How to Draw Manga 8: Süße Jungs im Manga (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 19. April 2013 11:00
Tamami Myo/Joichiro Yuzawa (Fotos)
Süße Jungs im Manga
How to Draw Manga 8
(How to Draw Manga, Drawing Bishonen, 2006)
Aus dem Japanischen von Nadka Stutterheim
Titelillustration und Zeichnungen im Innenteil von Tamami Myo
Carlsen, 2012, Paperback, 144 Seiten, 17,90 EUR, ISBN 978-3-551-75235-6
Von Irene Salzmann
Jede Leserin hofft, wenn sie sich einen Mange kauft, in diesem „Süße Jungs“ = Bishonen zu sehen. Besonders viele von ihnen bietet das Genre Boys Love, für das sich jedoch nicht jeder weibliche Fan erwärmen kann. Aber welches junge Mädchen, das noch Träume hat, möchte schon einen ‚realistischen‘ Manga voller ‚hässlicher, alter Knacker‘?!
Die vorliegende Zeichenschule ist vor allem an die BL-Klientel adressiert, obwohl es nichts zu sehen gibt, woran sich andere stoßen könnten. Die Vorlagen sind kameradschaftlich-lustig bis allenfalls soft-erotisch. Wer sich Zeichnungen erhofft hat, wird weitgehend enttäuscht. Es gibt schon einige klassisch anmutende Abbildungen, die der Betrachterin erlauben, gute Freunde und mehrzu sehen, aber größtenteils sind grundlegende Skizzen von Jungen-Körpern, Details davon, die charakteristische Haltung, Gestik und Mimik das Anliegen.
Den Schwerpunkt machen jedoch Schwarzweiß- und hauptsächlich Farb-Fotos aus, die einen oder zwei Jungen in Posen zeigen, wie sie in Skizzen und ausgeführten Zeichnungen nochmal veranschaulicht werden. Auch hier gilt: Es wird nichts Anstößiges gezeigt; die Jungen behalten wenigstens ihre Wäsche an. Dass die Hosen, manchmal auch die Oberteile, schwarz sind, hat den Nachteil, dass man den Faltenwurf der Kleidung in den verschiedenen Stellungen so gut wie gar nicht erkennen kann.
Warum Fotos? Wer Zeichnungen kopiert, macht sich des Plagiats schuldig. Es ist natürlich einfacher, klare Linien zu betrachten und diese nachzuvollziehen, aber damit begrenzt man obendrein die eigenen Möglichkeiten. Am besten ist es, mit dem Skizzen-Block oder/und dem Fotoapparat hinaus zu gehen, sich eine eigene Vorlagensammlung zuzulegen und sich von Motiven inspirieren zu lassen, an denen kein anderer die Rechte besitzt.
Gerade im Westen sind die Copyrights-Regeln sehr viel strenger als zum Beispiel in Japan, wo man die Star-Mangaka von morgen aus den Fan-Doujinshika von heute rekrutieren. Wer ein bisschen recherchiert, wird feststellen, dass sehr viele Künstler einmal Fans waren, die Geschichten zu ihren Lieblings-Serien schrieben und zeichneten, bevor sie mit ihren eigenen Ideen den Durchbruch schafften (Ayano Yamane: „Slam Sunk“, Kyugo: „Sengoku Basara“ und so weiter). Etwas Vergleichbares ist in Deutschland allenfalls im Rahmen einer Parodie auf die Lieblingsserie möglich, so dass Vorsicht ratsam ist.
Es ist anzunehmen, dass das Buch nicht ganz die Erwartungen der angehenden (BL-) Manga-Zeichnerinnen erfüllen dürfte: Fotos statt Zeichnungen, harmlose statt expliziter Szenen, die Anatomie endet beim Slip …, und auch wenn die Models ganz nett aussehen, sind es keine ‚Hammer-Bishonen‘ wie bei Ayano Yamane. Die Posen sind nicht so viel anders, als wenn Het-Paare flirten und einander näher kommen oder wenn überhaupt Körper in verschiedenen Haltungen und Perspektiven abgebildet werde. Ob das Buch darum letztendlich von Nutzen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.