Catwoman 1: Spieltrieb (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 04. Juli 2012 18:39
Judd Winick
Catwoman 1
Spieltrieb
(Catwoman Vol. 4, 1-6, 2011/2012)
Aus dem Amerikanischen von Carolin Hidalgo
Titelillustration und Zeichnungen von Guillem March
Panini, 2012, Paperback, 128 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-457-4
Von Irene Salzmann
Das Crossover „Flashpoint“ leitete „das neue DC-Universum“ ein. Zum wievielten Mal? Die eingefleischten Fans haben möglicherweise mitgezählt, wie oft die Geschichte der DC-Helden resetted wurde, um Junglesern den Einstieg interessant zu machen, indem sie ab Band 1 dabei sein dürfen und nicht länger einen Ballast von mehreren hundert Heften mit sich schleppen müssen, die sie niemals würden lesen können.
Diese Neuanfänge kamen zuletzt in immer kürzeren Abständen. Man fragt sich, ob die Strategie, durch die viele reizvolle Entwicklungen für Null und Nichtig erklärt werden, den Lesern wirklich gefällt … Außerdem wird es auf diese Weise einfacher, beliebte Helden zu ‚töten‘, denn ein Neuanfang macht ihre Rückkehr umso einfacher. Und ein Superhelden-Universum entsprechend unglaubwürdiger.
Eine der neuen Serien ist Catwoman gewidmet, die mittlerweile einen festen Platz im DC-Universum und in der „Bat“-Familie hat. Die Selina Kyle, die man hier kennenlernt, ist jedoch völlig anders als ihre früheren Versionen. Sie wirkt wie ein verlorener Teenager, der keinen Halt findet, Einbrüche wegen des Thrills begeht, sich aus genau diesem Grund auf eine gefährliche Beziehung mit ‚dem Feind‘ (Batman) einlässt und in ihrem unbekümmerten Egoismus Unbeteiligten das Verderben bringt. Denn Selina begeht den Fehler, sich mit einem Schurken anzulegen, der keine Skrupel kennt und infolge eine Freundin und Hehlerin von ihr brutal ermordet. Batmans Warnungen schlägt Catwoman in den Wind, was einen zusätzlichen Keil zwischen die beiden treibt. Alles läuft auf Selbstzerstörung hinaus, und ein Happy End, wie es schon einmal greifbar war, scheint unmöglich.
Dies mag dem Zeitgeist der heutigen Jugend entsprechen, die den no future-Gedanke in sich trägt, nicht an das Morgen denken will, aber jetzt grenzenlosen Spaß haben möchte und über die Stränge schlägt. Da ist auch kein Platz für Romantik, sondern es geht um Sex zwischen Catwoman und Batman. Beide genießen den Moment, zeigen jedoch keine Gefühle und kümmern sich nicht um etwaige Konsequenzen. Das wirkt sehr hart und ist so ganz anders als die bisherige Hass-Liebe der beiden, bei der letztere Emotion überwog.
Auch zeichnerisch erscheinen die Charaktere kantiger, härter. Vorbei leider die Zeit von Jim Balent, der eine der hübschesten Catwoman-Versionen zu Papier brachte.
Wenn alle DC-Helden einen solch radikalen Wandel durchmachten, härter und weniger sympathisch sind denn je, müssen sich vor allem die reiferen Leser sehr umstellen. Und es ist noch nicht sicher, ob diese neue Linie überall auf Gegenliebe stoßen wird.