David Whitley: Im Land des letzten Orakels (Buch)

David Whitley
Im Land des letzten Orakels
(The Canticle of Whispers)
Aus dem Englischen von Peter Beyer
Umschlagmotiv: Tertia Ebert, Fine Pic.
Goldmann, 2012, Taschenbuch, 480 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-47468-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Gunther Barnewald

Das vorliegende Buch ist der dritte und angeblich abschließende Teil der Serie um die Jugendlichen Lily und Mark, die aus ihrer Heimatstadt Agora entkommen waren, um nun schlussendlich wieder dorthin zurückzukehren, da sie, einer Prophezeiung zufolge, das ganze dortige System eventuell zum Einsturz bringen könnten.

Während Mark sich in Agora seiner Haut erwehrt, besucht Lily die Unterwelt, in der Kristalle alle gesprochenen Worte und sogar gedachte Gedanken speichern, so dass eine Frau, die hier als Orakel lebt, scheinbar über alles Wissen verfügt. Doch das System ist fragil und schon greift der Potentat Agoras nach der unumschränkten Macht in dieser Unterwelt...

Leider ist auch der dritte Band der Serie kein wirklich aufregender Lesestoff, denn ganz offensichtlich hatte der Autor schon im ersten Band („Die Stadt der verkauften Träume“) fast alle wunderbaren Ideen verschossen. Schon in der Fortsetzung („Die Kathedrale der verlorenen Dinge“) verlor die fremde Welt erheblich an Faszination, Langeweile kehrte ein. Im dritten Band gibt es zwar wieder deutlich mehr Action und die Handlung wird durch die Ereignisse vorangetrieben, es wird aber immer offensichtlicher, dass Whitley seinem Anfangselan und den tollen Ideen leider fast gar nichts mehr hinzuzufügen vermag. Schade eigentlich, denn gerade der erste Band machte Hoffnung auf mehr.

So bleibt die Trilogie eine, gemessen an anderen Fantasywerken, mäßig gutklassige Serie, die leider viel zu viel Potenzial verschenkt, auch wenn konstatiert werden muss, dass zumindest der erste Band deutlich mehr Ideen enthält, als dies sonst für ganze mehrbändige Zyklen üblich ist. Aber vielleicht ist auch gerade dies der Grund so enttäuscht zu sein, denn nach dem fulminanten ersten Roman waren die Erwartungen beim Leser hoch. Diese kann David Whitley leider gar nicht einlösen, auch wenn alles lesbar bleibt und dem Autor bescheinigt werden kann, dass er ein guter Erzähler ist. Aber reicht dies schon?