Fähnlein Fieselschweif 1 (Comic)

Carl Barks
Fähnlein Fieselschweif 1
Aus dem Amerikanischen von Dr. Erika Fuchs, Johnny A. Grote, Peter Daibenzeiher
Ehapa, 2013, Hardcover, 176 Seiten, 24,99 EUR, ISBN 978-3-7704-3671-2

Von Irene Salzmann

Carl Barks hat viele Entenhausener geschaffen, darunter auch das Fähnlein Fieselschweif, die Pfadfindervereinigung, deren Mitglieder zu sein, Tick, Trick und Track sehr stolz sind. Wie sie zu Pfadfindern wurden, wird unter anderem in dem Sammelband „Donald Duck – Vom Ei zum Erpel“ in der Geschichte „Reif fürs Fähnlein Fieselschweif“ erzählt, die von Don Rosa stammt und darum nicht in dem vorliegenden Carl-Barks-Album enthalten ist. Gemäß jener Story wusste sich Donald nicht anders zu helfen, um seine nervigen Neffen, die ständig Ärger verursachten, zur Räson zu bringen, als sie zu den Pfadfindern zu schicken, hoffend, dass man sie dort erziehen würde.

So positiv das Fähnlein auf die Jungen auch einwirkte, es zeigt sich auch eine Kehrseite der Medaille im wahrsten Sinne des Wortes. Die vielen Ehrenabzeichen sind in „Schwarzer Tag“ Anlass für Donald, seinen Neffen einen Streich zu spielen, damit sie degradiert werden und auf jeden Fall keine Auszeichnungen mehr erhalten, vielleicht sogar welche zurückgeben müssen, damit die Dosen und Tassen in den Küchenschränken wieder für das genutzt werden können, wofür sie gedacht sind. Natürlich geht der Schuss nach hinten los.
Doch in erster Linie steht das Fähnlein Fieselschweif für das fröhliche Miteinander, selbstlose Hilfe, Einsätze für den guten Zweck, Aneignen von Wissen und Fertigkeiten, wobei das ‚Schlaue Buch‘ ein nicht immer guter Ratgeber ist, wie man in „Riskante Regentänze“ erfährt, die eine Katastrophe zur Folge haben – oder doch nicht? Ansichtssache!
Als Gegner, wenn die Pfadfinder ihre guten Taten vollbringen wollen, treffen sie nicht selten auf Dagobert Duck, der bloß die Vermehrung seiner Fantastilliarden im Sinn hat und dem es darum gleichgültig ist, ob er die Natur schädigt, Tieren ihren Lebensraum nimmt oder sogar Menschen in Gefahr bringt, so in „Das Fähnlein Fieselschweif bannt die Gefahr für den Bärenforst“, „Glatzkopfadler darf nicht sterben“ und „Erschütternde Erlebnisse“. Zum Glück erweist sich Onkel Dagobert letztendlich als einsichtig.
Darüberhinaus gibt es Rivalitäten innerhalb der Gruppe, weil jede Mannschaft bei Wettbewerben die beste sein möchte, und mit den Mädchen von den Kohlmeisen, die ihnen nicht selten einen Schritt voraus sind, wie man in „Rettungseinsatz in den Bergen“ und „Die Sorgen der Sirupsammler“ erfährt.
Doch auch anderen Gefahren müssen sie sich stellen, beispielsweise Gundel Gaukeley, die Tick, Trick und Track in „Die Flaschenaktion“ in eine gigantische Flasche sperrt. Nebenbei wird auf die Sensationslust und mangelnde Hilfsbereitschaft der Vorbeikommenden angespielt, die zwar gaffen, aber nichts tun, um die Jungen zu befreien, denn es sind ja noch genug andere da.

Das sind nur ein paar Beispiele für die 14 Geschichten, die das Album beinhaltet. Sie stammen aus dem Jahren 1969 bis 1971 und wurden ausnahmslos in diversen deutschen Disney-Publikationen veröffentlicht. Schade, dass nicht wenigstens eine neue Story enthalten ist und ein Informationsteil Näheres über Barks Fieselschweiflinge erzählt. Es fällt zudem auf, dass die anderen Pfadfinder keine Namen haben, obwohl es sich um wiederkehrende Figuren handelt. Allein die Oberstwaldmeister wechseln und unterscheiden sich durch variierende Uniformen und Titel-Abkürzungen, die mal mehr, mal weniger lustig sind. Gelegentlich werden die Pfadfinder von einem Hund begleitet, der mal Spurobold, mal Pluto heißt, je nach Übersetzer, scheint es. Dem Aussehen nach könnte es durchaus Mickys Begleiter Pluto sein.

Es sind lustige Geschichten, manchmal mit lehrreich und mit Tiefgang, dann wieder ganz auf Abenteuer und Spaß ausgerichtet. Sie eignen sich vor allem für junge Leser, die sich mit den Hauptfiguren und ihren Kümmernissen identifizieren können. Stets gehen die Geschehnisse gut aus, auch wenn nicht immer Dagobert und Donald diejenigen sind, die ihre Lektion lernen müssen, sondern auch Tick, Trick und Track bekommen gelegentlich einen Denkzettel für Übereifer, Stolz und freche Streiche.