Yasmine Galenorn: Eishauch – Das Dunkle Volk 2 (Buch)

Yasmine Galenorn
Eishauch
Das Dunkle Volk 2
(Night Veil)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Kerstin Winter
Titelillustration von Tony Mauro
Knaur, 2012, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 426 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-426-51116-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

New Forest, eine kleiner Ortschaft am Ende der Welt. Eigentlich sollte hier der Hund begraben liegen. Sollte nichts passieren, einmal abgesehen vielleicht von einer Schlägerei im örtlichen Country Club. Doch in New Forest wird die Zukunft der Welt entschieden. Ausgerechnet hier hat sich das Dunkle Volk niedergelassen und deren Königin Myst und ihr Gefolge machen sich auf, ihre eisige Herrschaft über die Welt voranzutreiben.

Ihren Plänen stellt sich eine gar merkwürdige Allianz in den Weg. Feenköniginnen und Vampire bilden eine brüchige Allianz, die Hexe Cicery und ihre Freunde werden als mehr oder minder willige Agenten im Krieg eingesetzt. Cicery hat neben der unfreiwilligen Bindung an die Vampire eine weitere Triebfeder, die sie regelrecht beflügelt: ihr Seelenbruder, ihr geliebter Grieve, wurde von Myst gefangengenommen. Um ihn ihren aus den Klauen zu befreien, muss sie große Risiken eingehen, Verbündete suchen und bestechen und sich und ihre Freunde einmal mehr in große Gefahr bringen…

Die Geschichte um die Gestaltwandlerin und Halbfee Cicery geht in die zweite Runde. Auffällig dabei, dass sich der Inhalt, anders als im ersten Teil, etwas gemäßigter liest. Ich meine dies nun nicht etwa bezüglich der Action – es passiert viel in diesem Roman, es gilt jede Menge Geheimnisse zu ergründen, Risiken einzugehen und Kämpfe zu bestreiten – sondern in der Art und Weise, in der die Autorin ihre Geschichte aufbereitet. Fielen im ersten Teil der neuen Serie doch ungewöhnlich viele erotische Szenen auf, die zudem sehr direkt dargestellt wurden, so hält sich die Autorin vorliegend etwas zurück. Zwar gibt es auch hier entsprechende Schilderungen, doch sind diese besser in die Handlung eingebettet.

Darüberhinaus baut Galenorn ihre neue Spielwiese weiter aus. Die Welt der Feen und Vampire wird mit weiteren Einzelheiten und einer Geschichte hinterfüttert, Gestalten neu beleuchtet und damit interessanter. Das führt dazu, dass wir dem Geschehen, auch wenn unsere Protagonistin scheinbar immer nur mit ihrem Dickkopf gegen Wände rennt, faszinierter folgen, dass die innere Spannungskurve deutlich ansteigt. Wenn es die Autorin ihrer Hauptperson nun noch gestatten würde, ab und ein einmal zu triumphieren, könnte die Reihe an die „Schwestern des Mondes“ anschließen. Noch aber bleibt vieles offen, werden neue Figuren eingeführt, andere Schlachtfelder vorgestellt ohne dass die Handlung wirklich merklich vorankommt.

Wer eine zweite Reihe à la „Schwestern des Mondes“ erwartet hat, der wird vom „Dunklen Volk“ enttäuscht werden. Von der Anlage her deutlich dunkler, zudem mit einer Erzählerin, der ein wenig die Leichtigkeit abgeht, die munteren Dialoge dieser vermissen lässt, wendet sich dieser Zyklus an ein älteres, erwachseneres Lesepublikum, das auch das notwendige Sitzfleisch mitbringt, um auf erste Triumphe im Kampf gegen Myst warten zu können.