Franz Rottensteiner: Im Labor der Visionen – Anmerkungen zur phantastischen Literatur (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 24. Februar 2013 10:43
Franz Rottensteiner
Im Labor der Visionen
Anmerkungen zur phantastischen Literatur
Titelillustration von Helmut Wenske
Verlag Dieter von Reeken, 2013, Paperback, 268 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-940679-72-7
Von Carsten Kuhr
Franz Rottensteiner gehört zu den Urgesteinen in der deutschsprachigen Phantastischen Literatur. Im Insel Verlag und bei Suhrkamp hat er als Herausgeber gewirkt, weniger bekannt ist, dass er auch in dem in seiner österreichischen Heimat damals ansässigen Zsolnay Verlag eine phantastische Buchreiche („Die Phantastischen Romane“) herausgab. Der bekennende Science-Fiction-Fan, der nach eigener Aussage mit der modernen Fantasy und den Filmadaptionen, die in den letzten Jahren die Bestsellerlisten anführten, wenig anfangen kann, hat sich international als Agent und fundierter Herausgeber einen Namen gemacht.
Für Lem öffnete er in den USA Türen, seine Mitarbeit bei „The Science Fiction Book“ sowie „The Fantasy Book“ mehrte auch im angloamerikanischen Raum seine Meriten. Für den Corian-Verlag betreut er seit Jahren den „Werkführer durch die utopisch-phantastische Literatur“, sein Fanzine „Quaber Mercur“erscheint seit 1963.
In vorliegendem Werk wurden Rottensteiners fundierte Vorträge und Aufsätze aus den letzten Jahren zusammengefasst und dem Leser gesammelt zugänglich gemacht. Naturgemäß umfassen die neunzehn Beiträge neben allgemeinen Betrachtungen zum Zustand der Science Fiction, ihrer Zukunft und der besonders interessanten Abhandlung über SF und Religion auch die Steckenpferde des Verfassers. Beiträge zu und über Stanislaw Lem, Paul Busson, Wolfgang Jeschkes Erzählungen, Herbert W. Franke und ein sehr persönliches Bild von dem legendären Herausgeber der Bibliothek des Hauses Usher Kalju Kirde. Seinem Freund Helmut Wenske setzt er ebenso ein Denkmal wie den Novellen aus der Feder Michael K. Iwoleits.
Es ist immer schwierig ein Sekundärwerk zu besprechen. Hier geht es nicht um Stil, Handlungsbogen oder Charaktere, sondern um die Fähigkeit, Wissen ansprechend zu vermitteln. Franz Rottensteiner verfügt dabei nicht nur über ein enormes Fachwissen, sondern er hat die seltene Gabe, dieses auch kurzweilig zu vermitteln. Die enthaltenen Beispiele lesen sich nicht etwa trocken sondern legen beredt Zeugnis davon ab, dass der Autor mit Leib und Seele dabei ist, dass und wichtiger noch, wie ihn die Autoren und Künstler begeistert haben.