Michael Cobley: Die Saat der Erde (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 18. November 2012 11:12

Michael Cobley
Die Saat der Erde
(Seeds of Earth, 2009)
Aus dem britischen Englisch übersetzt von Norbert Stöbe
Heyne, 2010, Taschenbuch, 640 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-453-52542-9 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Die Menschheit hat das Sonnensystem erobert. Inzwischen plant man erste intergalaktische Expeditionen, entsprechende Archen, mit denen ausreisewillige Kolonisten mittels eines Hyperraumantriebs eine neue Heimat suchen sollen, sind im Bau, da wird die Erde Ziel eines Angriffs. Auf dem Mars kommt es zum ersten, gnadenlos geführten Krieg mit den Schwärmern, einer biotechnisch hoch entwickelten Invasionsstreitmacht, die die menschlichen Bollwerke und Verteidigungslinien überrennen. Um das Überleben der Spezies zu sichern werden die letzten verbliebenen drei Siedlungsschiffe ausgesandt, bevor die Erde selbst zum Ziel des verheerenden Angriffs wird.
Einhundertfünfzig Jahre später beginnt die eigentliche Handlung des ersten Romans der Trilogie, die laut Verlagswerbung die Space Opera zu neuen Ufern führen soll.
Auf Darien, so der Name der menschlichen Kolonie, haben sich die Überlebenden eines der Fluchtschiffe eine neue Heimat aufgebaut. Nach anfänglichen Reibereien mit den Uvovo, den Ureinwohnern der Welt, und einem Bürgerkrieg, hat sich das menschliche Leben auf dem Planeten ausgebreitet, prosperieren Menschen und Uvovo. Als ein Botschafterschiff der Erde eintrifft, sind die Kolonisten zurecht zunächst einmal misstrauisch. Was passierte in der alten Heimat, mehr noch, wie sehen die wirtschaftlichen und politischen Bündnisse, denen sich die Menschen im galaktischen Machtspiel angeschlossen haben, aus, und was für Auswirkungen wird dies auf den paradiesischen Planeten und seine reiche Natur haben?
Im Verlauf der actionreichen Handlung lernen wird nicht nur die Siedler und ihre Verbündeten Ureinwohner näher kennen, wir erleben auch mit, wie die galaktischen Mächte versuchen, die Menschen zu beeinflussen und letztlich über den Tisch zu ziehen…
Michael Cobleys Auftaktband erschlägt den Leser zunächst einmal mit einer riesigen Fülle von Informationen. Verpackt hat der Autor diese in immer wieder neue Handlungsstränge, die zunächst wenig miteinander zu tun zu haben scheinen, die sich später dann zu dem Bild einer Galaxis zusammenfügen, die alles andere als friedlich daherkommt.
Intrigen, Machtspiele, Vertuschungen sind nur ein paar der Fährnisse, mit denen sich unsere Protagonisten auseinandersetzen müssen. Allerdings, und dies ist auch das Manko des Romans, überschüttet Cobley den Leser mit Figuren und Informationen. Rassen tauchen auf, werden beschrieben ohne dass der Leser zunächst ahnt, wie er diese einzuordnen hat, warum sie überhaupt so dezidiert vorgestellt werden. Zum Teil muss sich der Rezipient auch bis zu den nächsten beiden Bänden gedulden, um wirklich zu erfassen, warum der Autor jeweils so ausführlich auf Ereignisse und Situationen eingegangen ist. In der Fülle an Informationen, die der Autor aus seinem Füllhorn über dem Leser ausschüttet, geht dann so manches Mal ein wenig die Orientierung verloren. Ich zumindest hatte Mühe, alles was sich dann zumeist erst im Verlauf der Handlung als wichtig erweisen sollte, im Kopf zu behalten. Hier wäre weniger mehr gewesen. Die Grundidee, eine verlorene Kolonie wiederfinden zu lassen und zu beschreiben, wie die galaktischen Mächte inklusive der zwischenzeitlich eingebundenen Heimat versuchen, hier ihren Einfluss auszudehnen, ist nicht eben neu. Cobley hat diese zwar interessant und eigenständig umgesetzt, den Leser aber insbesondere mit der riesigen Menge an Handelnden und Handlungssträngen fast ein wenig überfordert. Herausragend sind seine komplexen außerirdischen Rassen, die er überzeugend fremdartig beschreibt.
Wer das Sitzfleisch besitzt und sich durch das erste gute Drittel des Romans durcharbeitet – und die Lektüre ist hier nicht ganz einfach –, der wird dann belohnt. Hier öffnet sich der Blick auf eine Galaxie, in der verschiedenste Mächte um Vorherrschaft buhlen. Die Aliens sind ebenso unterschiedlich wie abwechslungsreich beschrieben, die unterschiedlichen Interessengruppen agieren in sich glaubwürdig und spannend, so dass der Leser dann in die Handlung eintauchen und ihr fasziniert folgen kann.