Die Ducks – Eine Familienchronik (Comic)

Die Ducks – Eine Familienchronik
Aus dem Amerikanischen von Michael Bregel, Dr. Erika Fuchs u. a.
Mit einem Vorwort von Michael Bregel
Ehapa, 2010, Hardcover, 400 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3379-7

Von Irene Salzmann

Jeder Disney-Fan kennt Onkel Dagobert und Oma Duck, Donald und seine drei Neffen Tick, Trick und Track, die Vettern Dussel Duck, Gustav und Franz Gans, Freunde der Familie wie Daniel Düsentrieb und Tante Daisy etc., die allesamt über diverse Vorfahren miteinander verwandt sind. Es gibt durchaus eine Vielzahl wiederkehrender Angehöriger, die nur gelegentlich auftreten und darum weniger bekannt sind, vielleicht auch nur überwiegend von den europäischen Zeichnern verwendet werden.

Carls Barks hat bloß vage einen Stammbaum der Ducks ausgearbeitet, auf den sich Don Rosa stützte und den er entsprechend erweiterte, wobei widersprüchliche Verwandtschaftsverhältnisse, die von anderen Künstlern eingeführt wurden, keine Berücksichtigung fanden. Für den deutschen Leser kommt noch der verwirrende Punkt hinzu, dass manche Figuren anfangs unter einem anderen Namen vorgestellt wurden, bevor sich der gegenwärtige durchsetzte. Michael Bregel gibt in seinem Vorwort nähere Details preis und ergänzt mit gezielten Informationen zu den Figuren, die im vorliegenden Band besonders hervorgehoben werden. Natürlich tritt nicht jeder Ahnherr oder weit entfernte Verwandte in Erscheinung; das würde den Rahmen dieser Anthologie gewiss sprengen. Aber man lernt tatsächlich den einen oder anderen Duck kennen, von dem man bislang noch nie gehört hatte.

Das Buch beinhaltet vierzig Geschichten von so bekannten Künstlern wie Vicar, Mau und Bas Heymans, Romano Scarpa, Don Rosa und Carl Barks. Fünf davon sind deutsche Erstveröffentlichungen.

Vetter Theobald ist „Ein umworbener Anverwandter“, der seine Familie besucht. Dagobert, Primus und Gustav hoffen, dass ihr Gast sich als spendabel erweist, doch haben sie Pech. Donald und seinen Neffen tut es leid, dass sich plötzlich niemand mehr um den Onkel kümmert und nehmen ihn bei sich auf. Die Überraschung folgt.
„Alte Geschichten“ schreibt Zeno Zaibengeier, ein Vetter von Donald. Als Comic-Künstler gehen ihm nämlich die Ideen aus. Die Verwandten tun alles, um ihn zu inspirieren – aber wer will schon Comics über eine kuriose Familie lesen?
Ein weiterer Vetter von Donald ist Danny Duck, „Das schwarze Schaf der Familie“. Seinen Besuch kündigt Danny ausgerechnet an, als Donald sich um eine Stelle bei einem der reichsten Männer Entenhausens bewirbt. Der Zufall will es, dass sich dessen Tochter versehentlich im Safe einschließt und nur einer Rettung bringen kann.
Ein zweiter Vetter namens Danny Duck ist „Die feine Verwandtschaft“. Prompt wird Donald von ihm hereingelegt, denn Danny braucht einen Strohmann für seine krummen Geschäfte.
„Dagoberts Sohn“ ist für alle eine große Überraschung. Nachdem Dirk Deiner Dagobert davor bewahrte, von einem Auto überfahren zu werden, adoptiert dieser ihn kurzerhand. Donald ist voller Skepsis und hat ein Auge auf Dirk – zu Recht.
Dagobert hütet eine Menge „Familiengeheimnisse“. Eines betrifft Onkel Dietram, der nicht ganz der ist, für den ihn jeder hält. Die Wahrheit soll nicht ans Licht kommen, und so beginnt eine langwierige Jagd nach dem Beweis.

Das ist nur eine kleine Auswahl an Geschichten – den Lesern erwartet noch sehr viel mehr. Bei der Gelegenheit wird zum Beispiel auch erzählt, wie Donald zur Welt kam und wer ihn großzog, warum er sich um seine Neffen kümmern muss, wieso Gustav seine Geburtstage fürchtet, weshalb Franz sich von Oma Duck umsorgen lässt und fast gar nichts arbeiten muss, was Fräulein Rührig, Dagoberts ältliche Sekretärin, treibt, wenn sie im Geldspeicher allein ist. Man erlebt die Ducks in ihren typischen Rollen und in abwechslungsreichen Storys, die alltägliche Themen und Anspielungen auf aktuelle Ereignisse verarbeiten, in SF- und Fantasy-Szenarien sowie in spannenden Krimi-Erzählungen. Anschaulich und farbenfroh sind die kurzen und längeren Geschichten umgesetzt.

„Die Ducks – Eine Familienchronik“ ist ein dickes Comic-Buch, das sich schmuck im Bücherregal macht. Die Texte von Michael Bregel sind informativ und die Storys passend ausgewählt. Der aufwändig gestaltete Band mit beigefügtem Poster wendet sich in erster Linie an erwachsene Sammler. Die Lektüre ist ein großer Spaß für Jung und Alt, insbesondere da viele weniger bekannte Charaktere auftreten, die für gelungene Abwechslung sorgen.