Sâr Dubnotal 2: Der Astraldetektiv, Gerd Frank (Hrsg.) (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 22. Dezember 2012 11:13
Sâr Dubnotal 2
Der Astraldetektiv
Gerd Frank (Hrsg.)
Verlag Dieter von Reeken, 2012, Paperback, 402 Seiten, 25,00 EUR, ISBN 978-3-940679-70-3
Von Carsten Kuhr
Sâr Dubnotal, der berühmte Psychagoge ist zurück. Was ein Psychagoge ist, wollen Sie wissen? Der Begriff kommt aus dem Griechischen und heißt so viel wie Seelenführer und umfasst das Deuten und Erkennen des Immateriellen. Immer wenn etwas Außergewöhnliches vorgeht, wenn Geister umgehen, Erscheinungen Menschen heimsuchen oder mysteriöse Verbrechen geschehen, ist das Interesse des Meisters geweckt. Dann macht sich unser Hypnotiseur, begleitet und unterstützt durch die bekannte Riege an Nebencharakteren, an die Aufklärung der Vorfälle.
Anders als im ersten Sammelband, erwartet den Leser dieses Mal kein zusammenhängender Handlungsfaden um einen finsteren Gegner Dubnotals. Die entsprechenden Hefte wurden weitestgehend, sofern diese für eine Übersetzung überhaupt verfügbar waren, bereits im ersten Sammelband publiziert. So folgen wir vorliegend unserem außergewöhnlichen Helden bei der Aufklärung ganz unterschiedlicher Rätsel.
Es geht darum, einen von der verblichenen Ehefrau heimgesuchten Augenarzt von den Erscheinungen der ruhelosen Seele seiner Angetrauten zu erlösen, einen von Zigeunern entführten Jungen zu befreien, einen unter Hypnose ausgeführten Mord aufzuklären, ein von einem Geist heimgesuchtes Bergwerk zu befrieden, die Folgen des Ablebens eines Botschafters zu untersuchen und schlussendlich sich mit spanischen Anarchisten, die einen reichen Mann erpressen, auseinanderzusetzen.
Immer wieder nutzt der nach wie vor unbekannte Autor Frauenfiguren als trügerische, leicht verführbare Wesen, die im Auftrag skrupelloser Schurken tätig werden. Weiteres oft verwandtes Topic sind Geister Verstorbener, die aus dem Grab heraus ihre Sünden beichten oder zumindest zur Ruhe gebettet werden wollen, sobald die Umstände ihres Ablebens bekannt, die Täter zur Rechenschaft gezogen wurden.
Neben der unbestrittenen Spannung der Romane fesseln den modernen Leser auch die Darstellungen des Lebens und des Denkens der Menschen der damaligen Zeit. Hier bekommen wir, weit abseits trockener Geschichtsbücher, einen Eindruck davon, wie die zumeist begüterten Kreise gelebt haben, wie sie ganz selbstverständlich mit dem Aufwarten durch Diener gerechnet haben, und wie das Klassendenken sich in den Alltag auswirkte. Das übt auf den modernen Leser einen gewissen Reiz aus, diese überholten Ansichten von Moral und Sitte, vom Frauenbild oder auch von der Kluft die Arbeiter und Diener von den Herrschenden trennt. So stellen die Schilderungen immer auch ein Zeitdokument dar, die Zigeuner etwa werden als geborene Betrüger und Verbrecher beschrieben, die Bergleute als naive, leicht beeinflussbare Menschen
Lange Zeit war unklar, ob der Verlagsinhaber Dieter von Reeken einen zweiten Sammelband mit Abenteuern der um 1909 erstmals erschienen Heftserie herausgeben würde. Zwar fand der erste Auswahlband viel Beachtung, doch fehlten den verbliebenen Erzählungen der verbindende rote Faden. Dennoch wissen auch die vorliegenden Geschichten zu überzeugen. Überlegt und in sich ruhend ermittelt der Hypnotiseur ein ums andere Mal mit Hilfe seines Mediums und der Detektive in seinen Diensten zugunsten der überforderten und verzweifelten Opfer der mysteriösen Erscheinungen.