A. Lee Martinez: Gott im Unglück (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 02. Dezember 2012 09:00

A. Lee Martinez
Gott im Unglück
(Divine Misfortune, 2010)
Übersetzung: Karen Gerwig
Umschlagabbildung: Kevin Keele
Piper, 2012, Taschenbuch, 394 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-492-26752-6 (auch als eBook erhältlich)
Von Gunther Barnewald
In der Welt von Phil und Teri existieren alle althergebrachten Götter wirklich als unsterbliche Wesen mit der entsprechenden Macht. Die beiden haben sich bisher aber von allen Göttern ferngehalten, da Teris Großvater dereinst von seinem angebeteten Gott getötet wurde, nur weil er sich die Haare schneiden ließ, und auch Phil bisher keinen Grund gesehen hatte, einem der Götter zu huldigen und zu opfern.
Als Phil jedoch bei der Beförderung übergangen wird und seine Frau Teri Zeugin zweier Wunder wird, beschließt das Ehepaar, sich auch einen Gott aus dem Internet herauszusuchen. Nach längerer, eher ansprüchlicher Suche entscheiden sich die beiden für Luka, genannt Lucky, den bescheiden und kumpelhaft auftretenden Gott des Glücks, der zumeist als humanoider Waschbär auftritt und schrille Hawaiihemden trägt. Womit die beiden nicht gerechnet haben: Dass Lucky höchstpersönlich bei ihnen einzieht und noch seinen Götterfreund Quetzalcoatl, den gefiederten Schlangengott, mitbringt. Obwohl beide sehr nett sind, wollen Teri und Phil den Deal rückgängig machen, was jedoch eine solche Pechsträhne bei den beiden hervorruft, dass sie kapitulieren müssen.
Also nisten sich die zwei Götter bei dem Ehepaar ein, ohne dass die beiden Menschen ahnen, dass Lucky zwei mächtige Feinde hat, die dem Gott des Glücks alles erdenklich Schlechte wünschen und auch bereit sind, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um dieses zu verwirklichen...
A. Lee Martinez hatte, nach längerer Durststrecke, mit der vorliegenden Geschichte endlich mal wieder eine wunderbare Idee. Dass deren Ausformung dann wieder im trivialen Konflikt Gut gegen Böse endet, vermindert den Lesespaß leider erheblich. Wie man überhaupt dem Autor vorwerfen muss, dass er weder das komödiantische Potenzial der Geschichte, noch deren dramatische Dimension voll ausschöpft. Zu sehr konzentriert sich Martinez auf den Unfug, den die Götter treiben, zu wenig auf die Folgen für die Menschenwelt, die es hätte, wenn wirklich unsterbliche Götter in einer Art Internetauftritt und -rating gegeneinander antreten und um die Gunst der Sterblichen buhlen müssten und deren übernatürliche Macht von der Anzahl und den Taten ihrer Anhänger abhängig wären.
Deshalb versinkt die Geschichte in einem mittelmäßig spannenden, mittelmäßig witzigen Konflikt um den Gott des Glücks, der mit seiner Anwesenheit und den damit verbundenen Anschlägen auf sich und sein Wirken das Leben des armen Ehepaars gehörig durcheinanderwirbelt. Immerhin ist dies noch dermaßen leidlich komisch, dass der Leser amüsiert der ganzen Chose folgen kann und auch tapfer bis zum obligatorischen Happy End, an dem es nie ernsthafte Zweifel geben kann, durchhält.
Typisch für die Konzentration des Autors auf die unsterblichen Götter ist es, dass die menschlichen Charaktere zu kurz kommen und so leider kaum vorhanden sind, die hier beschriebenen Götter oft menschlicher erscheinen (vor allem der wirklich nette und gar nicht mehr blutrünstige Quetzalcoatl, der noch die beste Figur macht von allen Protagonisten), als die eigentlichen Sterblichen.
Schade dass der Autor so viele Möglichkeiten verschenkt, hätte er mit mehr Mühe doch ein wirklich frappierendes Universum entwerfen können, wenn er mehr Arbeit in diese seltsame Welt investiert hätte. So bleibt „Gott im Unglück“ ein Buch, an dem wirklich alles (außer der tollen Grundidee) mittelmäßig ist: Handlung, Spannung, Gags, Charaktere, Atmosphäre etc. Schade drum!