Adam J. Dalton: Das Wispern der Schatten (Buch)

Adam J. Dalton
Das Wispern der Schatten
(The Empire of thze Saviaours)
Aus dem Englischen übersetzt von Maike Claußnitzer
Titelbildgestaltung Max Meinzold
Blanvalet, 2013, Paperback, 640 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-26912-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Die Welt, in der unser Protagonist, der junge Jillian aufwächst, ist wohlgeordnet. Hier, streng geschützt durch hohe Mauern und durch die Heiligen, den allmächtigen Klerus, leben die, die gottgefällig ihr Dasein führen; dort draußen, außerhalb des Schutzes der Kirche tobt das Böse. Niemals hätte Jillian sich vorstellen können, seine Heimat zu verlassen. Doch dann geschieht etwas, das sein Leben auf den Kopf stellt.Ungewollt entweicht ihm heidnische Magie, ein Schüler kommt ums Leben und Jillian sieht sich plötzlich von Allem verfolgt, an das er bislang so fest und unbeirrbar geglaubt hat.

Die Kirche selbst bläst zur Jagd auf ihn, sein Mentor, der heilige Azual selbst, führt die Jagd auf seinen einstigen Muster-Jünger an. Flucht, an etwas anderes mag, nein kann der Junge nicht denken. Doch wohin? Innerhalb der hermetisch abgeschotteten Ortschaften ist kein Platz für ihn, droht überall Verrat und Gefangennahme. Er muss seine Heimat, sein gewohntes Umfeld, verlassen und den Weg in die ihm so unbekannte, furchterregende Welt draußen antreten – eine Welt, in der ihn Verrat, Gefahren und eine steingewordene Göttin erwarten, aber auch eine Welt, in der sein einstiger Mentor ihn nach wie vor gnadenlos hetzt…

Wenn man wie ich sehr viel Fantasy liest, dann ist man immer begeistert, wenn man ab und an, viel zu selten für meinen Geschmack, auf einen Plot stößt, der sich ein wenig anders anbietet, der frisch und unverbraucht daher kommt. Das können dann oftmals nur Nuancen sein, die ich so noch nicht gelesen habe (die allermeisten Geschichten wurden auf die eine oder andere Art und Weise bereits diverse Male erzählt), doch umso größer ist die Freude, wenn ich auf ein solch rares Kleinod stoße. Adam J. Daltons Auftaktroman einer Trilogie ist ein solches Buch.

Zunächst geht es ein wenig behäbig zu. Lang und ausführlich zeichnet der Autor uns die Welt, in der der allmächtige Klerus mit Argusaugen über seine Privilegien wacht. Das stört den Lesefluss zunächst ein wenig, bietet dann aber die solide Grundlage, um darauf das Haus seiner Erzählung aufzubauen. Das auch in Details überzeugendes Fundament ermöglicht es ihm im zweiten Teil des Romans und den beiden folgenden Titeln, tief in die von ihm erdachten Mysterien einzutauchen.

Vor dieser Kulisse, die mich inhaltlich wie von der Ausführung her überzeugt hat, lässt der Autor dann seine detailreich ausgestalteten Charaktere auftreten. Auch wenn Azual ein wenig zu einseitig böse gezeichnet wird, wissen die sonstigen Figuren durch Vielschichtigkeit und Lebendigkeit zu überzeugen. Der Plot selbst bleibt über die gesamte Dauer des Handlungsbogens überraschend, die Loslösung des gläubigen Jüngers von seinem Glauben wirkt glaubhaft, die Spannungskurve bleibt, nach der erfolgreichen Einführung, hoch.