Professor Bell 3: Der Affenkönig (Comic)

Professor Bell 3
Der Affenkönig
(Professeur Bell – Le cargo du Roi Singe)
Text: Joann Sfar
Zeichnungen: Hervé Tanquerelle
Übersetzung: David Permantier
Avant, 2008, Album, 48 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-9-39080-04-6

Von Frank Drehmel

Bot Joann Sfar in der zweiten „Professor Bell“-Geschichte mit der Figur des Schaitan und dem orientalisch-mystischen Hintergrund der abrahamitischen Religionen dem Leser noch einiges an Exotik, so beginnt diese dritte Story – abgesehen von einem absonderlichen Auftritt des Dämons Eliphas – vergleichsweise profan.

Inspektor Mazock zitiert den Professor nächtens zum Hafen, weil dort ein fünf Meter großer Affe sein Unwesen treiben soll; noch bevor Bell in seinen Mantel schlüpfen kann, steht sein alter Freund Ossur vor der Tür. Der kleine Mann, der gerade von einer langen Reise aus Fernost zurückgekehrt ist, bittet Bell ebenfalls um Hilfe, da ihm sein Geschenk für den Professor – just jener monströse Affe – abhanden gekommen ist. Kaum am Hafen angekommen, wird klar, dass der Affe nicht einfach nur aus seinem Käfig ausgebrochen ist, sondern dass zwielichtige Gestalten in Verkleidung von Zöllnern für das Verschwinden des Untiers verantwortlich zeichnen, wobei der Professor den sinistren Adam Worth als Drahtzieher des Verbrechens ausgemacht zu haben glaubt. Allein, es fehlen die Beweise!

Noch in derselben Nacht machen sich die Protagonisten getrennt an die Ermittlung der Hintergründe. Während sich Eliphas und Bell in Verkleidung in das Bankett einer illustren Verbrechergesellschaft einschleichen – Eliphas’ formwandlerische Fähigkeit sind hier Gold wert – und sich unversehens im Käfig mit einem Ungeheuer wiederfinden, rettet Ossur eine berühmte Schauspielerin vor Worth' Schergen. Zwar können Joseph Bell und Eliphas der tödlichen Gefahr entfliehen, jedoch nicht verhindern, dass der riesige Makake erneut fortgeschafft wird, um nun einer perfiden Jagdgesellschaft unter Worth’ Leitung als Beute zu dienen. Doch Bell wäre nicht Bell, wenn er nicht noch einen Trumpf in der Hinterhand hätte.

Zeichnete bisher Joann Sfar auch für das Artwork verantwortlich, so liegt die grafische Umsetzung ab dem vorliegenden Band in den mit viel Talent gesegneten Händen Hervé Tanquerelles, eines 1972 in Nantes geborenen Künstlers. Rein stilistisch sind die Unterschiede zu Sfars gleichermaßen ausdrucksstarken wie ungewöhnlichen Artwork marginal und beschränken sich bei langem und genauem Hinsehen auf einen etwas zarteren Strich und etwas weniger mutige Schatten, sofern das nicht nur Einbildung infolge eines zu intensiven Suchens ist.

Die Story selbst ist mit gleich mehreren Höhepunkten wendungsreich inszeniert, wobei die Haupthandlung von einer Art Prolog und Epilog umrahmt ist. Zwar ist ein Hauch von King Kong nicht zu verleugnen, aber letztlich ist das ein nur flüchtiger Eindruck, da die Protagonisten so stark und interessant sind und die Story voller leichtem bis bitterbösem Humor steckt, dass die Eigenständigkeit der Ideenwelt Sfars nicht ernsthaft in Frage gestellt werden kann.

Fazit: Ein weiteres Comic-Highlight; auch wenn es der Geschichte an unheimlichen Momenten mangelt, weil sie einen eher klassischen Kriminalfall erzählt, so ist nicht nur die Atmosphäre beeindruckend intensiv und dicht, sondern auch die einzigartigen, lebendigen Protagonisten überzeugen in Gänze.