Michael Siefener: Der schwarze Atem Gottes (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 19. Oktober 2012 11:05
Michael Siefener
Der schwarze Atem Gottes
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2012, Paperback, 360 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-86402-033-9 (auch als Hardcover direkt beim Verlag und als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Prag 1599. Hier, in der Stadt Rudolf des Zweiten, finden sich Kabbalisten, Alchimisten und Schwarzmagier aller Couleur ein. Und hier stoßen zwei Benedektinermönche der heiligen Inquisition nach einer Odyssee, die nicht nur ihren Glauben, sondern auch ihr Leben und das Seelenheil auf eine harte Probe gestellt hat, auf ein Tor zur Hölle. Um Armageddon zu verhindern bildet sich eine mehr als brüchige Allianz aus Kabbalisten, Hexen, Magiern, Succuben und Teufelsanbetern.
Jeder hütet seine Geheimnisse und sucht seine eigenen Ziele zu erreichen. Nur eines ist klar: der schwarze Atem Gottes weht durch Prag – während der den Juden verheißene Messias hier geboren werden soll…
Alles beginnt damit, dass drei wackere Padres sich aus ihrem Kloster aufmachen, der heiligen Inquisition zu dienen. Vor allem der heiligmäßige Pater Hilarius ahnt nicht, dass sich das Schicksal einen bösen Scherz mit ihm erlauben wird. Ausgerechnet er, der ein finsteres Geheimnis unter seiner weit geschnittenen Kutte verbirgt, ist dazu ausersehen, Unglaubliches zu tun. Dies wartet als verstörende Erkenntnis ebenso auf ihn wie unheilige Bündnisse mit Wesen, die sein oberster Hirte als Teufel in Menschengestalt oder Abgesandte der Hölle selbst ansieht. Wird es ihm letztlich gelingen über seinen dogmatischen Schatten zu springen und, um das Tor zur Hölle zu schließen, seine Überzeugungen zu überdenken, ja vielleicht gar zu verraten?
In zwei alternierenden Handlungssträngen breitet Michael Siefener ein zutiefst realistisch wirkendes Bild des ausgehenden 16. Jahrhunderts vor uns aus. Geprägt durch Aberglaube und dem Zwist zwischen Katholiken und Protestanten herrscht allüberall Misstrauen und Furcht.
In diese Kulisse, die von der tatsächlichen Macht des Klerus in Form seiner Inquisition geprägt ist, hat der Autor seine skurrilen Gestalten platziert. Was zunächst klar und eindeutig jeweils dem Gut-Böse-Schema zuzuordnen scheint, das erweist sich mit zunehmender Dauer des Buches als weit vielschichtiger. Stilistisch, wie bei Siefener gewohnt, auf hohem Niveau präsentiert er uns einmal mehr Gestalten, die markant sind, die sich logisch und von den Ereignissen geprägt fortentwickeln und sich ebenso vielschichtig wie überzeugend anbieten. Darüberhinaus hat er sich eine Handlung einfallen lassen, die ihm die Möglichkeit gibt, seine Stärken voll auszuspielen. Geschickt mischt er Geschichtliches mit der Reise der Protagonisten, nutzt so die unterschiedlichen Gegenden als Bühne seiner Handlung, vergisst aber auch nicht dem Leser eine spannende Jagd, jede Menge Geheimnisse und Verwicklungen zu offerieren.
Das ist eigenständig und ansprechend, unterhält zudem kurzweilig und zeigt uns einen Michael Siefener in Höchstform.