Alison Croggon: Land des Todes (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 05. Januar 2013 12:56
Alison Croggon
Land des Todes
(Black Spring)
Aus dem australischen Englisch übersetzt von Michael Krug
Titelillustration von Kim Hoang
Bastei Lübbe, 2012, Paperback, 288 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-404-20708-4 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Für Oskar Hammel ist es Zeit, seine Zelte abzubrechen, einmal etwas anderes zu sehen. Unglückliche Liebschaften langweilen ihn ebenso, wie die ständig gleichen Gespräche mit den austauschbaren Honoratioren der Stadt. Zu den Sehenswürdigkeiten zieht es ihn allerdings auch nicht. Nicht Trubel und Zerstreuung sucht er, sondern ein wenig Abstand, die Besinnung auf das Wesentliche. So reist er gen Norden, ins Land des Todes.
Trotz aller gegenteiligen Auskünfte, Warnungen und Prophezeiungen findet er geradezu herzliche Aufnahme in einem kleinen Haus, wird von einem Ehepaar umsorgt. Als er seinem Verpächter dann seine Aufwartung machen will, lernt er die andere, die berüchtigte Seite der Bewohner des Landes kennen – und fürchten. Ein gewalttätiger, despotischer Gutsbesitzer, ein verzauberter Spiegel und der tätliche Angriff sowohl eines riesigen Hundes wie eines Geistes hinterlassen innerlich wie äußerlich ihre Spuren. Erst auf Nachfrage bei seiner Haushälterin erfährt er Näheres über die Frau des Gutsbesitzers, ihre Familie und ihren Pflegebruder. Was sich ihm in der Folgezeit aus drei getrennten Blickwinkeln erschließt, die Tragödie eines Lebens, das berührt ihn zutiefst, konfrontiert es ihn doch mit Neid, Gier und unerträglichem Leid…
Alison Croggon hat mit ihrer „Pellinor“-Saga für Furore gesorgt. Die tolkienesque Reihe sorgte für wahre Begeisterungsstürme bei den Lesern und entwickelte sich zu einem Bestseller.
Vorliegender Einzelroman ist mit den High-Fantasy-Romanen nicht vergleichbar. Wer hier also wieder an den Seiten der Recken in den gerechten Kampf gegen das Böse ausziehen möchte, der wird von dem Buch bitter enttäuscht werden. Das soll beileibe nicht heißen, dass der Roman schlecht geschrieben wäre, nur wendet sich das Buch an eine andere Lesergruppe. Man könnte den Plot recht treffend als eine Mischung aus „Wuthering Heights“ mit ein wenig Magie beschreiben – wobei letztere eigentlich kaum ins Gewicht fällt, mehr unauffälliges Beiwerk ist, als dass sie wirklich handlungsrelevant wäre.
Es geht um große Gefühle, um Leid und Tragik. Dabei nimmt uns die Geschichte, die wiederum vorzüglich von Michael Krug ins Deutsche übertragen wurde, durchaus gefangen. Wir leiden mit den Figuren, haben Mitleid mit ihnen und ihrem Schicksal.
Die gelungene äußere Aufmachung des Buches spiegelt das gut wider. In der geprägten Spotlackierung, die ganz in dunklen Schwarzweiß-Tönen gehalten ist, dominieren kahle Äste, dramatische Wolkenmassen und ein offensichtlich verfallenes Anwesen.
Wer also eine Ader für Tragödien à la Charlotte Brontë hat, der wird sich hier wohl fühlen; wer lieber Recken in archaischen Welten folgt, für den ist dieses Buch nicht zu empfehlen.