Die Minimenschen Maxiausgabe 13 (Comic)

Die Minimenschen Maxiausgabe 13
Artwork: Pierre Seron
Szenarien: Pierre Seron
Übersetzung: Eckart Schott & Bernd Leibowitz
Ehapa, 2013, Hardcover,160 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3575-3

Von Frank Drehmel

Der dreizehnte Sammelband der „Minimenschen“-Maxiausgabe wartet mit dem abschließenden Part des dreiteiligen Seron-Interviews auf sowie den mittlerweile gewohnten drei Alben, die im Original zwischen 1998 und 2000 erschienen sind, womit nun auch die „Petits Hommes“ das neue Millennium erreicht haben.

„Duell“ („Duels“)
Eines Abends erhält Renaud Besuch vom angehenden Comic-Zeichner Fredo. Das vielversprechende Talent legt ihm die Zeichnungen zu einer haarsträubenden Geschichte vor, in der der immer noch umtriebige Herzog von Habsgut seinen Erzfeind Renaud zu einem tödlichen Duell, quasi einem Messen des Erfindungsreichtums in scheinbar ausweglosen Situationen, herausfordert. Bizarr wird das Ganze dadurch, dass auch in der Realität der böse Herzog aktiv wird und das Szenario Wirklichkeit werden lässt, indem er den Minimenschen tatsächlich zu einem Zweikampf zwingt, einen Kampf, der nicht nur frappierende Ähnlichkeit mit der Ideenwelt Fredos aufweist, sondern der auch an der Grenze zwischen lächerlich, nervig und tödlich geführt wird, denn von Habsgut hat einige gefährliche Maschinen in petto.

„Tönerne Backe und Sohn“ („Fesses d'argile et fils“)
In Begleitung von Grindiger Bison reist der Sohn von Tönerne Backe über den großen Teich, um in einem elitären Internat das zu lernen, was ihm, dem jungen Indianer vom Stamm der Hohlen Zähne, in der Prärie nicht gelehrt werden kann. Schon auf dem Flug stellt sich heraus, dass der Kleine über besondere psychische Fähigkeiten verfügt, die ihm, in Frankreich angekommen, das Leben retten, da im Internat das Verderben auf ihn wartet. Der Junge kann fliehen und stürzt sich in den Ozean, um nach Amerika zurückzuschwimmen … ein ziemlich optimistisches Unterfangen, das letztlich an den Rettungsleinen der Fluggeräte der Minimenschen endet. Doch die Minis haben ihre Rechnung nicht ohne die Fähigkeiten des Kindes gemacht und finden sich bald darauf im Land der Bisons, der Indianer und übler Schurken wider, inmitten eines großen Konfliktes zwischen Bleichgesichtern und Rothäuten.

„Bingo“ („Bingo“)
Während die Großen vor der Küste Eslapions ein Militärmanöver durchführen, in dessen Verlauf Cedille fast das Zeitliche segnet, finden in der Stadt zwei kecke Kinder – Bingo und Floh – einen Splitter des Meteoriten, der die Minimenschen einst schrumpfte. Der Taugenichts Bingo sieht in dem Fund vor allem die Chance auf fiese Streiche; und so schleichen sich die beiden Kinder aus der Stadt, um in der Welt der Großen Chaos anzurichten und alles zu schrumpfen, was nicht niet- und nagelfest ist. Doch sie treiben es ein Tick zu bunt und werden schließlich von einem der in Mitleidenschaft gezogenen Riesen gefangen. Plötzlich ist aus dem Spiel tödlicher Ernst geworden und es ist an Renaud, die beiden Nervensägen zu retten.

Das dreizehnte Album der Gesamtausgabe kann sich zwar nicht ganz mit dem erfreulichen Zwischenhoch des zwölften Sammelbandes messen, ist aber unterm Strich dennoch erfreulicher, als die Bände zuvor. Die stärkste der drei Story ist „Duell“; zum einen, weil sie in sich geschlossen und stringent inszeniert ist sowie ein ausgewogenes Verhältnis von Action und Humor bietet, zum anderen weil die unterschiedlichen Ebenen – ein Comic im Comic – grafisch wie auch erzählerisch erfrischend originell verknüpft werden. „Tönerne Backe und Sohn“ wirkt in ihrer Dramaturgie zwar auch wie aus einem Guss, leidet aber – Seron-typisch-– an einem Fantasy-Einschlag à la „Die Macht möge mit dir sein“, der in dem eher Science-Fiction-orientierten Grundkonzept wie ein Fremdkörper wirkt. Die dritte Story ist unterm Strich die humorvollste, da der Unsinn, den die beiden Knaben treiben, einen Haufen skurriler Blüten trägt; allerdings fehlt es „Bingo“ bedauerlicherweise an einem inneren Zusammenhalt; das heißt die Verknüpfung der beiden Handlungsbögen um das Manöver und die Eskapaden der Kids wirkt – freundlich ausgedrückt – äußerst angestrengt, wobei beide Teil für sich jeweils eine durchaus unterhaltsame Kurzgeschichte abgegeben hätten. Erfreulich ist jedenfalls, dass sich die Hass-Liebe zwischen Renaud und der Nervensäge Cedille mittlerweile wie ein kleiner, roter Faden durch die Geschichten zieht, denn mit den beide Figuren prallen zwei starke Charaktere so aufeinander, dass die Funken fliegen.

Fazit: Trotz einiger kleiner Schwächen in der Dramaturgie und einem zeitweisen Abgleiten in metaphysische Sphären einer der unterhaltsamsten Sammelbände der Gesamtausgabe.