Die Liga der Außergewöhnlichen Gentlemen: 2009 (Comic)

Alan Moore, John Thomas
Die Liga der Außergewöhnlichen Gentlemen: 2009
(The League of Extraordinary Gentlemen – Century: 2009)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration und Zeichnungen von Kevin O'Neill
Panini, 2013, Paperback, 84 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86607-466-8

Von Britta van den Boom

Es ist das Jahr 2009, und um die Welt steht es nicht gut. Nicht nur gibt es politische Probleme, sondern es droht zudem eine ‚traditionelle‘ Apokalypse durch die Erschaffung eines Antichristen. Es ist eine Zeit, in der die Welt Helden braucht – doch diese haben mit den Jahrhunderten ebenso gelitten.

Die Unsterblichen der „Liga der Außergewöhnlichen Gentlemen“ haben sich selber und ihre Ziele verloren – nur Orlando steht noch in Kontakt mit dem ungehaltenen Prospero und übernimmt es, Mina Haker und Alain Quatermain zu finden, um mit ihnen gemeinsam den Weltuntergang abzuwehren. Dass der Antichrist sich als ein Zauberschüler mit einer Narbe entpuppt, der an einer geheimen Akademie erschaffen und ausgebildet wurde, ist nur einer der postmoderner Brückenschläge in die heutige Zeit. Die Suche nach dem Auslöse der Apokalypse bringt die Helden wieder zusammen, bedroht aber auch etwas, von dem sie als Unsterbliche mehr als genug haben: ihr Leben.

Bestehende Geschichten in einem neuen Gewand zu präsentieren, mit bekannten Charakteren zu spielen und ihnen frische – oder in diesem Falle deutlich düstere – Facetten zu verpassen, ist nicht neu. Ebensowenig wie die Grundgeschichte, in der das Ende der Welt abgewendet werden muss, indem der Bote des Untergangs gejagt und vernichtet wird. Inhaltliche Spannung kommt so wenig auf, auch wenn die Interaktionen der Protagonisten Tiefe besitzen, mit guten Dialogen bestechen und emotional berühren können. Diese Zeit, die sich Alan Moore mit seinen Charakteren lässt, ist angenehm. Er erschafft so eine dichte Atmosphäre, die die Düsternis und allgegenwärtige Hoffnungslosigkeit Londons im Jahre 2009 überzeugend vermittelt.

Wenig schön zu nennen sind die Zeichnungen von Kevin O'Neill. Obschon dynamisch, machen sie oft einen skizzenhaften und unproportionierten Eindruck, bei dem die Frage aufkommt, ob es sich hierbei um einen beabsichtigten Stil oder fehlende Fertigkeiten handelt. Trotz aufwändiger Hintergründe stellt sich zuweilen das Gefühl ein, hier ein Fanprojekt in der Hand zu haben. So haben die Zeichnungen deutlich die Funktion, die Geschichte zu transportieren und nicht als künstlerische Werke für sich selbst zu stehen, was – je nach Geschmack – dem Leser ausreichen kann oder nicht.

Ergänzt wird der Comic durch sechs Seiten der Story „Die Günstlinge des Mondes" von John Thomas im hinteren Teil. Leider fehlen Informationen über die Erschaffer des Werkes und andere Hintergründe.

Das Heft kommt in gewohnt guter Panini-Qualität mit Softcover und farbintensivem Druck.