Die Minimenschen Maxiausgabe 12 (Comic)

Die Minimenschen Maxiausgabe 12
Artwork: Pierre Seron
Szenarien: Pierre Seron
Übersetzung: Eckart Schott
Ehapa, 2012, Hardcover, 160 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3518-0

Von Frank Drehmel

Neben dem zweiten Teil eines dreiteiligen Interviews mit Pierre Seron enthält auch der vorliegende Sammelband drei albenlange Geschichten, die im Original in den Jahren 1995 bis 1998 veröffentlicht wurden.

„Melting Pot“ („Melting Pot“)
„Melting Pot“ ist eine Fortsetzung der im elften Band erschienen Story „Tchakakahn“: Auf der Suche nach ihrem Gegenspieler Tchakakahn trennen sich Cedille und Renaud. Während sich der Minimensch in Begleitung der freundlichen Kugelköpfe dem Hauptquartier nähert, bleibt seine verschmähte Freundin zunächst widerwillig zurück, um dann ihrem Herzbuben zu folgen. Kurz darauf finden sie sich in einer bizarren Spielewelt wieder, in der kontinentgroße Flipper und riesige Dartspiele das kleinere Problem darstellen: die echte Herausforderung ist eine digitale Welt, in der Renaud nur durch Jump 'n' Run zum Ziel kommt, falls das die kleinen digitalen Gegenspieler und zahlreichen Fallen zulassen.

„20.000 Meilen unter der Erde“ („Vingt mille lieues sous les terres“)
Als Renaud einen dubiosen Hilfeanruf seiner Mutter erhält, macht er sich sofort auf den Weg, im Gepäck die Vergrößerungspillen Doktor Hundseckers und als Blinde Passagierin eine winzige Cedille, die einmal mehr Renauds Wünsche vollkommen ignoriert. Von Mama, die zu einem gewissen Professor König gezogen ist, nachdem ihr Gatte – Renauds Vater – spurlos verschwand, erfährt der Held von merkwürdigen Vorkommnissen. Es dauert nicht lange, bis er den Professor in Verdacht hat. Gemeinsam mit der zwischenzeitlich in Erscheinung getretenen Cedille folgen sie dem sinisteren Mann und landen in einer Welt 20.000 Meilen unter der Erdoberfläche, in einer Welt, in der nicht nur sein Vater auf ihn wartet, sondern in der Kristallmänner und prähistorische Urmenschen einen regelrechten Krieg führen.

„Schönes Fest, Mama!“ („Bonne fête, maman!“)
Der bösartige Herzog von Habsgut ist zurück und lässt Renaud entführen, nur um seinem Erzfeind einen Apparat ins Gehirn zu implantieren, mit dem er ihn steuern kann. Obschon Renaud danach zeitweise bei Bewusstsein ist, ist er nun kaum mehr als eine Marionette, die der Herzog nach Belieben Untaten begehen lassen kann. Allerdings hat der Verbrecher nicht mit der Solidarität der Minimenschen und insbesondere dem scharfen Verstand Doktor Hundseckers gerechnet, die alles daran setzen, Renaud zu befreien.

Totgeglaubte leben länger! Dominierten in den letzten Alben die eher schwachen bis anstrengend richtungs- beziehungsweise konzeptlosen Geschichten, so wartet der zwölfte Sammelband mit Storys auf, die durch die Bank Spaß machen, obwohl Seron nach wie vor sein Universum und die ihm inhärenten Möglichkeiten beliebig und quasi nach Tageslaune zurechtbiegt, sodass der große rote Faden noch immer nicht vorhanden ist. Dennoch sind die Storys in sich geschlossen, nachvollziehbar und voller origineller Ideen, witziger Dialoge und skurriler Charaktere. Insbesondere die Hassliebe zwischen Renaud und Cedille, seine geradezu penetrant-aggressive Missachtung ihrer Person, ihre vollkommene Ignoranz seinen Plänen gegenüber, bieten ein ums andere Mal Anlass zum Schmunzeln. In grafischer Hinsicht ist Renauds Jump 'n' Run-Abenteuer hervorzuheben, in dem sich der Minimensch durch ganzseitige Bilder beziehungsweise Level à la „Donkey Kong“ kämpfen muss.

Fazit: Auch wenn die Storys dieses zwölften Sammelbandes nicht gänzlich „back to the roots“ führen, so bieten sie doch die originelle und leichte Unterhaltung, die die Serie seit einigen Alben schmerzlich vermissen ließ.