David Lozano Garbala: Totengesang – Puerto Oscura 3 (Buch)

David Lozano Garbala
Totengesang
Puerto Oscura 3
(Réquiem)
Aus dem Spanischen übersetzt von Kirstin Bleiel und Catalina Rojas Hauser
Titelillustration von Alfonso Ruano und Pablo Núnez
Loewe, 2012, Hardcover, 558 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-7855-6866-8

Von Carsten Kuhr

Vor gut 3 Monaten war die Welt für Pascal noch in Ordnung gewesen. Schule, danach chillen und in Michelle verliebt sein, das bestimmte seinen Tag. Bis er zur Halloween-Party von Jules eingeladen wurde. Sonst wirklich kein Fan von Partys oder gar Verkleidungen, stieß er auf dem Dachboden von Jules’ Haus, bei der Suche nach einem Kostüm, auf die Puerta Oscura, eine Tür ins Totenreich. Damals musste er erfahren, dass das Schicksal ausgerechnet ihn als Wanderer auserwählt hat.

Nur diesem ist es gestattet, sich in beiden Welten, der der Lebenden und der der Toten, aufzuhalten. Dass ihm damals, bei der Rückkehr ins heimatliche Paris, ein Vampir folgte, sorgte nicht nur für jede Menge Aufregung und Dramatik sondern auch dafür, dass sein Freund Jules mit dem Vampirkeim infiziert wurde.

Um seinen Freund vor dem Dasein, das weit schlimmer als der Tod wäre, zu retten, muss Jules erneut ins Totenreich reisen. Nur das Blut von Jules Vorfahrin Lena Lambert kann verhindern, dass der junge Mann als Vampir endet. Pascal muss zum Kronosfelsen reisen, um Lena zu suchen. Dabei wird er von dem kürzlich verstorbenen Dominique unterstützt. Währenddessen müssen seine Freunde, die er in der Welt der Lebenden zurückgelassen hat, Jules schützen, hat sich doch eine Gruppe von Vampirjägern auf dessen Fährte gesetzt…

Verlage aller Couleur bemühen sich, dem Leser das zu bieten, was gerade en vogue ist. Nach den Erfolgen, die Stephenie Meyers „Twilight“-Romane erzielten und der Popularität von TV-Serien wie „True Blood“ oder „Vampire Diaries“ ist der Weg zu Auflagenstärke und Bestsellerehren klar vorgezeichnet: Urban Fantasy mit Vampiren in der Hauptrolle heißt die Devise. Allerdings sind bei weitem nicht alle derartigen Machwerke lesbar oder interessant. Umso mehr suchen die Verlage nach innovativen Ansätzen und werden mittlerweile auch außerhalb des angloamerikanischen Sprachraums fündig.

Die vom Spanier David Lozano Garbala verfasst Trilogie um den Wanderer ist ein solcher Fund. Es kommen Vampire darin vor, auch geht es um Gefühle, um Liebe und Verantwortung, das alles aber in einem wahrhaft ungewöhnlichen Setting. Mit dem Tor zum Totenreich und dem Reich der Verblichenen selbst hat der Autor uns eine faszinierende Bühne präsentiert. Vor dieser faszinierend anderen Kulisse agieren unsere Personen dann in gewohnt kurzweiliger Manier.

Wie es sich bereits im zweiten Band angedeutet hat, entwickelt der Autor seine Protagonisten immer weiter fort. Immer mehr rücken, verborgen in der wiederum sehr spannenden, düsteren und temporeichen Handlung, Themen wie Verantwortung und Verlust in den Mittelpunkt des Buchs. Dabei schlüpft der Leser mühelos in die Rolle der Erzähler, unterhält sich kurzweilig und packend. Durch den anhaltenden Wechsel der Erzählperspektive, dem Sprung zwischen den handlungsrelevanten Personen, gelingt es ihm durch die Abgrenzung zur realen Welt die Bühne der Totenwelt umso beeindruckender und gruseliger zu entdecken. Gerade diese Mischung aus Bekanntem und der erdachten Welt der Toten trägt zum großen Reiz des Buches bei.

Alles in allem ein gelungener Abschluss einer ungewöhnlichen Trilogie, die ihre Leser mit einem so noch nicht gelesenen Setting und deutlichen Gewaltschilderungen, die sich eher an eine ältere Lesegruppe richten als an ganz junge Leser, an die Seiten fesselt.