Secret Avengers 6: Operation Phoenix (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 07. März 2013 11:23
Rick Remender
Operation Phoenix
Secret Avengers 6
(Secret Avengers 26-32, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Alan Davis
Zeichnungen von Renato Guedes, Matteo Scalera, Elizabeth Breitweiser u.a.
Panini, 2013, Paperback, 152 Seiten, 16,95 EUR
Von Irene Salzmann
Um Informationen über die Phoenix-Kraft, die sich der Erde nähert, zu sammeln und sie nach Möglichkeit in einen speziellen Käfig zu sperren, versuchen die Secret Avengers, die kosmische Macht auf ihrem Weg abzufangen. Nicht nur geht die Mission schief und einige Team-Mitglieder werden schwer verletzt, der Phoenix verschwindet außerdem und taucht über Hala, der Heimatwelt der Kree, auf.
Die Bevölkerung erhielt eine Gehirnwäsche und glaubt, die Kraft würde das Volk zu den Herren der Galaxis erheben. Als die Secret Avengers die Kree vor dem drohenden Tod zu warnen versuchen, werden sie angegriffen, gefangengenommen und zum Tode verurteilt. Ausgerechnet einer der Ihren, der wieder auferstanden ist, und zwei Kameraden, die Kree-Wurzeln in sich tragen, wenden sich gegen ihr Team…
Dem Shadow Council und dem Androiden Max Fury ist es gelungen, zwei von drei Kronen, die zusammen die Macht von Abyss entfesseln, in ihren Besitz zu bringen. Vergeblich bemühen sich die Secret Avengers, die dritte Krone, die der Taskmaster hütet, an sich zu bringen, doch als der Fury-Doppelgänger die Artefakte vereint und aufsetzt, geschieht etwas Unerwartetes. Daraufhin beansprucht der Taskmaster die Kronen für sich, und das, was Abyss ist, beginnt sich auszubreiten wie eine Infektion. Selbst einige der Secret Avengers fallen dieser Macht zum Opfer. Venom und Ant-Man, die in die Gewalt der neuen Masters of Evil geraten, sind die Einzigen, die Abyss jetzt noch aufhalten können…
„Secret Avengers“ 6 beinhaltet in Form von drei beziehungsweise vier Episoden zwei Storys, die als Tie-in eines Crossover und als Fortsetzung einer laufenden Handlung zu sehen sind. Die drei von Renato Guedes gezeichneten US-Hefte liefern ein weiteres Puzzlestück zum großen Phoenix- oder AvsX-Crossover. Teilweise werden Passagen, die man in etwa schon kennt, aus einem anderen Blickwinkel und mit neuen Details geschildert und nach einer unerwarteten Wendung mit einem Intermezzo über Hala fortgesetzt, um dann wieder – in den „Avengers“-Bänden – zum ursprünglichen Schauplatz zurückzukehren. Es ist eine Side-Story, die keinen unmittelbaren Einfluss auf die „Secret Avengers“ hat. Inwieweit sie sich auf spätere Abenteuer auswirken wird, bleibt abzuwarten.
Die Zeichnungen wirken unruhig, da sich Renato Gueres eines sehr feinen Strichs bedient und viele kleine Linien einfügt, um Formen plastisch darzustellen und Nuancen zu erzeugen. Seine Figuren wirken etwas fremd und nicht so gefällig, wie man sie gewöhnt ist. Das gleiche gilt auch für die Illustrationen von Matteo Scalera, die die Charaktere kantig, comichaft, manchmal leicht überzeichnet wirken lassen. Düstere Farben unterstreichen die bedrohliche Situation, in der sich Helden und die gesamte Menschheit befindet.
Das Shadow Council ist ein überaus gefährlicher Gegner der Secret Avengers, dem es gelingt, dem Team wieder einmal um eine Nasenlänge voraus zu sein. Es gibt einige überraschende Entwicklungen im Rahmen der vordergründigen Handlung, aber auch auf persönlicher Ebene für einige Mitglieder der Gruppe. Am Ende werden die Weichen für die Begegnung mit dem nächsten Feind gestellt, der es geschafft hat, die Secret Avengers zu infiltrieren. Das Tragische: Hawkeye/Clint Barton, der das Team gegenwärtig leitet, hatte es in der Hand, den sich anbahnenden Konflikt aufzuhalten, das Kommende vielleicht sogar zu verhindern, hätte er auf die warnenden Worte gehört, statt auf Vertrauen zu setzen. Allerdings kennt man ihn genau so; als Rivalen von Captain America, wer von ihnen der bessere Avenger ist, schnell und voreilig, den Rat anderer ignorierend, oft unüberlegt und mit einer gewissen Arroganz falsch handelnd.
Man darf gespannt sein, was daraus wird – und hoffen, dass die Qualität der Illustrationen wieder steigt. Natürlich ist, was gefällt, Geschmackssache, aber auch die „Secret Avengers“ wurden wie viele andere Serien mit einem Top-Zeichner (Mike Deodato jr.) als Kaufanreiz gestartet, der dann das Ruder an die eigenwilligen Nachfolger abgab. An das Cover von Alan Davis kommen weder Renato Guedes noch Matteo Scalera heran.
„Secret Avengers“ 6 ist in erster Linie ein Comic für eingefleischte Sammler, die die laufende Serie und die AvsX-Storyline verfolgen. Quereinsteiger können sich durchaus zurechtfinden, aber ihnen fehlen die Informationen, was vorher geschehen ist, und der Cliffhanger am Ende macht den Kauf der Fortsetzung erforderlich.