Gruselkabinett 74: Die Macht der Dunkelheit, Edith Nesbit (Hörspiel)

Edith Nesbit & Mark Gruppe (Script)
Die Macht der Dunkelheit
Gruselkabinett 74
Sprecher: Brigitte Kollecker-Frank, Wolfgang Rüter, Beatrice Richter, Rolf Berg u.a.
Titania Medien, 2013, 1 CD, ca. 74 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-4813-8

Von Christel Scheja

Die Meisten werden Edith Nesbit (1858-1924) wohl eher mit märchenhaft angehauchten, aber damals zeitgemäßen Kinderbüchern, wie „Die Schatzsucher“, „Die Kinder von Arden“, „Der Traum von Arden“ oder „Feuervogel und Zauberteppich“ in Verbindung bringen, doch sie hat sich gelegentlich auch in anderen Genres bewegt „Die Macht der Dunkelheit“, das 74. Hörspiel der „Gruselkabinett“-Reihe, vermischt ihre Geschichten „The Power of Darkness“ und „Man-Size in Marble“ auf sehr interessante Weise miteinander.

Müde von dem Leben im turbulenten aber auch hektischen London und teilweise ausgebrannt, kommen das Künstlerehepaar Laura und Jack bei einem Urlaub in der Grafschaft Kent auf die Idee, ihre Zelte in der Hauptstadt abzubrechen und in das kleine, idyllische Örtchen Brenzett zu ziehen. Das passende Haus ist auch gleich gefunden – ein nettes, leerstehendes Cottage in der Nähe einer alten Kirche. Der Kauf geht problemlos vonstatten und das junge Paar richtet sich schnell ein. Schon bald fördern Landschaft und Abgeschiedenheit ihre Kreativität. Zur Abwechslung liest Laura ihrem Gatten eine Geschichte über zwei Studenten vor, die als Mutprobe eine Nacht im Museum erleben und dabei Schauriges mitmachen müssen. Noch ahnen sie nicht, dass die Realität bald jedwede Phantasie übertreffen wird, denn das Cottage war nicht ohne Grund so günstig – die Kirche so baufällig und verlassen...

Die Vermischung der Geschichten macht sich deutlich im Hörspiel bemerkbar, denn der Zuhörer muss schon genau aufpassen, um sich nicht von dem plötzlichen Wechsel in der Handlung und den Figuren verwirren lassen. Auch kommt schnell die Frage auf, was das eine mit den anderen zu tun hat – aber Mark Gruppe gelingt es, die Fäden sicher durch die ganze Geschichte zu führen und die beiden Handlungsebenen miteinander zu verbinden. Allerdings erfordert das Zuhören auch ein wenig Geduld, gerade in der ersten Hälfte des Hörspiels, bleibt alles eher idyllisch und harmlos, erst zum Ende hin zieht nicht nur die Spannung an, auch das Grauen schlägt mit voller Wucht und vor allem ziemlich gnadenlos zu.

Die Sprecher bewegen sich sicher in ihren Rollen. Die Unbeschwertheit der einfühlsamen Künstlerseelen kommt deutlich zum Tragen, anfangs wirken John und Laura sogar ziemlich naiv und überdreht. Das relativiert sich aber mit der Zeit, so dass sie einem sympathisch werden und ans Herz wachsen. Dementsprechend kann man am Ende gut mitfühlen. Musik und Soundeffekte sind werden sparsam aber effektiv eingesetzt, so dass das Kopfkino schnell in Fahrt kommt.

Damit gehört „Die Macht der Dunkelheit“ zu den spannenden und abwechslungsreichen Titeln der „Gruselkabinett“-Reihe, das zwar einige Zeit brauchen, um in Fahrt zu kommen, dann aber richtig loslegt und bis zum Ende fesseln kann.