Michael Scott & Colette Freedman: Die 13 Heiligtümer (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 21. April 2013 12:25
Michael Scott & Colette Freedman
Die 13 Heiligtümer
(The Thirteen Hallows)
Aus dem irischen Englisch übersetzt von Hans Link
Titelillustration von bürosüd
Penhaligon, 2013, Hardcover, 400 Seiten, 18,99 EUR, ISBN 978-3-7645-3110-2 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Sie denken, dass unsere Welt gefährlich ist. Wo man hinschaut, Gewalt, Bedrohungen und Unfrieden. ABC-Waffen, Anschläge, Kriege und Terroristen. Früher, so Ihre feste Überzeugung, sei alles besser gewesen. Sind Sie sich sicher, wirklich sicher, dass es früher besser war? Dann hören sie jetzt einmal gut zu.
Sarah Miller lebt ein unauffälliges Leben in London. Sie arbeitet in einer renommierten Bank, unterstützt ihre despotische Mutter, deren nichtsnutzigen Lover und ihre Brüder, sie selbst bleibt auf der Strecke. Als sie in ihrer Mittagspause mitbekommt, wie ein Skinhead eine alte Frau überfällt, kennt sie sich selbst nicht mehr. Statt wegzuschauen und die Straßenseite zu wechseln, bohrt sie ihren Stöckelabsatz in das Schienbein des Flegels und bricht dessen Komplizen den Finger. Dass sie damit einer der 13 Hüter magischer Schlüssel, die das Gefängnis der Dämonen hermetisch geschlossen halten, das Leben rettet, ahnt sie zu dieser Zeit ebenso wenig wie, dass sie damit auf der Liste der unerwünschten Personen eines Magiers ganz nach oben rutscht, der sich die Weltherrschaft auf seine Fahnen geschrieben hat.
Um sich zum Herrn über die Dämonen aufzuschwingen, braucht er alle 13 Heiligtümer, die seit 2000 Jahren vom Vater zum Sohn und von der Mutter zur Tochter weitergegeben wurden. Das letzte Mal waren die Heiligtümer versammelt, als deren Wächter sie einer Gruppe von aus London evakuierten Kindern mitten im Zweiten Weltkrieg übergab. Inzwischen sind die Hüter alt geworden und leichte Opfer. Doch statt, wie erwartet ein einfaches Spiel zu haben, stößt der Möchtegern-Herrscher auf Widerstand-– Sarah verbündet sich mit dem Neffen der zunächst von ihre geretteten alten Dame, und nimmt, immer fälschlich für die bestialischen Morde des Magiers von der Polizei verdächtigt, den Kampf um die Sicherheit der Welt auf. Ein Kampf, der sie nach Wales führt, dem Ort, an dem ein Zimmermannssohn vor 2000 Jahren die Dämonen einkerkerte – und die scharren bereits mit den Hufen, Klauen und Reißzähnen; sie sind wild auf Menschenfleisch…
Kaum sind die weltweit triumphal gepriesenen Erlebnisse des Alchemisten Nicholas Flamels und der Zwillinge (dt. bei cbj) abgeschlossen, erscheint im ebenfalls zu Random House gehörenden Schwesterverlag Penhaligon ein Thriller von Michael Scott. Dabei hat dieser sich der Mithilfe Colette Freedmans versichert, bleibt sonst aber seinem Erfolgsrezept verpflichtet.
Kurze, fast stakkatoartige Kapitel, die Beschreibung expliziter Gewalt, uralter Geheimnisse, Überlieferungen und ein Wahnsinnstempo ziehen den Leser förmlich in den Plot. Dass die Logik so manches Mal Kapriolen schlägt ist man von Thrillern ja gewohnt, genauso dürften die oft recht stereotyp ausgefallenen Beschreibungen der Antagonisten sowie die naiv-dumm agierenden Polizei kaum wirklich ins Gewicht fallen. Beides ist eine Erwähnung wert, stört aber weder den Lesefluss noch das Vergnügen mitzuerleben, wie die Bösen ein ums andere Mal den Kürzeren ziehen.
Der Roman lebt, neben den Geheimnissen um die Hüter, was sie denn nun genau in ihrem Besitz haben und warum sie nun einer nach dem anderen überfallen und grausam gemeuchelt werden, von den beiden Hauptpersonen. Während Owen dabei relativ blass bleibt ist die Entwicklung der zunächst verschüchterten, verklemmten und duckmäuserischen Sarah zur aktiv den Kampf aufnehmenden Amazone beeindruckend geschildert. Gerade die Auswirkungen, die die Relikte auf die Nichthüter haben können, werden an und durch sie plastisch dargestellt.
Das Ergebnis befriedigt sowohl Fans des knallharten Thrillers als auch Freunde der Romane, die sich mehr auf uralte Mythen, Rätsel und Bedrohungen stützen. Das Gebotene liest sich flüssig und spannend in einer sehr angenehm zu lesenden Übersetzung und zeigt, dass Michael Scott auch im Erwachsenenbereich punkten kann.