Kevin Hearne: Die Hetzjagd – Die Chronik des eisernen Druiden 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 24. Februar 2013 12:12
Kevin Hearne
Die Hetzjagd
Die Chronik des eisernen Druiden 1
(The Iron Druid Chronicles I. Hounded, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Alexander Wagner
Titelgestaltung von Birgit Gitschier
Hobbit Presse, 2013, Hardcover, 350 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-608-93931-6 (auch als eBook erhältlich)
Von Irene Salzmann
Atticus O’Sullivan betreibt in Tempe einen Esoterikladen. Niemand ahnt, dass der jung wirkende Mann ein irischer Druide ist, der bereits seit über zwei Jahrtausenden lebt. Dass er sich ausgerechnet in ein Wüstennest in Arizona zurückgezogen hat, liegt daran, dass es dort nur wenige Götter gibt, vor allem wenige von jenen, die noch eine Rechnung mit ihm offen haben. Kann er sich weiterhin verbergen, hat er gute Chancen, weitere zweitausend Jahre am Leben zu bleiben.
Allerdings holt ihn das Schicksal in der Person des keltischen Liebesgottes Bres ein, der das legendäre Schwert Fragarach, das sich in Atticus Besitz befindet, für sich beansprucht. Statt Atticus selbst gegenüberzutreten, schickt Bres seine Handlanger in den Kampf und sichert sich Hilfe aus der Hölle, um den Gegner besiegen zu können.
Beginnt man die Lektüre, denkt man nach wenigen Zeilen: Was ist der Autor bloß für eine Labertasche?! Kevin Hearne lässt seine Hauptfigur Atticus sich selbst vorstellen; wer er ist, warum er in Tempe lebt, wer seine Freunde und Feinde sind, welcher Magie er sich bedient. Es soll sich witzig und etwas flapsig lesen, aber es fehlt nur noch ein kleiner Schritt zur Selbstbeweihräucherung...
Dann wird Atticus auch schon angegriffen und aufgedeckt, welcher Feind ihn aufgespürt hat und was dieser von ihm will. Von da an geben sich in Atticus’ Haus keltische Götter, Vampire, Werwölfe, Hexen etc. buchstäblich die Klinke in die Hand. Zu jedem unterhält Atticus eine besondere Beziehung, die meist auf Verpflichtungen oder/und Misstrauen beruht, worauf stets eingegangen wird, damit sich Kevin Hearnes Welt dem Leser erschließt und das Finale nicht zu schnell kommt.
Erlebt man nun die Götter aus grauer Vorzeit, die in der Moderne angekommen sind, sich ein wenig anpassen konnten, aber ihr altes Denken, demnach ein Menschenleben wenig zählt, nicht abgelegt haben, versteht man Atticus’ scheinbare Arroganz besser. Auch er ist ein Relikt, und wer sich quasi auf einer Ebene mit Göttern bewegt, darf nicht ängstlich sein, muss wissen, wie er sie zu behandeln hat. Atticus ist sich seiner eigenen Macht und seiner Schwächen bewusst – und das bringt er zum Ausdruck.
Die Gottheiten wirken überheblich und nur bedingt sympathisch, da die Erde und die Menschen für sie lediglich ein Schachbrett mit Spielsteinen darstellen, die sie im Rahmen ihrer Intrigen und Kämpfe skrupellos benutzen. Bres scheut nicht einmal davor zurück, das Land seiner Kraft zu berauben sowie Dämonen und Todesgötter herbeizurufen, um Atticus zu töten, und selbst Morrigan, Flidais und Brighid, die ihn innerhalb gewisser Grenzen unterstützen, bedienen sich seiner. Im Vergleich erscheinen die Vampire und Werwölfe richtig ‚menschlich‘.
Die Ausflüge in die mythischen Zeitalter sind interessant, die Kämpfe spannend. Hat man sich von dem wortreichen Auftakt nicht abschrecken lassen, folgt man der Handlung mit wachsender Begeisterung bis zum Showdown. Abgerundet wird die Story durch Hinweise zur Aussprache der keltischen Namen.
„Die Chronik des eisernen Druiden“ von Kevin Herarne (Hearne der Jäger?) ist humorig, aber nicht ganz so abgedreht wie beispielsweise Terry Pratchetts „Scheibenwelt“-Romane. Man möchte den Band eher in einem Atemzug nennen mit Serien wie „Die Abenteuer von Harold Shea“ von Lyon Sprague DeCamp und Fletcher Pratt oder Gordon R. Dicksons „Drachenritter“. Der Autor legt zudem großen Wert auf die Vorstellung mythischer Figuren, die er leicht der Gegenwart angepasst hat, und auf packende, magische Kämpfe.
Man kann nicht behaupten, er habe das Rad mit seinem Urban-Fantasy-Roman neu erfunden, aber hat man Freude an dem Thema und dem entspannten Stil, sucht man obendrein etwas anderes als ‚verliebte Vampire‘, dann wird man von diesem Band gut unterhalten und neugierig sein, was Atticus im nächsten Buch erlebt (in den USA liegt bereits der fünfte Teil vor).
Ein launiger Schmöker für Genre-Fans, der Lust auf mehr macht!