Der Heckenritter 2: Das verschworene Schwert (Comic)

George R. R. Martin & Ben Avery (Adaption)
Das verschworene Schwert
Der Heckenritter 2
(The Hedgeknight TPB 2, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Kerstin Fricke
Titelillustration und Zeichnungen von Mike S. Miller
Panini, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 152 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-537-5 (auch als Hardcover erhältlich, 24,95 EUR)

Von Irene Salzmann

Nach dem Tod von Ser Arlan zieht sein einstiger Knappe Dunk nun selbst als Heckenritter durch die Lande und verdingt sein Schwert gegen ein Nachtlager, Speise und Trank. Ihn begleitet der Junge Egg, der alles andere als ein simpler Bauentölpel ist und der an Dunks Seite sehen will, wie die Menschen leben und welche Sorgen sie quälen, denn seine eigene Familie hat ihn schwer enttäuscht.

Gegenwärtig dienen Dunk und Egg Ser Eustace, einem heruntergekommenen Ritter, der bei der letzten großen Schacht auf Seiten der Verlierer gestanden hatte, von vergangenen Zeiten und dem, was hätte sein können, träumt. Eine schlimme Dürre plagt das ohnehin schon arme Land, und sogar der Fluss ist ausgetrocknet. Dunk folgt seinem Verlauf und findet heraus, dass die Lady Rohanne von Coldmoat, auch ‚Rote Witwe‘ genannt, weil sie bereits mehrere Ehemänner unter die Erde brachte, den Fluss umgeleitet hat, um die eigenen Felder zu retten.

Dunks Begleiter Ser Bennis begeht den Fehler, einen der Arbeiter zu verletzen. Nun sind friedliche Verhandlungen von vornherein ausgeschlossen, denn die Rote Witwe will Blut mit Blut vergelten, und auch Ser Eustace glaubt, durch einen Krieg die einst verlorene Ehre zurückgewinnen zu können. Allerdings stehen ihm gerade ein knappes Dutzend Bauern zur Verfügung, die keine Ahnung vom Kämpfen haben.

Dunk bedauert es, dass er die Männer in den sicheren Tod schicken soll – und wofür? Für die Dummheit zweier alter Männer und den Starrsinn einer jungen Frau? Obwohl er schon drauf und dran ist, seinen Dienst aufzukündigen, bleibt er, um trotz der für ihn aussichtslosen Situation das Blatt vielleicht zu wenden…

„Der Heckenritter“ ist ein Kurzgeschichten-Zyklus, den George R. R. Martin über die Abenteuer von Ser Dunk und seinem Knappen Egg verfasste. Chronologisch spielt er etwa 100 Jahre vor „Game of Thrones“, vor der Verfilmung besser bekannt unter dem Titel „Das Lied von Feuer und Eis“. Inzwischen liegen auch einige Comic-Adaptionen vor – vom „Heckenritter“ ist dies nun die zweite.

Auf eine Vorstellung der Hauptfiguren wird weitgehend verzichtet, denn man kennt sie bereits und weiß auch über ihre Geheimnisse Bescheid. Durch Gespräche, Dunks Beobachtungen und Gedanken erfährt man Näheres über seinen Dienstherrn, dessen Situation und die Fehde mit den Bewohnern der benachbarten Burg. Wie sich herausstellt, ist vieles nicht so, wie es erzählt wurde und auf den ersten Blick hin scheint. Alles ist eine Sache der Auslegung.

Aus diesem Grund verlässt Dunk Ser Eustace dann doch nicht. Nachdem er die Bauern zurück in ihre Dörfer geschickt hat, tritt er als einziger Kämpfer gegen den stärksten Ritter von Coldmoat an, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden und zwischen beiden Parteien zu vermitteln. Das Ergebnis ist auch für ihn eine Überraschung, die zwar nicht ganz seinen Wünschen entspricht, aber für Rohanne und Eustace die beste Lösung bedeutet.

Erneut stellt Dunk die Belange anderer und das, was er für richtig und ehrenhaft hält, über die eigenen Hoffnungen. Dadurch stößt er bei vielen, die ihre Ideale längst verloren haben, auf Unglauben und Verwunderung, aber er gewinnt auch Freunde und bewirkt in manchen Köpfen ein Umdenken. Egg, dessen Geheimnis zwar zu seinem eigenen Schutz Rohanne anvertraut wurde, muss es nicht lüften, um zu helfen – und der altkluge Junge hat wieder etwas Wichtiges gelernt.

Die Zeichnungen passen stilistisch zu dem Fantasy-Abenteuer, da sie nicht zu realistisch-idealistisch, aber auch nicht zu comichaft ausfallen. Die Kolorierung in erdigen Tönen unterstreicht die Atmosphäre, die in dem dürren, trostlosen Land herrscht.

Auch wenn man nicht die beiden Staffeln „Game of Thrones“ gesehen oder die Romane des Autors gelesen hat, wird man als Fantasy-Freund bestens von dieser intelligent erzählten Geschichte unterhalten. Es werden überdies keine Vorkenntnisse benötigt; das Wesentliche lässt sich der Einleitung und der Handlung entnehmen. Es wäre schön, würden auch die weiteren „Heckenritter“-Kurzgeschichten als Comic-Adaption erscheinen.