Rick Yancey: Der Monstrumologe und die Insel des Blutes (Buch)

Rick Yancey
Der Monstrumologe und die Insel des Blutes
(The Isle of Blood, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Axel Franken
Titelillustration: Iacopo Bruno
Illustrationen: Jürgen Speh
Bastei Lübbe, 2013, Paperback, 528 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-7857-6082-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Gunther Barnewald

In der Habe eines 2007 verstorbenen Bewohners eines Altenheims werden Aufzeichnungen entdeckt, in welchen der Verstorbene namens Will Henry behauptet, deutlich über 100 Jahre alt gewesen zu sein (genauer sei er 1876 geboren worden). Diese fallen dem Autor Rick Yancey in die Hände, der die hier erzählten Geschichten dermaßen interessant findet, dass er deren Teile in drei Büchern veröffentlichen lässt.

Nach „Der Monstrumologe“ und „Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo“ ist dies der dritte Teil der Aufzeichnungen des verstorbenen Will Henry. Als 13jähriger Junge habe Will Henry im Jahre 1889 bei einem Wissenschaftler mit Namen Dr. Pellinore Warthrop gelebt und mit ihm Monster gejagt.

Im aktuellen Fall lässt ein von Warthrop verachteter, zwielichtiger Glücksritter dem Monstrumologen ein verseuchtes Stück Fleisch zukommen, welches den Hinweis auf das Monster aller Monster liefern soll. Der unfreiwillige Überbringer dieses gefährlichen Stücks, welches vom Himmel geregnet sein soll, hat sich, aus England kommend, bereits angesteckt und stirbt im Haus Warthrops einen grausamen Tod. Dabei steckt er auch den jungen Will Henry an, so dass der Doktor ihm einen Finger amputieren muss, um sein Leben zu retten. Als dann ein junger Mann aus England auftaucht, der behauptet, ein absoluter Fan des Monstrumologen zu sein und gerne bei ihm in die Lehre gehen möchte, nimmt Warthrop diesen mit auf die anstehende Expedition, und lässt Will, ohne ihn vorher informiert zu haben, alleine zurück.

Der Junge ist fassungslos und völlig am Boden zerstört, zumal er argwöhnt, dass der junge Engländer ein Betrüger ist. Als dieser junge Mann in die USA zurückkehrt und verkündet, Warthrop sei vom verfolgten Monster getötet worden, weiß Will zuerst nicht, was er denken soll. Zusammen mit Kollegen des Doktors findet er jedoch schnell heraus, dass dies ein Lüge ist und so macht sich der Junge mit Hilfe dieser Kollegen auf die Suche nach Warthrop, um diesen zu retten und mit ihm die tödlichste aller Bestien zu jagen...

Auch im dritten Teil der Serie (gegen Ende deutet der Autor allerdings an, dass es auch den berühmten „vierten Teil der Trilogie“ noch geben könnte!) geht es wieder heftig zur Sache. Diesmal gelingt es Yancey jedoch, genau wie im ersten Teil, den Spannungsbogen perfekt aufzubauen und in Summe eine durchgängig packende Geschichte zu servieren.

Neue interessante Charaktere kommen zu den wunderbar geschilderten der ersten beiden Bände hinzu, und auch die inneren Konflikte des Jungen und seines geliebten und auch gehassten Herren nehmen wieder berechtigten Raum ein. Dabei gelingt es dem Autor, die Balance zwischen inneren und äußeren Konflikten perfekt auszutarieren, und so beim Leser durchgängig Interesse zu wecken. Auch die fremden Schauplätze dieser Geschichte und die Kämpfe mit den brutalen Verfolgern, die ebenfalls hinter dem Monster her sind und vor Warthrop Erfolg haben wollen, sorgen für reichlich Abwechslung.

Am frappierendsten ist jedoch die immer tiefer greifende Verwandlung des naiven Will zu einem ausgesprochen kaltblütigen Monsterjäger, der mittlerweile begriffen zu haben scheint, wer die angsteinflößendsten Bestien auf diesem Planeten sind. Einigen Lesern wird gerade diese Entwicklung nicht gefallen, obwohl sie leider nur umso realistischer und nachvollziehbarer ist, wenn man sich anschaut, durch welche Feuertaufen und Abhärtungen der Junge bisher gegangen ist (und im aktuellen Buch wieder geht). Hier zeigt sich, dass der Lehrling den Meister in puncto Kaltblütigkeit mehr und mehr hinter sich lässt.

Insgesamt ist der dritte Teil der Serie (nach dem tollen Auftakt und dem leider arg schwachen zweiten Band) ein absolutes Highlight und extrem lesenswert, denn Stil, Atmosphäre, Charaktere und Spannungsgehalt gehören zum besten, was in den letzten Jahren im Bereich Horror abgeliefert worden ist. Wer es gruselig und auch durchaus (wenn auch nie unmotiviert) blutig mag, der wird hier erstklassig bedient.

Das geniale Titelbild und die überaus wunderbaren Schwarzweißzeichnungen, deren Maler schon die ersten beiden Bände veredelten, müssen hier nochmals ausdrücklich erwähnt werden (vor allem der blutrote Mantel des Jungen auf dem Titelbild, welcher die düstere Landschaft nochmals betont).

Diese Paperbacks sind somit wahre Gesamtkunstwerke und einfach nur empfehlenswert.