Tolkien, J. R. R.: Die Kinder Húrins (Hörbuch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 05. Oktober 2009 01:00
J. R. R. Tolkien
Die Kinder Húrins
(The Children of Húrin, 2007)
Nach dem gleichnamigen Roman
Aus dem Englischen von Hans J. Schütz und Helmut W. Pesch
Gelesen von Gert Heidenreich
Titelillustration von Alan Lee
Fotos von Finepic/Henkensiefken und Ullstein Bild/AP
Karte von Christopher R. Tolkien
Hörverlag, 2008, 7 CDs in Plastiktütchen in einer aufklappbaren Papp-Box, Laufzeit ca. 484 Minuten, ca. 34,95 EUR, ISBN 978-3-86717-239-4
Von Irene Salzmann
Das Heldenepos um »Die Kinder Húrins« wurde bereits im »Silmarillion« erwähnt. Da es für sich stehen kann, lagerte man den Zyklus schon vor einigen Jahren aus und veröffentlichte ihn in Form dreier Taschenbücher.
Christopher Tolkien berichtet im Vorwort, dass sein Vater bis zum Tod an jenen Geschichten arbeitete, die chronologisch vor dem »Herrn der Ringe« spielen, doch er selber ergänzte und kürzte schließlich die Fragmente, um den Freunden von Mittelerde eine weitere reizvolle und in sich abgeschlossene Erzählung bieten zu können.
Kennt man die anderen berühmten Werke von J. R. R. Tolkien, weiß man, worauf man sich einlässt: »Die Kinder Húrins« ist keine Action-Fantasy mit markigen Dialogen sondern ein tragischen Epos im Stil des »Nibelungenliedes«. Der ernste Ton und die altertümlich anmutenden Formulierungen werden von Gert Heidenreich (»Der Hobbit«, »Der Name der Rose«, »Dalai Lama: Perlen der Weisheit« u. a.) glaubwürdig gelesen.
Die Gestaltung des Hörbuchs ist ansprechend: In einer aufklappbaren Papp-Box, die von einer Illustration Alan Lees geziert wird, der sich auf ›Tolkien-Art‹ spezialisiert hat, liegen sieben CDs in Plastiktütchen und ein umfangreiches Booklet, das ein Inhaltsverzeichnis des Hörbuchs, Informationen zu J. R. R. Tolkien und Gert Heidenreich, Stammbäume der wichtigsten Figuren, eine Namensliste und eine Karte von Mittelerde bietet.
In Beleriand leben Menschen und Elben friedlich nebeneinander, denn ein gemeinsamer Feind macht sie zu Verbündeten. Der finstere Morgoth will immer noch alles zerstören, was seine Valar-Geschwister an Schönem erschaffen haben. Húrin ist einer der Menschenkrieger, die sich gegen Morgoth stellen, doch wird er gefangen genommen und gefoltert. Da ihn die Tortur nicht brechen kann, verflucht Morgoth Húrin und seine Nachkommen.
Deren Leben steht dann auch unter keinem guten Stern. Turin, der vom Elbenkönig wie ein Sohn aufgezogen wurde, verlässt seine Heimat nach einem Unglücksfall und taucht in den Wäldern unter. Dort schließt er sich einer Bande Ausgestoßener an und wird deren Anführer. Als ein Freund Turin schließlich findet und ihm erzählt, dass er längst von aller Schuld frei gesprochen wurde, lässt er sich dennoch nicht zur Rückkehr bewegen. Stattdessen zieht er unter neuem Namen weiter und lernt die geheimnisvolle Niniel kennen und lieben – mit fatalen Folgen, als sie herausfindet, wer er in Wirklichkeit ist …
»Die Kinder Húrins« ist eine Chronik, die das Schicksal einer Sippe schildert, die sich Morgoths Zorn zuzog und fortan unter seinem Fluch leidet. Auch wenn man Anteil am Unglück der Figuren nimmt, so wahren sie doch Distanz zum Leser/Zuhörer, da ihre Motive und Handlungsweisen auf bestimmte Schemata reduziert wurden und der Erzähler aus einer neutralen Position heraus berichtet. Die Akteure reflektieren kaum ihr Tun und reagieren fast nur auf die Situation. Regelmäßig gibt es kleine Höhepunkte bis zum Finale, das mit einer letzten Tragödie aufwartet, die den angemessenen Schlusspunkt setzt.
Wer es zu ermüdend findet, die doch etwas trockenen Bücher Tolkiens zu lesen, wird dankbar für die Hörbuch-Umsetzungen sein, die eine echte Alternative darstellen, wenn man nach dem »Kleinen Hobbit« und dem »Herrn der Ringe« jene Titel kennen lernen möchte, die nicht ganz so gefällig und unterhaltsam konzipiert und aufbereitet wurden.
Die Umsetzung des Hörverlags macht auch aus »Die Kinder Húrins« eine einfachere und angenehmere Version für alle Tolkien-Fans!