Black Rose Alice 1 (Comic)

Setona Mizushiro
Black Rose Alice 1
(Kuro Bara Alice Volume 1, 2008)
Aus dem Japanischen von Johanna Araki
Carlsen, 2011, Taschenbuch, 192 Seiten, 5,95 EUR, ISBN 978-3-551-79331-7

Von Petra Weddehage

Wien, 1908: Der Tenor Dimitri wird von einem durchgehenden Pferd getötet. Die Freunde eilen an sein Totenbett. Der junge Sänger jedoch ist am Leben – die Augenzeugen haben sich wohl geirrt. Dimitri fühlt sich verändert, und das Tageslicht bereitet ihm Probleme. Wenig später kommen alle Personen, die bei der Generalprobe der Oper, in der Dimitri die Hauptrolle spielt, anwesend waren, ums Leben.

Ein Unbekannter spricht ihn kurz darauf an und stellt sich ihm als Maximilian vor. Er behauptet, dass sie beide Vampire sind, doch Dimitri nimmt den Mann nicht weiter ernst. Kurz darauf gibt es weitere Todesopfer. Unter ihnen befinden sich sein bester Freund und das Mädchen, in das er über beide Ohren verliebt war.

Ein Zeitsprung nach Tokyo im Jahr 2008: Der Schüler Koya ist in seine Lehrerin Kikukawa verliebt. Diese erwidert die Gefühle des jungen Mannes, hält seine Liebe aber für eine Laune. Kurz darauf passiert erneut ein Unfall. Im Traum wird Kikukawa von Dimitri heimgesucht, der ihr einen fatalen Handel vorschlägt.

Setona Mizushi schreibt Manga, die mit reichlichen Dialogen aufwarten. Ihre Serie „Black Rose Alice“ umfasst mittlerweile sechs Bände und zählt zu den Dark-Romance-Reihen.

Die Protagonisten bewegen sich in gehobenen Kreisen oder gehören der Mittelschicht an. Agnieska, nach der sich Dimitri leidenschaftlich verzehrt, ist die Verlobte seines besten Freundes Theodore. Die Künstlerin bettet die klassische Dreiecksgeschichte in eine phantastische Story: Dimitri verwandelt sich in einen Vampir, doch braucht er kein Blut zu saugen. Diener-Insekten, die er entsendet, um sich an den Menschen zu nähren, versorgen ihn damit. Obwohl die Vampire sehr zäh sind, können sie sich nur einmal fortpflanzen. Wenn sie dies getan haben, sterben sie und wenig später auch ihre auserwählte Geliebte, in der die Samen reiften.

Dimitris Leidenschaft für Agnieska macht alles kompliziert, und er geißelt sich selber, da er, der ihr den Tod als Mensch brachte, sie doch so gerne als Mutter seiner Saat sehen würde. Er will Buße tun und sie zugleich besitzen. Wird er es schaffen, sich zu zügeln – oder wird die Leidenschaft ihn übermannen?

Die Mimik von Setona Mizushiros Protagonisten erscheinen der jeweiligen Situation angepasst und wirkt daher umso realer. Die Zeichnungen sind adäquat und nicht mit Schnörkeln oder Spitze überfrachtet. Obwohl die Story im Gothic-Milieu spielt, wirkt sie keinesfalls so süßlich wie die „Twilight“-Saga. Auch gewaltige Kampf-Szenen sucht man hier vergeblich. Die Dialoge sind stimmig. Die Story beleuchtet die Motive der einzelnen Darsteller und wird logisch erklärt.

„Black Rose Alice“ richtet sich an reifere Leser, die nervigem Klamauk wie „Vampire Diarys“ ablehnend gegenüberstehen. Eine Alice gibt es (noch) nicht, allerdings hat jeder Vampir eine schwarze Rose im Nacken. Wem dieses Tankobon der Mangaka gefällt, darf ihre weiteren in Deutschland publizierten Werke „After School Nightmare“ und „Das Spiel von Katz und Maus“ ebenfalls gern für sich entdecken.