Die Dynastie der Drachen 2: Das Lied des Phönix (Comic)

Die Dynastie der Drachen 2: Das Lied des Phönix
(Le dynastie des dragons: Le chant du phénix)
Text: Hélène Herbeau
Zeichnungen & Farben: Emmanuel Civiello
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2012, Hardcover, 64 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-86869-414-7

Von Frank Drehmel

Um das Jahr 1063: Nach dem Tode Kaiser Renzongs und der Weigerung der Song, Tribut zu leisten, überziehen die Xia unter Führung des „verrückten Barons“ die Provinzen Ningxia und Gansu mit Tod und Zerstörung. Während die Song angesichts des Mordens und der Verwüstungen erneut in Verhandlungen mit den Xia treten wollen und zu diesem Zweck einen eloquenten Botschafter entsenden, entfremdet sich die mittlerweile dank des Blutes des Barons gesundete Dame Luan immer mehr ihrem despotischen Ehemann, den sie ohnehin niemals liebte.

Zum endgültigen Bruch mit dem Tyrannen kommt es, als dieser befiehlt, ihren in Xia-Gefangenschaft geratenen Vater vor ihren Augen zu töten. Trotz ihrer Kampfkunst und der entfesselten Kraft des Phönix, der in ihr gefangen ist, gelingt es der jungen Dame nicht, ihren Erzeuger zu retten, da ihr Ehemann nicht zögert, ihren kleinen Sohn gegen sie als Geisel einzusetzen. Als Luans Dienerin und Vertraute, die Dame Mei Hua, dann auch noch herausfindet, dass sie alle – und insbesondere ihre Herrin – Marionetten in einem Spiel der mythischen Drachen sind, überredetet sie Luan zur Flucht.

Zwar nimmt die Story im Vergleich zum ersten Album nicht nur deutlich an Fahrt auf, sondern wirkt trotz einiger sinologischer Exkurse und inhaltlicher Sprünge alles in allem linearer, jedoch leidet die Geschichte nach wie vor an den wenig prägnanten beziehungsweise kaum markanten Figuren, an ihrer Vorhersehbarkeit sowie an soapigem Pathos. Dass zumindest mich die Geschichte so überhaupt nicht in ihren Bann zieht, mag erstens daran liegen, dass mir das chinesische Hofschranzentum und dieser ganze „Blut & Ehre & Rache“-Klamauk von Männern in uncoolen, schrulligen Kleidern und mit absonderlichen Bärten einfach zu fremd ist, und dass sich zweitens hinter der Exotik und all der Sinologie kaum Gehaltvolles verbirgt

Allerdings bedeutet das explizit nicht, dass das Artwork Emmanuel Civiellos nicht auch diesmal ein echter Hingucker ist. Abgesehen von ganz wenigen – unerklärlichen – Ausrutschern ist sein malerischer Ansatz sowohl detailreich, als auch authentisch als auch ausdrucksstark, stimmungsvoll und vor allem abwechslungsreich, was nicht nur den Stil betrifft, sondern auch Koloration und insbesondere die Komposition der Panels. So ist gerade der epische Kampf der beiden Drachen-Kontrahenten in hochdynamische, visuell aufregende Bilder gebannt

Fazit: Die wenig spannende Story ist wegen des stimmigen Ambientes sicherlich für Fans eines historischen chinesischen Hintergrundes reizvoll, den durchschnittlichen Leser jedoch werden nicht nur die zahllosen Namen langweilen. Immerhin ist das Artwork für jeden Comic-Connoisseur einen Blick wert.