Grimms Manga Sonderband – Perfect Edition (Comic)

Kei(ko) Ishiyama u.a.
Grimms Manga Sonderband – Perfect Edition
Titelillustration von Nina Werner
Tokyopop, 2012, Hardcover, 206 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-8420-0638-6

Von Irene Salzmann

Der große Erfolg der beiden „Grimms Manga“-Bände von Kei Ishiyama führte nicht nur zum Erscheinen einer Perfect Edition (Nachdruck als Hardcover mit zusätzlichen Farbseiten), sondern zog weitere Publikationen nach sich wie „Grimms Manga Fanbuch“, „Grimms Monster“ und „Grimms Manga Sonderband“.Bei Letzterem handelt es sich um eine Anthologie, die Beiträge von Kei Ishiyama – leider keine Story, stattdessen 4 Farbillustrationen –, Anike Hage („Gothic Sports“, Mikiko Ponczek („Lost and Found“), Anna Hollmann („Stupid Story“), Inga Steinmetz („Freche Mädchen“), Nina Werner („Jibun Jishin“), Reyhan Yildirim („Tylsim“), Luisa Velontrova („Blütenträume 4“) und Misaho Kujiradou (Kei Ishiyamas Schwester, „Prinzess Ai) enthält.

Jede der Künstlerinnen griff ein Grimmsches Märchen auf, kürzte und verfremdete oder modernisierte es, jedoch nicht so sehr, dass man es nicht wiedererkennen würde. Auch erhalten blieb der persönliche Stil der einzelnen Mangaka.

„Der alte Sultan“ von Anike Hage ist ein Hund, der die besten Jahre bereits hinter sich hat. Als sein Herr beschließt, das nutzlose Tier zu erschießen, raten ihm seine Freunde aus dem Wald, zu ihnen zu kommen oder dem Herrn durch einen Trick zu beweisen, dass er noch zu etwas taugt. Der Versuch misslingt, Sultan wird angebunden und soll am nächsten Morgen sterben. Nun ist guter Rat teuer.

„König Drosselbart“ von Mikiko Ponczek möchte die verwöhnte und hochnäsige Prinzessin Olivia freien. Wie all die anderen Bewerber weist sie ihn ab und verspottet ihn obendrein. Daraufhin beschließt ihr verärgerter Vater, sie mit dem erstbesten Bettler, der an die Tür des Schlosses klopft, zu verheiraten. So geschieht es, und Olivia muss in Armut leben und niedere Tätigkeiten verrichten. Als König Drosselbart vermählt werden soll, muss sie auf dessen Schloss aushelfen, doch passiert ihr ein Missgeschick, und Strafe droht.

„Rumpelstilzchen“ von Anna Hollmann hilft Sophie, als sie Stroh in Gold verwandeln soll. Anschließend verlangt der König, dass sie sich ein Brautgewand aus Gold fertigt. Erneut zaubert Rumpelstilzchen, aber etwas geht schief: Das Kleid trägt er, und der König begehrt nun ihn zur Ehe.

„Brüderchen und Schwesterchen“ von Inga Steinmetz müssen vor der bösen Stiefmutter fliehen. Nachdem Florian von einer Quelle trank, verwandelt er sich in ein Reh. Er wird auf der Jagd verwundet und führt durch die Blutspur König Konrad zur Hütte, die er und Theresa bewohnen. Konrad nimmt Theresa zur Frau, die ihm schon bald eine Tochter schenkt. Die Stiefmutter neidet den beiden jedoch das Glück und ermordet Theresa. Ihr Geist sorgt sich jedoch um das Kind, kann aber nur noch einmal erscheinen, bevor sie für immer tot bleibt.

„Aschenputtel“ von Nina Werner möchte so gern den Ball besuchen, den der König für seinen Sohn gibt, damit dieser sich eine Braut aussucht. Ihre Zaubermäuse sorgen für das Wunder. Doch während des Tanzes macht eine der Mäuse schlapp und verwandelt sich vom Schuh zurück zum Tier – und Aschenputtel flieht in Panik

„Die Bremer Stadtmusikanten“ von Reyhan Yildirim schließen sich zusammen, um in Bremen berühmte Musikanten zu werden. Außer dem Esel, dem Hund, der Katze und einem kleinen Vogel ist auch noch der gockelhafte Tori (jap. Hahn) dabei. Schließlich gelangen sie zur Räuberhütte, deren Bewohner alles andere als erfreut über die neugierigen Zaungäste sind.

„Frau Holle“ von Luisa Velontrova schickte Amanda reich beschenkt nach Hause, darum soll auch Marie bei ihr arbeiten. Allerdings ist dort gegenwärtig nicht viel zu tun, Frau Holle außer Haus und ein gewisser Cornelius ihr Stellvertreter. Natürlich geht alles schief.

„Dornröschen“ von Misaho Kujiradou ist nicht glücklich mit den Gaben, die die Feen ihr verliehen, denn nichts hat sie sich selbst angeeignet. Aber sie blüht auf, wenn Sofian bei ihr ist, der ohne Arme geboren wurde. Als der Junge einen Kamm ins Schloss bringt, den Annerose verloren hat, wird er als Dieb beschuldigt und stürzt die Treppe hinab. Über seinen Tod ist die Prinzessin untröstlich und fällt mit allen Schlossbewohnern in einen hundert Jahre währenden Schlaf.

Die Künstlerinnen haben den Figuren Namen gegeben und ihre Geschichten flott und kurzweilig in hübschen Bildern inszeniert. Auch wenn man die Märchen kennt, macht es Spaß, sie in dieser Form neu kennenzulernen. Die stilistischen Unterschiede sind nicht zu augenscheinlich, es gibt auch keine qualitativen Ausreißer nach unten, so dass der Band rundum gefällt, auch in seiner Gestaltung – Hardcover, Paperbackformat, 9 Farbseiten.

Märchenfreunde ab 12 Jahre werden bestens unterhalten, und wer die anderen „Grimms“-Bände noch nicht kennt, dürfte nun auf den Geschmack gekommen sein, auch in diese hineinzuschnuppern.