Das Haus Zamis 33: Töte Dorian Hunter!, Michael M. Thurner (Buch)
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 04. April 2013 19:50
Das Haus Zamis 33
Töte Dorian Hunter!
Michael M. Thurner
Titelillustration von Mark Freier
Zaubermond, 2013, Taschenbuch, 204 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-954262-33-5 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Coco Zamis’ Auftrag ist denkbar einfach – zumindest für ein Mitglied der Schwarzen Familie. Sie soll einen ihr unbekannten Menschen einem Dämon ausliefern, schon ist die Schuld der Zamis-Sippe gegenüber Asmodi beglichen. Eigentlich sollte dies kein Problem für eine schwarze Hexe darstellen – man beachte den Konjunktiv! Misstrauisch hat ihr Skarabäus Toth, der Schiedsrichter der Schwarzen Familie, einen seiner Untergebenen, einen Dämon der sich von negativen Gefühlen ernährt und der in Wien viel zu schmausen bekommt, an die Seite gestellt, als sie sich aufmacht, Dorian Hunter abzufangen.
Noch bevor Dorian, der seine in Wien in einem Nervensanatorium untergebrachte Frau nach London überführen möchte, weiß, wie ihm geschieht, hat sie ihn mit den Waffen einer Frau umgarnt. Das Rascheln der Seidenstrümpfe unter dem engen Rock, der für ihre Fülle zu enge BH und ein lasziver Tanz zu orientalischen Klängen, danach ein Blow Job und schon ist ihr der Bastardsohn Asmodis sexuell hörig. Dass in Dorian selbst das Gute mit dem Bösen ringt, dass er dämonische Kräfte sein Eigen nennt, wären noch Probleme, mit denen Coco klarkommen würde. Dass sie sich aber in den leidlich unattraktiven Mann verliebt, stört die abgesprochene Auslieferung umso mehr. Zumal Coco im Café Espresso Rossi in der Neubaugasse, das 1865 bis 1919 als Café Zamis bekannt war, auf ein neues Mysterium stößt…
Die Handlung ist aus der Heftserie eigentlich bekannt. Dorian Hunter trifft in Wien auf Coco Zamis, diese verliebt sich in ihn und kämpft von da an an seiner Seite gegen die Schwarze Familie. Was könnte man dem vorgegebenen Handlungsablauf da noch an Unbekanntem, an Besonderem hinzufügen, wie die Handlung spannend und vor allem überraschend gestalten? Das waren die Fragen, die sich nicht nur mir, sondern auch dem Autoren-Team stellten. Das Finale der Coco-Zamis-Reihe sollte es eigentlich werden, zum Grabträger hatte man den Wiener Michael Thurner auserkoren – und was für ein glückliches Händchen haben die Verantwortlichen damit bewiesen. Statt wie sonst, ich habe dieses Thema ja schon öfters angesprochen, zwei in sich relativ abgeschlossene Heftromane vorzulegen, nutzt Thurner den gesamten Platz um seinen Handlungsbogen weiter zu fassen und uns einen der besten Romane der gesamte Serie überhaupt vorzulegen.
Wir begegnen nicht nur einem Wien, wie es die beiden Seriengründer Ernst Vlcek und Kurt Luif nicht besser und stimmungsvoller hätten festhalten können, nein es erwarten uns auch beste Grusel-Beschreibungen satt und eine Hexe Coco, die zu Höchstform aufläuft. Wie oft schon wurde bemängelt, dass Coco, gerade weil sie ein Abkömmling einer Sippe der schwarzen Familie ist, ungewohnt gehemmt agiert, sexuell fast prüde auftritt und ihre unbestrittenen Reize nicht zu Erreichung ihrer Ziele einsetzt. Thurner zeigt uns eine Coco, die hier weit überzeugender auftritt, die agiert, wie man es von einer Hexe erwartet, ohne dass er hier in die Schilderungen des Akts abtauchen würde. Er konzentriert sich darauf seine Hexe in sich überzeugend in Wien auftreten zu lassen – und das bereichert die Serie ungemein.
Das Flair der Wiener Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen, der Zentralfriedhof und die Cafés verbinden sich mit der Beschreibung der Dämonen zu einem Bild, das ebenso stimmig wie interessant, gruselig wie packend ist. Dabei gelingt es ihm nicht nur, uns die eigentlich bekannte Handlung frisch und überraschend aufzubereiten, sondern auch, der Serie eine unerwartete, nein sensationelle Wendung zu geben, die eine Fortsetzung der so erfolgreichen Coco-Zamis-Romane erst ermöglicht. Das ist klasse geschrieben, Grusel at it’s best!