Zink, Michelle: Die Prophezeiung der Schwestern (Buch)

Michelle Zink
Die Prophezeiung der Schwestern
(Prophecy of the Sisters)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Alexandra Ernst
Titelillustration von Klubovy
cbj, 2009, Hardcover, 410 Seiten, 17,95 EUR, ISBN 978-3-570-13721-5

Von Christel Scheja

»Die Prophezeiung der Schwestern«, der Debütroman der in Südkalifornien geborenen und heute in New York lebenden Michelle Zink, gehört zu den romantischen Mystery-Romanen, die junge Mädchen in den Mittelpunkt einer unheimlichen Handlung stellen und nicht in erster Linie die Liebesgeschichte herausarbeiten sondern eher ein düsteres Vermächtnis, mit dem die Heldin plötzlich und unerwartet konfrontiert wird – mit etwas, das schon immer ihr Schicksal war.

Zwei Dinge erschüttern im Winter 1890 das Leben der Zwillingsschwestern Amelia und Alice. Die Töchter aus gutem Hause müssen zum einen ihren Vater zur Ruhe betten, und fast gleichzeitig erscheinen seltsame Zeichen auf der Haut ihrer Handgelenke, die sie voreinander verbergen.
Amelia, die von allen nur Lia genannt wird, weiß nicht, was sie davon halten soll, da sie von nun an auch unheimliche Träume quälen, die sie nicht richtig deuten kann. So verbirgt sie das Mal, das einer Schlange gleicht, die sich um ein ›C‹ windet, erst einmal, selbst vor ihrem Freund. Alice verbirgt noch mehr vor ihr und führt spiritistische Rituale in ihrem Zimmer aus.
Eines Tages fällt Lia ein Buch in die Hände, das einen lateinischen Titel trägt: ›Librum Maleficii et Disordinae‹, auch ›Das Buch des Bösen und des Chaos‹. Zentraler Inhalt ist eine Prophezeiung, in der von Zwillingsschwestern die Rede ist, die das Schicksal der Welt in den Händen halten. Die eine ist das ›Tor‹, durch die die verlorenen Seelen in die Welt zurückkehren können, um an der Seite von Samael, dem gefallenen Racheengel, der zum Urbösen wurde, gegen Gott zu kämpfen und dabei die Erde zu einem Schlachtfeld der Engelheere zu machen, die andere die Wächterin, die das alles verhindern soll. Die Rede ist auch von vier Schlüsseln, die das Tor erst öffnen können. Doch wer von ihnen ist die Wächterin und wer der Schlüssel?
Nach und nach – auch mit Hilfe ihrer Tante Victoria und der Visionen, die nicht viel anderes als Reisen in die Astralwelten sind – erkennt Lia das volle Ausmaß der Prophezeiung und ihres Schicksals und ahnt, dass nun alles von ihr abhängt, denn Alice hat sich längst von ihrem Pfad abgewandt und mit dem Teufel verbündet und ist damit zu ihrer ärgsten Feindin geworden.

Erstaunlich nüchtern und distanziert erzählt Michelle Zink aus der Sicht von Lia, wie sich langsam aber sicher das Grauen und die Geheimnisse in ihr Leben einschleichen und die noch immer trauernden Mädchen erfahren, warum sich ihre Mutter das Leben genommen hat und nun auch ihr Vater gestorben ist.
Dabei werden wieder einmal jüdisch-christliche Mythen um die gefallenen Engel und ihre Sünde, sich mit menschlichen Frauen eingelassen zu haben, bemüht, was zwar nicht sonderlich neu ist, aber in dieser Form noch nicht so vorgekommen ist.
Die Geschichte entwickelt sich stetig und spannend, aber der Funke will doch nicht so recht überspringen, da man nicht recht mit Lia warm wird. Sie wird zwar sehr menschlich geschildert, wirkt aber stellenweise durch ihre Verdächtigungen und Wut gegenüber der Schwester nicht sehr sympathisch. Zudem bleiben alle anderen Figuren recht blass, da man durch Lias Augen nicht wirklich etwas über sie erfährt. Genauso wenig kommen Alices Motive für die Hinwendung zum Bösen wirklich ans Licht, aber das scheint sich die Autorin für kommende Bände aufgehoben haben.
Alles in allem tut sich die Autorin etwas schwer. Dialoge wirken hölzern und der Hintergrund bleibt schwammig – fast so blass wie die Figuren. Was dem Buch vor allem fehlt, ist eine mitreißende und dramatische Stimmung, die vieles wettmachen würde. Angenehm fällt nur ins Gewicht, dass sich die Autorin bis jetzt die Liebesgeschichte spart und sich dafür lieber auf ihre Heldin und die Geheimnisse, die sie und ihre Schwester umgeben, konzentriert.

»Die Prophezeiung der Schwestern« hat einen interessanten Hintergrund und eine dazu passend durchdachte Handlung, aber dem Buch fehlt doch noch so einiges bei der Figurenzeichnung und der Atmosphäre.