Heinz J. Galle: Fehlstart ins Atomzeitalter (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 26. Januar 2013 14:26
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Heinz J. Galle
Fehlstart ins Atomzeitalter
Verlag Dieter von Reeken, 2012, Paperback, 150 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-940679-71-0
Von Carsten Kuhr
Im Regelfall hat sich Verlagsinhaber und Herausgeber Dieter von Rekken das Heben vergessener utopisch-phantastischer Schätze auf seine Fahnen geschrieben. Neben Vorläufern dessen, was wir heute als Science Fiction, als Utopien oder Fantasy-Romane bezeichnen, hat er aber seit Gründung des Verlags immer auch sekundärwissenschaftliche Bücher publiziert. Vorliegend gehen er und der Autor, der eng mit dem Verleger zusammenarbeitet, neue inhaltliche Wege. Es geht ihnen darum, ein Zeitbild zu malen – das Bild, wie man in den 50er und 60er Jahren insbesondere in der damaligen Bundesrepublik Deutschland mit dem Thema Atomkraft umgegangen ist.
In sieben Essays geht Heinz J. Galle in seiner bekannt unterhaltsamen Art und Weise dabei nicht nur auf das ein, was wir als Zeitgeist bezeichnen, sonder berichtet auch in Anekdoten von Stilblüten, Merkwürdigkeiten und Absonderlichkeiten. Nach Tschernobyl und Fukushima ist unser Verhältnis zu „unserem Freund, das Atom“ ein wenig abgekühlt, sehen wir die Gefahren und Risiken deutlicher und fallen – vielleicht – auch nicht mehr zu blauäugig auf die Propaganda der Betreiberkonzerne herein. Ausgehend vom ersten Atombombenabwurf auf Hiroshima nimmt sich der Autor der Darstellung der Atomkraft in den deutschen Medien an. Dabei geht er auch immer wieder, wen wundert es, auf literarische Beispiele und Bezüge ein, stellt Romane aller Couleur vor wie die ersten Doomsday-Titel und unterhält dabei angesichts des ernsten Themas unerwartet spritzig und angenehm.
Das ist sicherlich ein ganz anderes Buch, als man es bei Dieter von Reeken erwarten würde, aber auch ein gelungener Bericht darüber, wie die Medien anno dazumal mit dem „Freund, das Atom“ umgegangen sind.