Alef-Thau Gesamtausgabe 2 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 08. Dezember 2012 10:07
Alef-Thau Gesamtausgabe 2
(Alef-Thau Intégrale 2)
Szenario: Alejandro Jodorowsky
Zeichnungen: Arno (Arnaud Dombre) & Covial (Al Covial)
Übersetzung: Resel Rebiersch
Ehapa, 2012, Hardcover, 198 Seiten, 29,99 EUR, ISBN 978-3-7704-3502-9
Von Frank Drehmel
Der zweite, der abschließende Band der „Alef-Thau“-Gesamtausgabe, enthält die Einzelalben Nummer 5 bis 8 der Serie – „Der Meisterzirkel“ („L’empereur boiteux“), „Auf dem Weg in die Wirklichkeit“ („L’homme sans réalité“), „Die Pforte der Wahrheit“ („La porte de la vérité“) sowie „Der Triumph des Träumens“ („Le triomphe du rêveur“) –, wobei der siebte und achte Band in einer deutschen Erstveröffentlichung vorliegen und der Abschlussband 8 nach dem Tode Arnos von Covial vollendet wurde.
Auf der Suche nach dem Meisterzirkel erreichen Alef-Thau, Hogl, Diamantha, Malkouth und die drei Wichtel eine Stadt, die nur von Krüppeln und alten Leuten bewohnt wird, einen Ort, der quasi den Abfallhaufen des Zirkels bildet, in dem ein absolutes Schönheitsideal herrscht. Bevor sich die Gefährten jedoch auf den weiteren Weg machen, opfert sich Malkouth, indem sie die unsterbliche Diamantha angreift, wohl wissend, dass es ihren sicheren Tod bedeutet, da die Welt selbst sämtliche Gefahren für die Unsterbliche unverzüglich eliminiert, und dass Alef-Thau sich aus ihrem Lebensplasma eine neues Bein erschaffen kann, das seinen hölzernen Stumpf ersetzt. Im Augenblick ihres Todes erkennt der Junge nicht nur die unerwiderte Liebe Malkouths, sondern auch in Diamantha erwacht die Liebe zu Alef-Thau.
Nach einer gefahrvollen Reise erreichen die sechs verbliebenen Kameraden den Zirkel und entdecken sein Geheimnis, eines, das weit in Hogls Vergangenheit reicht und dem alten Mann nun endlich nicht nur seinen Frieden zurückgibt, sondern ihn glücklich aus der Welt scheiden lässt. Doch die friedliche Zeit ist nur von kurzer Dauer, da die fliegende Invasionsarmee des bösen Unsterblichen vor Ort eintrifft, Diamantha ins Kommando-Raumschiff entführt, alles Lebendige auf Mu-Dhara – einschließlich Alef-Thau und der drei Wichtel – in eine Art flüssiges Ektoplasma, einen grünen Lebenssaft verwandelt und einen toten Planeten zurücklässt.
Mit purer Willenskraft schöpft sich Alef-Thau aus diesem Urzustand neu, um zuerst sein fehlendes Auge vom Baum der Weisheit zurückzufordern, und dann Diamantha zu befreien. Der Versuch mündet in einer epischen Schlacht und einem Sieg für die Liebe, bringt den beiden jedoch nicht den ersehnten Frieden, denn Alef-Thau fällt in eine tiefe existenzielle Krise, da alles Sein auf Mu-Dhara nunmehr nur noch aus seinem bloßen Wunsch heraus existiert. Zeit für ihn und seine Freunde, diese Welt zu verlassen und in einer anderen Realität eine neue Bestimmung zu suchen.
Wie schon der erste Sammelband überzeugt auch diese zweite Ausgabe durch die einnehmende, sympathische Leichtigkeit der Story, die in vielen Szenen fast schon naiv-kindlich wirkt, ohne einen Moment lang in vordergründigen Kitsch oder nervige Einfältigkeit abzugleiten. Nach wie vor scheint Jodorowsky die Lust am Fabulieren und Erzählen anzutreiben, wobei er keinerlei Hemmungen zeigt, Fantasy mit Science Fiction oder Action und Horror mit spirituellen beziehungsweise philosophischen, existenzialistischen Fragestellungen und Ansichten zu verbinden. Und wie gehabt transportiert das leichte, unbeschwert klare Artwork zunächst Arnos, später Covials, mit seiner Vielfalt an Figuren und Formen jenen Sense of Wonder, der die Story auch erzählerisch auszeichnet.
Fazit: Eine gleichermaßen spannende, wie mystisch-spirituelle, wundersame und wundervolle Reise in ein Universum, in dem Fantasy und Science Fiction eine stimmige Verbindung eingehen. Ein echtes Highlight.