Träume 2: Celia (Comic)

Träume 2
Celia
(Songes: Celia)
Text: Denis-Pierre Filippi
Zeichnungen: Terry Dodson
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2012, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-448-2

Von Frank Drehmel

Das sommerlich leichte Leben auf dem riesigen herzoglichen Anwesen beschert der jungen Gouvernante, Mademoiselle Coraline Ducet, nicht nur einen gesegneten Appetit, sondern nächtens auch Träume, die märchenhaften Inszenierungen gleichen, in Welten, in denen man nur auf sie zu warten scheint. Dementsprechend beschwingt und entspannte geht die junge Frau ihren täglichen Arbeiten nach oder verlustiert sich auf dem großen Gelände, wo in verborgenen Ecken und Nischen die geheimnisvollen Maschinen ihres Schützlings, Vernère, ihrer Entdeckung harren.

Dass nicht alles eitel Sonnenschein ist, erfährt Coraline, als sie mit dem Diener Ekborn in seinem bizarren Automobil in die nahegelegene Stadt fährt, um für den Sohn des Herzogs phantastische Bücher und Geschichten aufzutreiben. Die Dörfler scheinen nicht nur eine Abneigung gegen den Herzog und sein Gesinde zu haben, sondern unterstellen ihnen auch, für das Verschwinden zahlreicher junger Frauen verantwortlich zu sein. Die Gouvernante beschließt, das Rätsel zu lösen, folgt Venère zur Schlafenszeit erneut in eine Traumwelt und landet in einem orientalischen Harem, in der die Personen, die sie aus der Wachwelt kennt, ein seltsames neues Leben führen.

Während im ersten Band noch ein Storygrundgerüst erkennbar war, welches die Traumsequenzen zusammenhielt, lässt das zweite Album einen solchen roten Faden vollkommen vermissen. Die Aneinanderreihung von Märchenversatzstücken, Altmännerphantasien, Steampunk-Elementen und „joie de vivre“ lässt den Leser relativ ratlos zurück, fehlt es doch an einem deutlichen Spannungsbogen oder zwingenden Plot. Zudem mangelt es gerade der Inszenierung der Traumwelt(en) an einem Sense of Wonder, an Surrealität und Phantasie; stattdessen wirken die Sequenzen in ihrer bigotten, amerikanischen, nippellosen Erotik geradezu bieder und konventionell, ja fast schon spießig.

Nichtsdestotrotz atmet das Artwork mit seinem lockeren Zeichenduktus und der farbenfrohen, pastellenen Koloration eine federleichte, sommerliche Beschwingtheit, welche die erzählerischen Unzulänglichkeiten zwar nicht vollends kaschiert, diesen zweiten Band aber dennoch einen charmanten, sympathischen Nimbus verleiht. Dodsons größte zeichnerische Schwäche ist bei aller Wohlwollenheit jedoch nicht zu übersehen: anstrengend stereotype Frauenbildnisse, die zweifellos einem amerikanischen Mainstream-Comic-Ansatz geschuldet sind, der den Leser mit ballonbrüstigen Klonen zu Tode langweilt.

Fazit: Das charmante und sommerlich leichte Artwork wiegt die konventionell-spießige Geschichte, der es zudem an Stringenz mangelt, bedauerlicherweise nicht auf. Wem lebensfrohe Bilder und eine beschwingte Atmosphäre reichen, der kann dennoch einen Blick riskieren.