Rowen, Michelle: Ein Sarg für zwei – Sarah Dearly 4 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 24. Oktober 2009 01:00
Michelle Rowen
Ein Sarg für zwei
Sarah Dearly 4
(Stakes and Stilettos)
Aus dem kanadischen Englisch übersetzt von Wolfgang Thon
Titelillustration von Tim Weiffenbach
Blanvalet, 2009, Taschenbuch, 416 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-442-37379-6
Von Carsten Kuhr
Ist es wirklich erst zwei Monate her, dass unsere bezaubernde Actrice Sarah Dearly während eines Blind Dates von einem Vampir gewandelt worden ist? Seitdem hat sich ihr Leben, nun nennen wir es einmal interessant, entwickelt. Nicht etwa, dass es an Aufregung gefehlt hätte. Da trifft sie, verfolgt von drei finsteren Vampirjägern auf einer Brücke über den Fluss von Toronto einen lebens- (oder sollte es lieber heißen: untot-müden) Vampir, der sich selbst dem ewigen Vergessen ausliefern möchte, wird von Meistervampiren, Jägern und dem Schicksal verflucht, verraten, und
gejagt, ihre schnuckelige Wohnung mit all den teueren Pumps fliegt in die Luft, und da sage noch einmal jemand, das Leben nach dem Tod sei langweilig.
Nun, nach einer kurzen Karriere als Kellnerin in einem Vampirclub liegt sie einmal mehr ihrem Freund, dem introvertierten Meistervampir Thierry, auf der Tasche. Umso erfreuter ist sie, als sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Dass ihr neuer Boss von ihr aber seine Verwandlung in einen Vampir verlangt, und, als sie dies verweigert einen Holzpflock zückt um die Unwillige zu pfählen, damit hat sie dann doch nicht gerechnet.
Trara, kaum sitzt der Pflock nahe ihrem Herzen, erscheint, Hollywood lässt grüßen, ein geheimnisvoller Retter. Der Rote Teufel, seit Jahrhunderten als legendärer Held und Retter der Vampire bekannt, taucht nach zwei Jahrhunderten der Abstinenz aus der Versenkung auf, und rettet unsere bezaubernde Sarah. Und der Typ mit dem Schal ums Gesicht ist nicht nur kräftig und pünktlich, sondern auch noch sehr sexy.
Kaum wieder genesen, gilt es, einen Pflichttermin wahrzunehmen. Zusammen mit Thierry kehrt Sarah in ihre Heimatstadt zurück, um am Schultreffen teilzunehmen. Dass sie dabei von einer Hexe verflucht wird, war allerdings nicht geplant. Nichts ist es mit dem großen Auftritt in Stilettos und tiefdekolletierten roten Nichts von einem umwerfenden Kleid. Stattdessen wandelt sich unsere herzensgute Vampirin mitten auf der Tanzfläche dank des wohlgemeinten Fluches einer alten Schulfeindin, in einen Nachtwandler – einem der finstersten Geschöpfe, die jemals auf Erden gewandelt ist. Und dann gibt es immer noch einen alten Feind, der in neuem Gewand auf sie und Thierry Jagd macht …
Immer wenn es gilt, humorvolle, spritzige, phantastische Texte adäquat ins Deutsche zu übersetzen, verpflichtet man bei Random House Wolfgang Thon. Wie kaum ein anderer Übersetzer versteht dieser es, einen Text locker und amüsant ins oft etwas trockene Deutsche zu übertragen.
Vorliegend zeigt er sich von seiner besten Seite. Der Text rast förmlich voran, immer wieder überrascht unsere gewollt naive Heidin mit neuen Fettnäpfchen in die sie tappt, schüttelt der Leser erstaunt und gleichzeitig amüsiert über ihre naive Unschuld und Oberflächlichkeit den Kopf. Das erinnert in seiner Ausgestaltung und dem Tonfall oftmals an die ersten, damals noch überzeugenden »Betsy Taylor«-Romane von Mary Janice Davidson. Ganz bewusst überzeichnen beide Autorinnen ihre Heldin als oberflächliches Dummchen, das sich ganz auf Äußerlichkeiten versteift, für die sexy Dessous, High-Heels und Make-Up weit wichtiger sind, als innere Werte. Dennoch haben sowohl Betsy als auch Sarah das Herz auf dem rechten Fleck. Sarah wird als Dorfmädchen in der großen, weiten Welt beschrieben, das mit ihrem natürlichen Charme und ihrem bezaubernden Äußeren die Männer an sich zieht, und die sich durch Zufall oder Pech immer wieder in gefährliche Situation bringt. Gerade weil sie innerlich unschuldig ist, verzeiht man ihr Vieles, bangt mit ihr, ob und wie sie sich nun wieder an den eigenen Haaren aus dem Sumpf, in den ihre Tapsigkeit sie gebracht hat, herauszieht.
Das ist sicherlich keine große Literatur, das ist gewollt oberflächlich, ja vom Handlungsaufbau und den Figuren her stereotyp, stilistisch einfach gestrickt, aber angenehm und schnell zu lesen. Urlaubs- oder Bahnfahrtlektüre vornehmlich für eine jüngere, weibliche Leserschicht, aber gekonnt verfasst und spitziger als viele der Konkurrenzserien.