Jack McDevitt: Firebird (Buch)

Jack McDevitt
Firebird
Benedict & Kolpath 6
(Firebird, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Frauke Meier
Titelgestaltung von Guter Punkt unter Verwendung einer Zeichnung von Sebastian Zakrzewski und Albert Kozak
Bastei Lübbe, 2012, Taschenbuch, 526 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 979-3-404-20683-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Armin Möhle

Mit „Firebird“ legt der US-amerikanische Autor Jack McDevitt bereits den sechsten Band um den Antiquitätenhändler Alex Benedict und um seine Pilotin Chase Kolpath vor. Alex Benedict ist selbstverständlich ein Antiquitätenhändler der Zukunft. Die Artefakte, mit denen er handelt, stammen aus der Historie der Menschheit, die mit dem Aufbruch zu den Sternen begann und mittlerweile mehrere tausend Jahre umfasst.

Dabei erstaunt es, wie sehr die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse denen der Realwelt ähneln. Auch die Technik mutet an, als würde „Firebird“ (und die vorangegangenen Romane) nur wenige hundert Jahre in der Zukunft spielen, zumindest verglichen mit anderen einschlägigen SF-Romanen und -Serien. Diese unprätentiöse Darstellung ist zwar auch für das übrige Werk des Autors typisch, mutet in diesem Fall aber etwas widersprüchlich an, auch wenn man sie mit dem Tempo der technischen Entwicklung in der Realwelt vergleicht.

Vor „Firebird“ erschienen die Romane „Die Legende von Christopher Sims“ (zusammen mit „Erstkontakt“, „Polaris“, „Die Suche“, „Das Auge des Teufels“ und „Echo“. Die Menschheit hat offenbar eine Reihe von Planeten besiedelt, die eine lockere Konföderation bilden und von denen Rimway, von dem aus Alex Benedict und Chase Kolpath ihre Geschäfte betreiben, der wichtigste ist.

Der Rainbow Enterprises, der Firma Alex Benedicts, werden diverse Gegenstände aus dem Nachlass des Physikers Christopher Robins angeboten, der vor 41 Jahren verstarb – oder spurlos verschwand. Während Chase Kolpath es für aussichtslos hält, die Angelegenheit weiter zu verfolgen, wittert Alex Benedict ein großes Geschäft – wegen der mysteriösen Umstände des Verschwindens des Physikers, der durch sein Fachgebiet auffiel: der Erforschung von Multiversen. Doch bevor die Versteigerung stattfindet, graben Alex Benedict und Chase Kolpath in der Vergangenheit des Physikers, um seinen Marktwert zu steigern. Dabei finden sie heraus, dass er sich nicht nur für Multiversen interessierte (und dafür, Wege zwischen ihnen zu finden…), sondern auch für die unregelmäßigen Sichtungen von geisterhaften Raumschiffen, die unvermittelt auftauchten und wieder verschwanden, ohne dass eine Kommunikation mit ihnen möglich war.

„Firebird“ vereint viele Handlungselemente, die bereits in den vorangegangenen Romanen dieser Future History zu finden waren: kriminalistisch anmutende Ermittlungen, Besuche auf gefährlichen Planeten und ein kosmisches Phänomen. Letzteres ist in „Firebird“ besonders originell, origineller als die, die McDevitt bislang in seiner Future History kreierte (ob es astrophysikalisch auch nur annähernd Sinn macht, kann und will man hier nicht erörtern, was ohnehin zu einer – vermutlich fruchtlosen – Grundsatzdiskussion über manche Aspekte der Science Fiction führen könnte…).

Erfreulich ist auch, dass der Autor diesmal darauf verzichtete, diverse Attentate auf seine Protagonisten verüben zu lassen und sie in Verschwörungen zu verwickeln, wie es in den vorangegangenen Romanen der Fall war. An ihre Stelle sind die Auseinandersetzungen mit den durchgeknallten KIs auf dem Planeten Villanueva getreten, woraus sich eine ambivalente Nebenhandlung ergibt, in der die Rolle Alex Benedicts (nach „Echo“) erneut als zwiespältig dargestellt wird. Und die den Roman auf seinen Umfang bringt, was aber nicht stört. Das gilt auch für die eigentümliche Diskrepanz zwischen dem Umfang der menschlichen Historie in der Galaxis und ihrem sozialen, politischen und technischen Niveau, weil sie den Handlungsablauf nicht beeinträchtigt.

Mit „Firebird“ hat Jack McDevitt einen der besten Romane seiner Future History verfasst. Und dass der Roman routiniert erzählt ist, erübrigt sich bei einem erfahrenen Autor wie Jack McDevitt beinahe zu sagen.