Robin Jarvis: Zwischenspiel – Dancing Jax 2 (Buch)

Robin Jarvis
Zwischenspiel
Dancing Jax 2
(Freax und Rejex)
Aus dem Englischen übersetzt von Nadine Mannchen
Titelillustration von Bojan Zivic
Script 5, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 542 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-8390-0135-6

Von Carsten Kuhr

Vor einigen Monaten fand eine Gruppe jugendlicher Kleinkrimineller in einem verlassenen Haus eines lang verstorbenen Satanisten im Keller eine Truhe mit Büchern. Die noch ungelesenen Bände fanden schnell reißenden Absatz. Inzwischen wurde das Buch neu aufgelegt und in ganz Großbritannien veröffentlicht. Jeder Haushalt hat mindestens ein Exemplar- und die Auswirkungen sind im ganzen Land spürbar.

Fast alle Bewohner sind dem Buch verfallen, die Wenigen, die sich sträuben, wurden und werden gnadenlos verfolgt, die wenigen Abtrünnigen, auf die das Buch seine unheilige Wirkung nicht ausübt, sollen umerzogen werden. Von ihren Familien, die sie vehement ablehnen, sie beleidigen und mit Missachtung wenn nicht offener Feindschaft strafen ,werden die Jugendlichen zu einem großen Fest geladen. Diejenigen, die sich dem Einfluss Mooncasters auch dann noch entziehen, werden der Obhut Janglers und Punchinellos überstellt. In einem Camp, das mehr einem Konzentrationslager als einem Jugendcamp gleicht, sollen sie indoktriniert werden – ein Plan, der Opfer fordert; tödliche Opfer…

Während im ersten Teil der Mathematiklehrer Martin Baxter und dessen Sohn im Mittelpunkt der Handlung standen, wechselt die Perspektive vorliegend zu den abtrünnigen Jugendlichen. Zwar gibt es ein mehr oder minder willkommenes Wiedersehen mit Gestalten aus dem ersten Teil, dennoch tut der Perspektivenwechsel dem Roman und der Trilogie gut.

Dadurch, dass neue Gestalten den Plot bestimmen, wird die dunkle Bedrohung Dancing Jax immer bedrohlicher. Dazu kommt, dass Jarvis es versteht uns die Gefühlswelt der Jugendlichen nahe zu bringen. Hier begegnen uns Kinder, die von ihren Eltern verachtet, verraten und verlassen werden, denen das Schicksal ihrer Kinder nicht länger am Herz liegt. Die Furcht, die Verlassenheit und ihre Hilflosigkeit, die sich in den Kindern offenbart, rühren uns als Leser. Sie lechzen regelrecht nach Wärme, nach Liebe und Trost – und doch müssen sie mit ihren 7 bis 16 Jahren ganz alleine in einer Welt klarkommen, die all ihre Menschlichkeit abgelegt hat.

Jede der jugendlichen Gestalten, die der Autor näher beleuchtet, agiert seine Rolle entsprechend und überzeugend. Das sind einmal keine Erwachsenen im Körper Heranwachsender.

Stilistisch weist der Text keine Besonderheiten auf. Der Autor findet die richtige Balance zwischen nüchterner Faktendarstellung und glaubhafter Schilderung der Gemütslage seiner vielen Gestalten, verbindet interessante Einfälle mit glaubhaften Protagonisten und unterhält spannend.