Thomas Brezina: Leonie Lion (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 27. September 2012 10:02
Thomas Brezina
Leonie Lion
Schneider, 2008, Hardcover, 382 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-505-12453-2
Von Alexandra Balzer
Katie Collins hatte sieben Jahre lang in der Gewissheit gelebt, dass ihre Eltern tot sind, gestorben bei einem Flugzeugabsturz. Nun wird sie von einer gewissen Eleonore Maine, die irgendeiner seltsamen Organisation angehört, aus ihrem alten Leben entführt, um ihre totgeglaubten Eltern wieder sehen zu dürfen. Diese sind Forscher, denen es gelungen war, das Erbgut von Menschen und Tieren zu mischen.
Katie ist das Ergebnis ihrer Experimente: Seit ihrem 15. Geburtstag entwickelt sie Eigenschaften, die normalerweise Katzen vorbehalten sind. Sie kann im Dunkeln sehen, besitzt extreme Sprungfähigkeiten, sogar ihre Haare reagieren auf äußere Einflüsse. Katie ist damit für viele Organisationen und Regierungen hoch interessant.
Zu ihrem eigenen Schutz muss sie alles hinter sich lassen: ihren Onkel und die Großmutter, bei denen sie aufgewachsen war, ihre Freunde Laura und Ming, die sie so sehr liebt, ihr Zuhause, ihren Namen, einfach alles. Ab jetzt muss sie sich Leonie Green nennen und einsehen, dass ihr neues Leben seltsame Schwierigkeiten mit sich bringt.
Um einen Detektiv abzuschütteln, der Katie bis nach Los Angeles folgt, inszeniert man einen spektakulären Unfall, bei dem Katie angeblich ums Leben kommt. Man schleppt sie von einem Ort zum nächsten, bis sie in New York bei einer etwas merkwürdigen Frau einquartiert wird, die Zimmer an Schüler und Studenten vermietet. Hier soll Katie warten, worauf, weiß sie nicht. Wann sie ihre Eltern sehen darf, sagt ihr niemand. Sie wird Tag und Nacht beschattet, hat Gedächtnislücken und merkwürdige Wunden am Körper, die nicht zu erklären sind. Ist sie nun in Sicherheit oder in höchster Gefahr? Und Karim, dieser indische Junge, der sich in der gleichen Wohnung eingemietet hat, kann sie ihm vertrauen?
Thomas Brezina ist ein bekannter Kinder- und Jugendbuchautor. „Leonie Lion“, die Fortsetzung des Romans „Katie Cat“, besticht mit leichtgängiger Sprache, authentisch klingenden Dialogen und sensibel gezeichneten Charakteren. Katies Entwicklung ist immer glaubwürdig, ihre Ängste, ihre Hilflosigkeit drücken sich spürbar in jedem Wort aus. Karim entsteht in all seiner Schüchternheit lebendig vor dem Auge des Lesers, genauso Ming, Katies Freund, der so gerne Frauenkleider trägt, oder der Privatdetektiv, der eigentlich nur sein Geld verdienen will.
Diese Stärken können die Schwächen des Buches auffangen. Die Handlung tritt immer wieder auf der Stelle, vor allem in der Mitte bewegt sich überhaupt nichts – Katie fühlt sich beobachtet, sie irrt durch die Gegend, will unbedingt eMails schreiben, kehrt zurück zu ihrer Vermieterin. Die Auflösung ist so realistisch, wie es unter den gegebenen Umständen möglich ist. Eine mächtige Geheimorganisation würde sich niemals so leicht erpressen lassen, aber nachdem sie bereits unfähig waren, Katie ständig im Blick zu behalten – und das im Zeitalter von winzigen GPS-Sendern – fällt das nicht weiter ins Gewicht.
Es ist alles in allem eine spannende Lektüre für Kinder zwischen 10 und 14 Jahren, unterhaltsam geschrieben und mit interessanten Helden und ein kleines bisschen Romantik ein empfehlenswertes Lesevergnügen.