Jonathan L. Howard: Das Institut für Angst und Schrecken (Buch)

Jonathan L. Howard
Das Institut für Angst und Schrecken
(The Fear Institute, 2010)
Ins Deutsche übertragen von Jean-Paul Ziller
Innenillustrationen: Snugbat
Goldmann, 2012, Paperback, 350 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-442-47035-8

Von Gunther Barnewald

Der vorliegende Roman stellt den dritten (mehr oder minder) in sich abgeschlossene Band der Abenteuer des Totenbeschwörers Johannes Cabal dar und ist äußerst vergnüglich und unterhaltsam geraten, zumindest auf den ersten 300 Seiten. Nur das letzte Kapitel, welches etwas mysteriös endet und damit wahrscheinlich Appetitanreger für ein weiteres Werk mit dem skurrilen Protagonisten sein soll, hätte sich der Autor definitiv sparen oder für das nächste Buch aufheben sollen. Ansonsten gelingt es Howard diesmal, einen veritablen Spannungsbogen zu erzeugen und den Leser aufs Vortrefflichste zu unterhalten.

Zum Inhalt: Cabal wird von drei Männern aufgesucht, die den Schlüssel in die sogenannten Traumlande besitzen und die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Angst zu fangen und damit für immer zu besiegen. Da im Traumlande die Angst als feste Wesenheit existiert, als sogenannter Animus, will man diese aufspüren und für immer bannen. Cabal nimmt den interessanten Auftrag an, wollte er doch schon immer mal die Traumlande besuchen.

Um einen passenden Übertrittspunkt zu finden, reisen die vier in die USA, wo sie Arkham aufsuchen. Dort scheint ein junger Student der Schlüssel zum Tor zu sein, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Doch die Traumlande sind ein gefährliches Pflaster, auch wenn Cthulhu noch schläft und einige der anderen alten Götter abwesend zu sein scheinen, merken die Reisenden nur allzu schnell, in welch seltsame und bedrohliche Welt sie sich begeben haben…

Wer sich hier an H. P. Lovecraft erinnert fühlt, der liegt völlig richtig, denn der Autor gestaltet seinen Roman als Hommage an den berühmten, längst verstorbenen Phantastik-Schriftsteller und weltfremden Sonderling aus den USA. Dabei gelingt Howard aber deutlich mehr als nur eine simple Hommage, denn seine unterkühlte, oft lakonische Art zu Schreiben erweckt in Lovecrafts Universum der gewaltigen Phantasmagorien und unnennbaren Schrecken einen ganz eigenen Zauber, deutlich einige Nummern kleiner, aber dafür um so schräger.

Immer wieder blitzt staubtrockener Humor beim Autor und seinen Helden auf, vor allem wenn der humorlose Cabal sein Gesicht mal wieder zu einem Lächeln „auseinanderschraubt“, ansonsten aber mit viel Energie sein Ziel verfolgt und mit der Sinnesschärfe eines Sherlock Holmes diverse Todesfallen enttarnt. Überhaupt geben die Traumlande dem Autor die Möglichkeit seinem Affen mal richtig Zucker zu geben, und Jonathan L. Howard macht reichlich Gebrauch von seinen doch beachtlichen stilistischen Möglichkeiten.

Die Figur des Johannes Cabal ist dabei eine sichere Bank, aber auch seine drei Reisebegleiter haben so ihre Eigenheiten und werden für den Leser sehr plastisch dargestellt. Die packende Handlung und die krude Phantasiewelt der Traumlande verschmelzen dabei zu einem absoluten Lesevergnügen, was um so erfreulicher ist, da der zweite Band der Serie doch schon deutliche „Ermüdungserscheinungen“ gezeigt hatte. Bei „Das Institut für Angst und Schrecken“ ist hiervon gar nichts mehr zu spüren, Figur, Plot und Atmosphäre sind auf ihrem Höhepunkt. Und wären die letzten knapp 40 recht unmotivierten Seiten nicht, die eventuell ein neues Abenteuer einleiten sollen (oder vielleicht doch nur des wahren Cabals Rückkehr symbolisieren?), dann wäre die vorliegende Geschichte nahezu perfekt gelungen.

Aber trotz des etwas kryptischen Endes ist das vorliegende Werk für alle Freunde skurril-gepflegter Fantasy wegen der vielen tollen Ideen, des hohen Unterhaltungswerts und des wunderbar süffisanten Stil des Autors, den Jean-Paul Ziller beachtlich gut ins Deutsche zu übersetzen gewusst hat, absolut empfehlenswert.