Sleeping Moon 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 07. März 2013 11:34
Kano Miyamoto
Sleeping Moon 1
(Nemureru Tsuki, 2009)
Aus dem Japanischen von Yvonne Gerstheimer
Carlsen, 2013, Taschenbuch, 176 Seiten, 6,95 EUR, 978-3-551-75404-6
Von Irene Salzmann
Kano Miyamoto wurde an einem 15. Juni in Osaka, Japan, geboren. Seit 2002 veröffentlicht sie zusammen mit ihrem Zirkel Curve Boys Love Doujinshis (zu eigenen Serien, eher selten zu populären Reihen wie „Tiger & Bunny“) und professionelle Mangas desselben Genres, gern kombiniert mit fantastischen Elementen. In rund zehn Jahren produzierte sie weit über 50 Titel. Während im englisch- und französischsprachigen Ausland bereits einige Mangas der Künstlerin veröffentlicht wurden, ist der Zweiteiler „Sleeping Moon“ ihr Debüt in Deutschland.
Akihiko Odagawa, ein 27jähriger Student, kehrt ins Haus seiner Familie zurück, um Recherchen für seine Dissertation zu betreiben. Tatsächlich jedoch möchte er das Rätsel um den Fluch lösen, der auf allen männlichen Angehörigen lastet: Sein Vater, der Großvater und deren Ahnen sind alle jung gestorben. Akihiko ist der nächste! Seine Tante ist wenig begeistert darüber, ihn aufnehmen zu müssen. Der 21jährige Ren Sakaki, Akihikos Cousin und ebenfalls Student, legt ihm sogar nahe, wieder abzureisen. Aber zu spät! Das Haus selbst scheint zum Leben zu erwachen, seit Akihiko eines der vielen leerstehenden Zimmer bezogen hat. Der junge Mann sieht Geister – wie Ren – und wird in seinen Träumen in die Vergangenheit gezogen.
Jahrzehnte zurückversetzt, begegnet er dem attraktiven Eitaro Shinjo, der Ren erstaunlich ähnlich sieht und Akihiko helfen möchte, den Fluch zu brechen. Doch je mehr der junge Mann herausfindet, umso größer wird das Rätsel, und die Geister verfolgen ihn sogar bis in seine Wohnung in Tokyo. Zudem wächst die Zuneigung, die Akihiko für Eitaro empfindet, im gleichen Maße wie das Interesse von Ren, der sich als bisexuell geoutet hat, an ihm…
„Sleeping Moon“ ist in erster Linie ein Mystery-Manga, der sich mit den Themen Todesfluch und Zeitreise befasst. Akihiko möchte nicht sterben und will darum herausfinden, was vor Generationen passiert ist, dass seither alle männlichen Familienangehörigen eines frühen Todes sterben. Der alte Familiensitz und die Geistererscheinungen geben dem Protagonisten viele Rätsel auf, und wer etwas zu wissen scheint, schweigt – so wie die Tante, Ren und dessen kränkliche Zwillingsschwester Eri. Akihikos Anwesenheit scheint ihnen lästig zu sein, obwohl sie ihm schließlich Zugang zum Dachboden gewähren, wo alte Dokumente lagern. Allein Eitaro, der sich erstaunlich schnell auf den Besucher aus der Zukunft einstellt, will ihm helfen. Allerdings wirft jede Antwort mindestens eine neue Frage auf.
Die Boys-Love-Szenen nehmen weit weniger Raum ein und halten sich in Grenzen. Der launische Ren bedrängt Akihiko, der nicht recht weiß, wie er sich wehren soll. Dafür fühlt er sich seinerseits zu Eitaro hingezogen, der in Bälde eine arrangierte Ehe eingehen soll und seinem Besucher ebenfalls nicht gleichgültig gegenübersteht. Allerdings kommt es hier zu keinen Übergriffen, die Zuneigung entwickelt sich langsam und kontinuierlich. Ob Akihiko sich und Ren retten kann, was aus den Beziehungen zu seinem Cousin und Eitaro wird, erfährt man erst im zweiten und letzten Band.
Die Geschichte ist vom Thema und Aufbau her interessant und spannend, wodurch sie sich aus dem Boys-Love-Einerlei im Schüler-Milieu deutlich hervorhebt. „Sleeping Moon“ ist ein packender Titel, der auch dann gefällt, wenn man sich nicht sonderlich für Boys Love begeistern kann. Zarte, Personen bezogene Zeichnungen, die weitgehend auf superdeformierte Abbildungen verzichten, runden gelungen ab.
„Sleeping Moon“ ist ein echter Geheimtipp für Mystery-Freunde und Boys-Love-Leserinnen, die eine ‚richtige‘, spannende Handlung wünschen. Da die Reihe in zwei Bänden abgeschlossen ist, bleiben die Kosten überschaubar.