem Fokus verloren hat. Statt sich auf Betsy zu konzentrieren, die zugegebenermaßen aufgrund ihrer geistig eher einfachen Anlage nicht eben sonderlich vielschichtig daherkommt, fügte sie ihrer Schöpfung immer weitere Elemente und Versatzstücke hinzu. Ausflüge in die Hölle, Zeitreisen in die Vergangenheit und die ferne Zukunft, das verträgt sich nicht sonderlich mit Betsys geistigem Horizont. So ist Davidson nun in ihrer eigenen Falle gefangen.

Nachdem sie ihre Erzählerin so angelegt hat, dass sie eben oberflächlich und naiv agiert, kann sie nun, nachdem die üblichen Fährnisse zur Genüge abgearbeitet wurden, diese nicht einfach mit komplizierten Sachverhalten überfordern. So wird der Plot immer abstruser, reihen sich unlogische Ansätze und Handlungen aneinander und bleibt das Witzige der Serie zusehends auf der Strecke.