Robin Jarvis: Dancing Jax – Auftakt (Buch)

Robin Jarvis
Dancing Jax – Auftakt
(Dancing Jax)
Aus dem britischen Englisch übersetzt von Nadine Mannchen
Titelillustration von Bojan Zivic
script 5, 2012, Paperback mit Klappenbroschur, 542 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-8390-0134-9

Von Carsten Kuhr

Wir kennen sie, die kleinen, etwas verschlafen wirkenden Ortschaften abseits der großen Metropolen. Hier passiert nie etwas, hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Felixstowe ist eine solche britische Kleinstadt. Menschen gehen hier ihrer Erwerbstätigkeit nach, die Jugend wird in den öffentlichen Schulen auf den Ernst des Lebens vorbereitet.

Martin Braxter arbeitet als Lehrer an einer der Schulen. Einst hatte er vor, alles anders zu machen, seine Schüler mit einem interessanten, abwechslungsreichen Unterricht zu fesseln, doch inzwischen hat auch er ein wenig resigniert. Zu aufmüpfig sind sie, nichts als Sitcoms und Chillen im Kopf, da hat er als Lehrer keine Chance. Als eine der örtlichen Jugendgangs ein verlassenes Haus, in dem einst Austerly Fellows, ein berüchtigter Satanist residiert hat, ausräumen will, finden sie im Keller sechs große Kisten mit nagelneuen Büchern. „Dancing Jax“ steht auf dem Titelblatt, und die Bücher suchen neue Leser. Jezza, Anführer der Jugendbande und vom Geist Fellows besessen, verteilt die Bücher in der Stadt – und kurz darauf beginnen sich die Bewohner zu ändern; und das nicht zum Besseren. Eine dunkle Bedrohung schwebt über Felixstowe, deren Bewohner nach und nach Rollen aus dem Buch übernehmen – und nur wenige sind immun; die Abtrünnigen, wie sie genannt werden, kämpfen auf verlorenem Posten...

Bücher, die eine unheimliche, gefährliche Wirkung auf ihre Leser haben, kennen wir zu genüge. Dennoch hat es Robin Jarvis geschafft, dem alten Thema neue und unerwartete Saiten abzugewinnen. Seine Darstellung des Lebens in der Kleinstadt, der Resignation, die die Lehrer angesichts der ihrem Unterricht interesselos folgenden Schüler überkommen hat, die Hilflosigkeit angesichts der Bedrohung durch das Buch, hat Jarvis sehr überzeugend und gut nachvollziehbar herausgearbeitet.

Daneben sorgen seine Zeichnungen der jungen Menschen auch dafür, dass sich der Leser schnell im Roman zurechtfindet. Sowohl die Gruppe um den Kleinganoven Jezza als auch die Schüler der örtlichen Schule nehmen vor den Augen des Lesers plastisch Gestalt an. Auch die die Charaktere zu Beginn dem Gewohnten entsprechen, die Gestalten noch etwas blass bleiben, finden wir uns in diesen gut zurecht. Hier die Streberin, dort die Loser, die nicht als TV und Internet im Kopf haben, dazu dann der angehende Knastbruder – Stereotypen, aber auch ideale Identifikationsfiguren. Nie wird der Plot langweilig, immer wieder gelingt es dem Autor, seine Leser mit unerwarteten Wendungen an die Seiten zu fesseln. Zwar ist Vieles, gerade für erfahrene Leser vorhersehbar, doch in den Einzelheiten, die sich Robin Jarvis hat einfallen lassen, steckt die Würze des Romans. Der Handlungsbogen ist straff durchgezogen und stilistisch weist der Text keine Besonderheiten auf.