Richelle Mead: Die goldene Lilie – Bloodlines 2 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 09. November 2012 10:48

Richelle Mead
Die goldene Lilie
Bloodlines 2
(The Golden Lily)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michaela Link
Titelillustration von Birgit Gitschier
Lyx, 2012, Paperback mit Klappenbroschur, 406 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-8025-8836-5 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit leben die Moroi, wie die „guten“ Vampire heißen, Strigoi, die „Bösen“, Dhampire, die als Wächter der Moroi fungieren, und die Alchemisten, die sich den Schutz der Menschheit vor dem Vampiren und die Geheimhaltung der übernatürlichen Welt auf ihre Fahnen geschrieben haben.
Die Geschichte der Liebe zwischen einer Dhampirin und ihrem Lehrmeister, die uns die Autorin in ihrem Zyklus um die Vampire Academy erzählt hat war abgeschlossen, der Durst der Leserinnen nach Nachschub aber bei weitem nicht gestillt. So gab und gibt es in „Bloodlines“ ein Wiedersehen mit bekannten und neuen Figuren aus der Welt der Vampire.
In Palm Springs, auf der dort gelegenen Elite-Universität Amberwood, wird eine Moroi-Prinzessin versteckt. Während sie Vorlesungen besucht und versucht, in der Masse der Schülerinnen unterzutauchen, bewacht eine ganze Gruppe von Freunden die junge Jill. Zu diesen Aufpassern zählt auch die Alchemistin Sydney, die ihre liebe Not hat, sich in den Universitätsbetrieb einzugliedern. Nicht etwa, dass es ihr an Wissen und Lerneifer fehlen würde, ganz im Gegenteil, lernt sie doch gerne und leicht, ist an fast allem interessiert – eine echte Streberin eben. Dafür hat sie von ein paar Themen keinerlei Ahnung: wie man Spaß hat etwa, wie man chillt oder auch, wie man zwischenmenschliche Kontakte pflegt. Gut, dass sie Freunde hat, die ihr ein erstes Date verschaffen. Statt Disco oder Kino steht aber eine Shakespeare-Vorführung auf dem Programm, statt einem Gute-Nacht-Kuss ein fester Händedruck – man sieht daran nicht nur, dass sie ihren Seelengefährten gefunden, sondern auch, dass sie noch viel zu lernen hat. Dass sie zudem noch über ein Talent für wilde Magie verfügt, bereitet ihr auch noch Kopfschmerzen – zumal sie auch auf Strigoi eine abstoßende Wirkung hat. Damit noch nicht genug, fühlt sie tief in sich ein gar merkwürdiges, unbekanntes Gefühl – und das nicht etwa hinsichtlich ihres Dates sondern für einen jungen Mann, der ihr eigentlich verboten ist; doch was ist süßer als die verbotene Frucht?
Richelle Mead weiß, was ihre Fans von ihr erwarten. Man nehme eine übernatürliche Gesellschaft, viel Dramatik, ein wenig Action und jede Menge junger Charaktere, die sich verlieben, die im Schulstress stehen, Daten und Abhängen – genau das, was ihre Leserinnen aus persönlicher Erfahrung kennen – fertig ist der Bestseller.
Das Erstaunliche an diesem Konzept ist, dass es nicht nur bestens funktioniert, sondern sich auch noch angenehm flüssig und durchaus spannend liest. Stilistisch eher einfach gestrickt, wartet die Autorin mit der erfolgserprobten Riege von stereotypen Charakteren auf. Oberflächlich sind sie, flach und doch irgendwie in ihrer Hilflosigkeit und unsicher, wie sie sich präsentieren, schnuckelig. Ein jeder Leser wird sich in einer der Personen wiederfinden können, wird auf bekannte, meist selbst ähnlich erlebte Situationen stoßen und an eigene Erlebnisse erinnert werden. Verbunden hat Mead diese Reminiszenzen dann mit ihrer bekannten übernatürlichen Schöpfung und ein wenig Dramatik. Gut die erste Hälfte des Romans ist aber ganz den Vorgängen rund um den Campus gewidmet. Ähnlich wie in den erfolgreichen High-School-TV-Serien geht es um Rumgezicke, um Verabredungen, um Styling und Imponiergehabe und um Herz-Schmerz. Das aber geschickt immer wieder mit ein wenig Selbstironie und Humor unterlegt, so dass einem die Lektüre nicht lang wird. Selbst mir, der ich die Jugendtage lang hinter mir gelassen habe, wurde nicht langweilig, wenn Jill mit allen Mitteln versucht, aufzufallen: ein drei Nummern zu enges Top, eine mehr oder minder versehentlich über selbiges entleerte Wasserflasche und ein skandalös kurzer Rock spielen hier eine gewisse Rolle; oder die Freunde versuchen, für die vergeistigte Streberin ein Date einzufädeln beziehungsweise ihr für selbiges Tipps zu geben.
Das hat durchaus Pepp und Tempo, liest sich angenehm leicht ohne Tiefgang oder große Überraschungen und wird die Fans der Richelle Mead weiter begeistern.