Lori Handeland: Wolfspfade (Buch)

Lori Handeland
Wolfspfade
Kreaturen der Nacht 6
(Rising Moon, 2007)
Aus dem Amerikanischen von Patricia Woitynek
Lyx, 2010, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 360 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8262-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Die Privatdetektivin Anne Lockheart gibt sich die Schuld am Verschwinden ihrer Schwester Katie. Hätte sie diese nach einem albernen Streit nicht versetzt, wäre das Unglück bestimmt nicht passiert. Nachdem Anne ein Foto zugespielt wurde, das Katie vor einem Jazzclub in New Orleans zeigt, folgt sie der vagen Spur und bezieht sogar ein Zimmer im ‚Rising Moon‘, wo sie als Kellnerin aushilft. So kann sie den Gästen Fragen stellen und den mysteriösen Besitzer des Clubs, den blinden Saxophnisten John Rodolfo, im Auge behalten.

Unterstützung erhält Anne von Detective Connor Sullivan, der in einem bizarren Fall von Entführungen und Serienmord ermittelt und Zusammenhänge sieht, vor denen seine Kollegen die Augen verschließen. Er befürchtet, dass auch Katie zu den Opfern zählt und findet heraus, dass das Foto manipuliert wurde. Es scheint, als habe jemand Ann nach New Orleans locken wollen – aber wer und zu welchem Zweck?

Anne und Connor kommen sich näher, aber das Herz der jungen Frau schlägt für John, der sie einerseits in seinem Bett willkommen heißt, sie andererseits auf Distanz zu halten versucht, da ihn ein grausames Geheimnis belastet. Connor vermutet, dass John mehr weiß, als er verrät, und beobachtet den Rivalen misstrauisch und eifersüchtig. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Connor wird von einem Wolf angegriffen. Trotz einer tödlichen Wunde flieht er aus dem Krankenhaus. Wenig später erkennt Anne ihn kaum wieder und kann ihm nur entkommen, weil ein anderer Wolf eingreift. Etwa John, den sie verdächtigt, ein Werwolf zu sein? In der Menge entdeckt sie eine junge Frau, die Katie aufs Haar gleicht, doch einen Moment später ist sie nicht mehr zu sehen. Erst als sie einander erneut begegnen, begreift Anne, dass sie sich in größerer Gefahr befindet, als angenommen…

Mit Band 4, „Wolfsfieber“, verlagerte sich die Handlung der „Kreaturen der Nacht“-Serie nach Louisiana beziehungsweise New Orleans, und Lori Handeland verknüpft mehr oder weniger den Werwolf-Mythos mit dem Voodoo-Zauber. Charaktere aus „Wolfsfieber“ und „Wolfsbann“ sowie früheren Romanen („Wolfskuss“, „Wolfsgesang“, „Wolfsglut“) spielen die Statisten und Helfer in größter Not, schaffen dadurch eine lockere Verbindung zwischen den in sich abgeschlossenen Büchern. Man muss diese nicht gelesen haben, da das Wesentliche kurz erklärt wird, aber man bringt sich als Quereinsteiger um den Aha-Effekt.

Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht Anne Lockheart – und gleichzeitig auch zwischen zwei Männern, dem ehrlichen, aber etwas hausbacken wirkenden Detective Connor Sullivan und dem geheimnisvollen, attraktiven Club-Besitzers John Rodolfo, denen treue Fans bereits begegnet sind. Während der eine zu dem wird, was er jagt, hat der andere mit seiner grausamen Vergangenheit abgeschlossen und will sühnen. Dabei erhält er sogar Unterstützung von potentiellen Gegenspielern, die von seiner Aufrichtigkeit überzeugt sind. Tatsächlich gibt es auch eine Beziehung zwischen John und Katie, doch würde man zu viel verraten, ginge man an dieser Stelle näher auf die Rolle von Annes Schwester ein. Auf jeden Fall muss die Privat-Detektivin einige Rätsel lösen, tödliche Fallen umgehen und entscheiden, welcher Mann für sie der richtige ist. Die spannende Handlung wird mit einigen erotischen Einlagen garniert, so wie man es von Lori Handeland gewohnt ist.

Auch wenn sich die Serie in erster Linie an ein weibliches Publikum ab 15 Jahre wendet, das der Romantic Mystery zugetan ist, so dürften sich auch die Freunde von Horror, Mystery und Dark Fantasy gut unterhalten fühlen, da die Handlung genug phantastische Action bietet.

Allein dass der Plot stets demselben Schema folgt, demnach früher oder später die Werwolfjäger eingreifen, die Ärztin des Teams so manchen Werwolf, den die Leserinnen sympathisch finden, rettet und jeder, der von diesen Dingen weiß, von der Organisation rekrutiert und zum Statisten deklariert wird, strapaziert zunehmend die Geduld, und man wünscht sich, dass auch die Statisten größere Handlungsanteile erhalten, statt dem Vergessen anheimzufallen.