Alisha Bionda (Hrsg.): Der Ritt auf der Maschine – Steapmpunk 2 (Buch)

Alisha Bionda (Hrsg.)
Der Ritt auf der Maschine
Steampunk 2
Titelbild und Innenillustrationen von Crossvalley Smith
Fabylon, 2012, Paperback, 230 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-927071-70-4

Von Carsten Kuhr

Steampunk und Erotik – geht das überhaupt? Hier die Welt der ölglänzenden Maschinen, die ihren Dampf in die Atmosphäre ablassen, dort die filigranen Körper im Liebesspiel bei dem sich die Körpersäfte mischen. Die sechs Autoren, die Alisha Bionda im zweiten Band ihrer just gestarteten „Steampunk“-Reihe um sich versammelt hat, beweisen anschaulich, dass die Kombination sehr wohl geht – und wie, bin ich geneigt zu sagen.

Fast noch mehr als in der ersten Anthologie stehen phantastische Dampferfindungen im Zentrum der Erzählungen. Seien es riesige Rechner, fliegende ätherbetriebene Gleiter oder mechanische Lustspielzeuge, die Autoren lassen sich so Einiges einfallen, um ihre Protagonisten zum Gipfel der Lust zu führen. Thomas Neumaiers und Erik Hausers Beiträge ragen hierbei für meine Begriffe heraus. Sie binden auf sehr geschickte Weise die Erotik in ihre Handlung ein, ohne sie zu sehr ins Zentrum zu stellen und fesseln uns mit ihren Beschreibungen der Vorgänge.

Eingeleitet jeweils von einer zum Inhalt passenden Illustration entführen uns die Beiträge in ein Zeitalter, als scheinbar alles noch etwas geruhsamer zuging, als die Menschen noch respektierlich und zugeknöpft waren, und ihre Lust allenfalls hinter hermetisch verschlossenen Türen frönten. Dass sie selbige dabei aber hemmungslos auslebten, davon berichten uns die Verfasser wie folgt.

In Tanya Carpenters „Ein spezielles Feuer“ begleiten wir den ersten weiblichen Pathologen 1872 an die Tatorte eines Serienkillers. In ganz London tauchen unbekleidete Frauen aus der Mittelschicht auf, die offensichtlich zu Tode geliebt wurden. Die Spur führt zu dem reichsten Mann des Empires – in dessen privaten Club oberhalb seiner Gleiterfabrik kommt die attraktive Ärztin dem Verdächtigen auch körperlich näher.

Aimee Laurent berichtet uns in „Die Frau des Uhrmachers“ von einem ungewöhnlichen Junggesellenabschied. Nach dem Umtrunk im Kreis seiner Freunde will der junge Lord nur noch seine Uhr vom Uhrmacher abholen, als ihm dort eine laszive Unbekannte die Tür öffnet. Nicht nur deren offenherzige Bekleidung, auch ihre Gespielin bringen den jungen Bräutigam, der in Kürze auf die Krim in den Krieg zieht, auf ganz unzüchtige Gedanken.

Thomas Neumeier entführt uns in dem Prolog seines in Vorbereitung befindlichen Romans in „Die Secret Intelligence ihrer Majestät“ an Bord eines Leviathans der über London auf seine Fahrt gen Gibraltar wartet. Hier, weit über der Metropole, lassen es sich die Adeligen und Offiziere ihrer Majestät gut gehen. In wohltemperierten Bädern und gewärmten Gängen herrscht ganz die Lust – doch auch ein Mörder geht hier um.

Kerstin Dirks' „Déja-Vu“ greift das Motiv aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“ auf. Nachdem seine Geliebte ermordet wurde, baut ein genialer Erfinder eine Maschine mit deren Hilfe er immer wieder den schönsten, lustvollsten Tag seines Lebens neu und immer wieder abgewandelt genießen kann.

Erik Hauser berichtet in „Der Ritt auf der Maschine“ von einem genialen Erfinder. Der Elsässer in Diensten des Deutschen Reiches hat eine Gedankensteuerung erfunden mit deren Hilfe seine unbemannten Libellen die britischen Zeppeline vom Himmel holen können. Die beste Spionin des Empires wird auf ihn angesetzt – doch der findige Kopf hat noch eine andere Maschine entworfen, die einer Frau Lust bereiten kann; Orgasmen, bis sie den Verstand verliert. Doch was passiert, wenn sich die lustvolle Frau als stärker als die Maschine erweist?

Antje Ippensen schildert uns in „Die Perle der Unschuld“ von einer gekidnappten Lustdienerin. Um die regierende Herzogin mit ihren devoten Künsten als Empfängerin gar köstlicher Schmerzen zu erfreuen, haben ihre Entführer sie nicht nur betäubt, sondern ihr auch all ihre Erinnerungen genommen. Im schmerzhaften Spiel der Lust aber regen sich erste Erinnerungen an ihren kleinen Sohn. Mit Hilfe eines indischen Jungen und eines riesigen, dampfbetriebenen Rechners gelingt es ihr zu fliehen – doch ihrem Herren und Meister entgeht sie nicht.